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Erstes Aktivhaus B10 ab sofort für Öffentlichkeit zugänglich

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Vorausschauend und selbstlernend: das gesamte Energiemanagement des neuen Forschungshauses von Architekt Werner Sobek lernt ständig dazu und regelt intelligent. Der effiziente Umgang mit Energie bei höchstem Komfort für die Nutzer ist das Ziel. Das „erste Aktivhaus der Welt“ in der Suttgarter Weißenhofsiedlung wird so zum Trendsetter für nachhaltiges Bauen im Quartier – mit dem Prinzip der Schwesterlichkeit als oberstem Gebot.

Das erste Aktivhaus der Welt steht in Stuttgarts Weißenhofsiedlung9. Juli 2014. Die Stuttgarter Weißenhofsiedlung hat eine neue Attraktion: Im Bruckmannweg 10 errichtete Architekt Werner Sobek zusammen mit Partnern wie SchwörerHaus, Daimler, alphaEOS oder me.Ahrendt das faszinierende erste Aktivhaus weltweit. Das liebevoll B10 genannte Forschungshaus entstand in nur sieben Monaten von der ersten Idee bis zur gestrigen Eröffnung im Stuttgarter Sommerregen. Das B10-Haus erzeugt dank einer wassergekühlten Solaranlage auf dem Dach 200 Prozent seines Energiebedarfs selbst – genug Energie, um zwei smart fortwo electric drive sowie das benachbartem denkmalgeschützte Weißenhofmuseum mit Strom zu versorgen.

Die „vorausschauende Heizungssteuerung“ der alphaEOS AG ist im Rahmen des Projektes zu einem umfassenden Gebäudemanagementsystem erweitert worden. Das alphaEOS-System bezieht etwa Wetterdaten und das Nutzerverhalten mit ein, kommuniziert nicht nur mit sämtlichen Geräten wie Licht, Herd usw., sondern auch mit der Go-Q-Matrix, die für die gesamte Wärmeverteilung verantwortlich ist. So wird ständig entschieden, wohin die solarthermisch oder photovoltaisch erzeugte Energie hinfließen soll: Neben einem Eisspeicher und einem thermischen Speicher verfügt das Gebäude u.a. auch über einen Lithium-Ionen-Speicher von Knubix.

B10 by Werner Sobek
Mit dem Elektroauto direkt ins Aktivhaus fahren – Daimler, SchwörerHaus und Werner Sobek machen es möglich

Das Gebäudeautomationssystem von alphaEOS dürfte dank des Prestige-Projekts B10-Haus in Zukunft weltweit Karriere machen: „Wir führen Gespräche mit den Regierungen von Argentinien und Türkei“, sagte Werner Sobek bei der Eröffnung des Aktivhauses. Wahrscheinlich ist, dass das Grundkonzept des B10-Hauses also nicht nur in deutschen Städten zum Einsatz kommen wird, sondern auch in anderen Regionen, in denen Wohnungsnot herrscht und intelligente Lösungen für nachhaltiges Bauen besonders gefragt sind.

Aktivhaus-B10-in-geschlossenem-Zustand
Die Terrasse wird abends hochgeklappt, um die Dämmung im Aktivhaus zu optimieren.

Das Smart Home System lässt Szenarien ganz einfach realisierbar werden, die sonst oft noch recht komplex eingestellt werden müssen. So ist alphaEOS auch mit den beiden Elektroautos verbunden und bereitet das Haus beispielsweise auf die Ankunft seiner Nutzer vor: Die Terrasse/Fassade wird wenn nötig heruntergeklappt, die Heizung rechtzeitig angeschaltet oder die passende Lichtstimmung erzeugt. Wenn der Bewohner das Haus übereilt verlassen muss, wird dagegen das Licht ausgeschaltet, die Heizung so weit heruntergeregelt, dass keine Schimmelbildung passieren kann und kontrolliert, ob der Herd ausgeschaltet ist.

Prinzip der Schwesterlichkeit

Küchenzeile im Aktivhaus B10
Ist der Herd auch aus? Das Gebäudemanagement von alphaEOS macht diesen Gedanken nach dem Verlassen des Hauses überflüssig.

In der Weißenhofsiedlung wird auch das Prinzip der Schwesterlichkeit demonstriert, das Sobek über genossenschaftliche Konzepte als wichtigen Eckpfeiler der deutschen Energiewende betrachtet. Denn das B10-Haus versorgt als starkes, neu gebautes und auf Energieeffizienz getrimmtes Haus nicht nur sich selbst, sondern gleich noch das Weißenhofmuseum dazu. Die Kosten für eine energetische Sanierung dieses denkmalgeschützten Hauses sind ungleich teurer.

Übertragen auf andere Anwendungsfälle bedeutet das Prinzip etwa, dass der Besitzer eines denkmalgeschützten Hauses nicht selbst eine teure, energetische Sanierung oder Investition in erneuerbare Energien vornimmt, sondern sich anteilig an der PV-Anlage auf dem Flachdach des nahegelegenen Supermarktes beteiligt. „Wir brauchen solche Lösungen innerhalb der Nachbarschaft“, betonte Sobek. Gelinge dies, würden HGÜ-Leitungen zum Transport von Offshore-Windstrom nach Baden-Württemberg nur noch für die Versorgung der Industrie benötigt.

Kühl- und Heizelemente sorgen für angenehmes Raumklima
Kühl- und Heizelemente sorgen für angenehmes Raumklima

Das Aktivhaus zeigt eine Fülle von Innovationen und Ideen, die sich womöglich beim künftigen Bauen durchsetzen werden. Beispielsweise ist die separate Dusche mit einem Wandspiegel ausgestattet, hinter dem sich ein Heizpapier befindet – wird die Tür geöffnet, geht nicht nur das Licht an im kleinen Bad, sondern auch das Heizpapier wird erwärmt und sorgt durch Strahlungswärme für komfortables Duschen.

Vakuumverglasung mit starken Dämmwerten

Auch die Dämmung im Aktivhaus ist weltweit einzigartig: So setzt Sobek auf eine Vakuumverglasung, die doppelt so gut dämmt wie hochwertige Dreifachverglasungen. Um Energie zu sparen, kann außerdem die Terrasse vor dem Aktivhaus hochgeklappt werden: Ist dies der Fall, ist das Gebäude eine sehr gut gedämmte Box. Nachteil für die Nutzer: Die drei Terrassenelemente müssen vor dem Hochklappen jeweils leer geräumt werden.

Mit dem smart fortwo electric drive können die Bewohner übrigens direkt ins Gebäude fahren – gerade für ältere Menschen kann diese Möglichkeit in Zukunft durchaus eine sinnvolle Angelegenheit sein. Ein Drehteller sorgt dafür, dass sowohl vorwärts rein- wie auch rausgefahren werden kann. Der Forschung des Zusammenspiels von Gebäudeautomation und Elektromobilität wird in den kommenden drei Jahren der Schwerpunkt gehören.

B10 Haus ist eröffnet
Andrang bei der Eröffnung des B10 Hauses im Stuttgarter Sommerregen

In den kommenden vier Wochen ist das Aktivhaus B10 in der Stuttgartter Weißenhofsiedlung zu bestimmten Zeiten für die Öffentlichkeit zugänglich. Anschließend, in zirka vier Wochen, wird es einer Büronutzung von zwei Studenten übergeben. Im zweiten Jahr soll dann eine Wohnungsnutzung ausprobiert werden. Wer in dem kleinen Gebäude mit der Glasfront wohnen möchte, kann sich bei der gemeinnützigen Stiftung, die das B10 Aktivhaus errichtet hat, bewerben.

Die Basis für das Aktivhaus B10 bilden die „Flying Spaces“ genannten Fertigbauteile von SchwörerHaus. Der Fertigbauer hat das Haus weitgehend gebaut und – wie weitere Partner auch – kräftig investiert. Bauherr des Projekts ist die E-Lab Projekt GmbH, eine Projektgesellschaft des gemeinnützigen Stuttgart Institute of Sustainability Stiftung e.V. (SIS). (Bilder: Martin Jendrischik / Werner Sobek)

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% S Kommentare
  1. Gerti sagt

    Wow…. ich bin immer wieder begeistert von solchen Erschaffungen…*Gefällt mir sehr*…bitte jetzt auch noch in „bezahlbar“

    Gruß
    Gerti vom Gebäudemanagement

  2. Idfx sagt

    Tolles Projekt des Büro Sobek. Herzlichen Glückwunsch!
    Was aber physikalisch aus meiner Sicht nicht funktioniert ist mittels einer relativ kleinen PV (auf einem kleinen Gebäude) den großen Energiebedarf des benachbarten denkmalgeschützten Gebäudes zu decken.
    So viel PV und Speicher kann man trotz allen Ansätzen der Schwesterlichkeit nicht bauen, damit das so funktionieren kann.
    Wegen mir kann die Strombilanz noch teilweise gedeckt werden aber die Wärmebilanz des großen Corbusier-Blocks mittels PV aus dem „kleinen“ B10 zu decken geht so nicht!

    1. Hallo,

      vielen Dank für Ihren Kommentar – es geht bei der Mitversorgung des Museums soweit ich im Bilde bin rein um Stromversorgung, nicht um Wärme. Die Aussagen basieren auf Simulationen – obs der Realität letztlich Stand gehalten hat, wird an in einem oder zwei Jahren sehen.

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