Sila Nano baut Gigawattstunden-Fabrik: Silizium-Anoden für BMW und Daimler

Fabrik entsteht in Washington. Coatue führte 2021 eine große Finanzierungsrunde von Sila Nano an – Silizium-Anoden ab 2025 in Elektroautos von BMW und Mercedes-Benz?

Sila Nano, Cleantech-Unternehmen aus Alameda in Kalifornien, hat eine beachtliche Finanzierungsrunde in Höhe von 590 Millionen US-Dollar abgeschlossen, nachdem es bereits im Sommer 2018 zu einer Finanzierung des Unternehmens gekommen war. Sila Nano ist einem Hersteller von Silizium-Anoden für Lithium-Ionen-Batterien. Mittlerweile sind die ersten Produkte mit Batterien ausgeliefert. Mit dem frischen Kapital soll nun eine Gigawattstunden-Fabrik im US-Bundesstaat Washington entstehen – der erste Output ist für 2024 vorgesehen.

Die Serie-F-Finanzierung basiert auf einer Bewertung von – im Vergleich etwa zu Quantumscape – bescheidenen 3,3 Milliarden US-Dollar. Angeführt wurde die Runde von Coatue. Darüber hinaus beteiligten sich die bestehenden Investoren 8VC, Bessemer Venture Partners, Canada Pension Plan Investment Board und Sutter Hill Ventures an der Runde.

Mit der Finanzierung will Sila Nano eine neue Fabrik bauen, um die wachsende Nachfrage von Smartphone- und Automobilkunden zu bedienen. Das in Alameda, Kalifornien, ansässige Unternehmen unter der Leitung von CEO Gene Berdichevsky baut ein 600.000 Quadratmeter großes Industriegebäude auf einem 160 Hektar großen Gelände in Moses Lake, Washington, in eine Hightech-Fabrik um, die in der ersten Phase genügend Anodenmaterial für die Batterien von bis zu einer halben Million Elektrofahrzeugen pro Jahr produzieren wird.

Gene Berdichevsky war einst der siebte Mitarbeiter von Tesla, arbeitete als Batterie-Ingenieur 2004 für den Autobauer, der mittlerweile in Texas residiert. Insbesondere an den Batteriesystemen für den Tesla Roadster wirkte Berdichewvsky mit. 2011 schließlich gründete er Sila Nano mit, und sammelte seitdem 925 Millionen US-Dollar Venture Capital ein. Ziel: Eine siliziumbasierte Technologie zu etablieren, die Batterien billiger macht.

Fabrik könnte 2024 in Betrieb gehen

Im Laufe der Zeit könnte die Anlage, die 2024 in Betrieb gehen soll, so ausgebaut werden, dass sie genügend Anoden auf Siliziumbasis für die Batterien von Millionen von Elektrofahrzeugen produziert. Die Produktion in der Fabrik wird auf mit erneuerbaren Energien betrieben. Auch die USA fördern, ähnlich wie die EU, einheimische Batterieproduktion mit Milliardensummen. So soll die Abhängigkeit von den Produzenten aus Asien reduziert werden. Denkbar wäre allerdings auch gewesen, dass Sila Nano die Fabrik in Europa aufbaut, weil die ersten Kunden BMW und Mercedes-Benz sein werden.

Die Fabrik in Washington soll „die erste Anlage im Weltmaßstab“ werden, und die Blaupause für den Nachbau in den USA, aber auch in Asien und Europa. Zu Beginn sollen High-End-Fahrzeuge von BMW oder Mercedes bedient werden – nach und nach von vielen Herstellern in unterschiedlichste Anwendungsfälle.

Mittlerweile sind die Batterien mit den Silizium-Anoden bereits in Consumer-Geräten erhältlich. Welche genau das sind, verrät das Cleantech-Unternehmen allerdings noch nicht.

Sila Nano entwickelt Materialien, die einen neuen Standard für Batterien setzen. Durch eine neue Chemie der Batteriematerialien ermöglicht das Unternehmen leichtere, sicherere Batterien mit höherer Energiedichte für die Masseneinführung von Elektrofahrzeugen, intelligentere, langlebigere tragbare Elektronik und eine breitere Nutzung von erneuerbaren Energiequellen. Ihr erstes Produkt ist eine Anode auf Siliziumbasis, die eine 20-prozentige Verbesserung gegenüber dem heutigen Stand der Technik traditioneller Lithium-Ionen-Batterien aufweist, mit dem Potenzial, mit der Zeit eine 50-prozentige Verbesserung zu erreichen.

Konkret will Sila Nano jetzt eine 100-Gigawattstunden-Fabrik errichten. Dort soll siliziumbasiertes Anodenmaterial hergestellt werden, um weitere Smartphone-Kunden einerseits sowie Kunden aus dem Automobilsektor andererseits zu bedienen. Zu diesen zählen auch BMW und Daimler.

„Es hat acht Jahre und 35.000 Iterationen gebraucht, um eine neue Batteriechemie zu entwickeln, aber das war nur der erste Schritt. Damit sich eine neue Technologie in der realen Welt durchsetzen kann, muss sie skaliert werden, was Milliarden von Dollar kosten wird. Aus unserer Erfahrung mit dem Bau unserer Produktionslinien in Alameda wissen wir, dass wir mit der heutigen Investition in unser nächstes Werk auf dem richtigen Weg sind, um bis 2025 Autos und Hunderte von Millionen Verbrauchergeräten mit Strom zu versorgen.“

Gene Berdichevsky, CEO von Sila Nanotechnologies

Früheren Aussagen zufolge war geplant, schon 2023 lieferfähig zu sein – dieser Zeithorizont hat sich mittlerweile verschoben: 2024 soll nun mit der Produktion in der Fabrik in Washington begonnen werden. Ab 2025 könnten dann Elektrofahrzeuge etwa von BMW und Mercedes-Benz darüber mit elektrischer Energie versorgt werden.

„Wir glauben, dass Sila Nano eine Batterietechnologie geschaffen hat, die neu und bahnbrechend ist und einen klaren Weg zur Skalierung und breiten Einführung hat“, sagte Jaimin Rangwalla von Coatue Management. „Wir sind begeistert von der Möglichkeit des Teams, die bestehende globale Lithium-Ionen-Produktionsinfrastruktur zu nutzen und dabei zu helfen, die Zukunft der Energiespeicherung zu verändern. Wir freuen uns auf unsere zukünftige Partnerschaft mit Gene und seinem unglaublichen Team, während sie daran arbeiten, das Potenzial auszuschöpfen, einen neuen Standard für Batterien zu setzen.“

Jaimin Rangwalla, Coatue Management

Da die Welt auf Elektrofahrzeuge und ein auf erneuerbaren Energien basierendes Energiesystem umsteigt, steigt die globale Batterieproduktion von heute 20 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr in 2010 auf 2.000 GWh pro Jahr bis 2030 und 30.000 GWh pro Jahr bis 2050. Das Material von Sila Nano wurde als Drop-in-Ersatz für Graphit in bestehenden Lithium-Ionen-Fabriken entwickelt und ermöglicht es Batterieherstellern, die Energiedichte ihrer Produkte drastisch zu verbessern, ohne den Batterieherstellungsprozess oder die Ausrüstung ändern zu müssen.

Lesen Sie hier den älteren Beitrag vom August 2018:

Im März 2018 gaben BMW und Sila Nanotechnologies eine Partnerschaft bekannt. Das Cleantech-Unternehmen will eine neue Batterietechnologie auf den Markt bringen, die BMW ab 2023 in seinen Elektroautos einsetzen möchte. Jetzt hat Sila Nano zumindest finanziell den nächsten Schritt gemacht: In Einer Series-D-Finanzierungsrunde hat das Unternehmen aus den USA weitere 70 Millionen US-Dollar eingesammelt. Die Gesamtinvestition seit 2011 beläuft sich damit auf 125 Millionen US-Dollar.

Angeführt wurde die Finanzierungsrunde von Sutter Hill Ventures. Weitere Investoren sind Next46, unterstützt von Siemens, und Amperex Technology. Frühere VC-Investoren waren Bessemer Venture Partners, Chengwei Capital, Matrix Partners, Samsung und in-Q-Tel. All diese Finanzgeber hoffen darauf, dass Sila Nano die eigene Batterietechnologie als nächste Generation der Lithium-Ionen-Batteriesysteme erfolgreich auf den Markt bringen wird.

Mike Speiser von Sutter Hill Ventures jedenfalls ist davon überzeugt:

Wir unterstützen Unternehmen, die große Probleme lösen, die es zu lösen gilt, und Sila ist ein gutes Beispiel dafür. Dramatisch bessere Batterien werden die Landschaft des Telefons in der Tasche, der Autos auf der Straße und der gesamten Netzinfrastruktur verändern.

Um die zukünftigen Ziele verschiedener Industrien zu verwirklichen, erkannte Sila Nano, dass bedeutende Fortschritte in der Lithium-Ionen-Technologie notwendig waren. Das Cleantech-Unternehmen konzentriert sich auf die Entwicklung und Vermarktung der nächsten Generation von Batteriematerialien. Ihre ersten Produkte sind eine Familie von Silizium-dominanten Anodenmaterialien, die herkömmliche Graphitelektroden vollständig ersetzen. Diese Materialien wurden für die kostengünstige Produktion in den heutigen Zellherstellungsverfahren entwickelt, ermöglichen eine hohe Zyklenfestigkeit und hohe Energiedichte in Batteriezellen der nächsten Generation.

„Wir haben die letzten sieben Jahre damit verbracht, kritische neue Materialien zu entwickeln, um die Speicherkapazität von Batterien zu verbessern. Mit der bewährten Chemie bewegen wir uns nun in eine neue Phase der Marktanwendung und Herstellung im industriellen Maßstab“, sagte Gene Berdichevsky, CEO von Sila Nano.

Mit dem frischen Kapital will das Unternehmen die Kommerzialisierung seiner Technologie beginnen und beschleunigen, um der großen Nachfrage nach der Batterietechnologie der nächsten Generation gerecht zu  werden, so Sila Nano in seiner Pressemitteilung Die heutigen News folgen der Ankündigung des Unternehmens zu Beginn des Jahres mit der BMW Group.

Hier finden Sie den Beitrag vom 20. März 2018:

Es heißt oft, die Lithium-Ionen-Batterietechnologie sei ausgereift und werde keine neuen Innovationen mehr hervorbringen. Eine Kooperation zwischen BMW und dem Cleantech-Unternehmen Sila Nanotechnologies aus San Francisco könnte jetzt das Gegenteil belegen. Jedenfalls kündigt Sila im Wall Street Journal (Artikel hinter Bezahlschranke) an, BMW werde ab 2023 (Mittlerweile korrigiert auf 2024 oder 2025) auf die eigenen Batteriematerialien setzen. Und – so WSJ – damit der lange erwartete nächste Technologiesprung in der Batterie-Technologie kurz bevor. Bedeutet etwa für Smartphones: 10 bis 30 Prozent längere Lebensdauer.

Fünf Jahre sind im Zyklus der Automobilbranche keine unüberwindbar lange Distanz. Insofern ist möglich, was Sila Nanotechnologies jetzt als Kooperation mit BMW vermeldete. Sila ist spezialisiert auf die Entwicklung und Produktion von Batteriematerialien. Ein Beispiel dafür sind Anodenmaterialien, die vorwiegend aus Silizium bestehen und bisherige Graphitelektroden ersetzen könnten. Wird daraus eine Batterie-Revolution?

Für schnelleren Fortschritt arbeitet die BMW Group bereits seit längerem zusammen mit Sila Nano an der Entwicklung des Silizium-Anodenmaterials für den Automobilmarkt. Die beiden Unternehmen arbeiten mit vereinten Kräften daran, die bahnbrechende Technologie anzuwenden und so die für leistungsstarke Elektrofahrzeuge benötigte Performance und industrielle Nutzung zu erzielen.

Sila Nanotechnologies: Technologie funktioniert schon heute

Schon heute sorgten diese Materialien für hohe Lebensdauer, sehr geringe Größe und hohe Energiedichten in Batteriezellen der nächsten Generation. Die herkömmliche Batteriechemie (Graphitanoden, Lithium-Metalloxid-Kathoden) sei hingegen ausgereizt und stoße an technische Grenzen – diese Aussage deckt sich mit den eingangs erwähnten Grenzen. Daher widme man sich einer neuen Generation von Werkstoffchemie mit höherer Speichereffizienz. Diese soll mit herkömmlichen Zellfertigungs-Prozessen wirtschaftlich sein.

Anfang der nächsten Dekade sollen die ersten Produkte von Sila Nano kommen. Damit werde man einen neuen Leistungsstandard für Elektrofahrzeuge setzen, hieß es. Zu den Investoren des Unternehmens gehören Bessemer Venture Partners, Matrix Partners und Sutter Hill Ventures. In einigen Medienartikeln hat sich auch BMW ähnlich positiv zum Potenzial der Technologie von Sila Nanotechnologies geäußert.

Dennoch: Bis 2023 ist noch ein langer Weg – womöglich hat auch Tesla eine veränderte Batterie-Technologie im Köcher, um die doch eher unrealistischen Zieldaten des Tesla-Semi zu erreichen. Angesichts der rasanten, globalen Aufmerksamkeit für Elektromobilität, bewegt sich scheinbar auch Vieles im Batteriesektor selbst.

(Dieser Beitrag und dessen Pläne mit BMW und Mercedes-Benz erschien zunächst am 31. Januar 2021, wurde am 4. Mai 2022 überarbeitet und erweitert)

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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