Berliner Verkehrsbetriebe ordern 30 Elektrobusse

Berlin, Wiesbaden, Köln - überall bewegt sich etwas in Richtung Elektromobilität im ÖPNV. Münster setzt auf Wasserstoff, die Berliner Verkehrsbetriebe auf klassische Elektrobusse von Daimler und Solaris

Die Nachrichten über Elektrobusse im ÖPNV in Deutschland könnte unterschiedlicher kaum sein: In Münster wird ein Wasserstoffbus getestet, in Wiesbaden verzögert sich die eBus-Bestellung, Köln will bis 2030 komplett umsteigen und in Berlin wurden gerade 18 Millionen Euro für Elektrobusse von EvoBus und Solaris ausgegeben. Die Vielfalt der unterschiedlichen Ansätzen bei Deutschlands kommunalen Betrieben zeigt, dass es am Markt doch noch eine gewisse Unsicherheit gibt.

Die Berliner Verkehrsbetriebe haben sich entschieden: Das kommunale Unternehmen aus Berlin kauft 30 Busse mit Elektroantrieb. Je 15 Elektrobusse kommen von Daimler (EvoBus) und Solaris aus Polen. Im Frühjahr 2019 sollen die ersten Fahrzeuge geliefert werden.Konkret werden die elektrische Variante des Stadtbus-Modells Citaro von Mercedes-Benz / EvoBus einerseits und der Solaris New Urbino 12 Electric andererseits zum Einsatz kommen.

Beide Busse sind zwölf Meter lang und bieten Platz für jeweils 70 Fahrgäste. Aufgeladen werden sollen die Busse in Berlin über Nacht im Betriebshof Indira-Gandhi-Straße. Voraussichtlich sollen die E-Busse vor allem auf den Linien 142, 147, 194 und 240 eingesetzt werden, jeweils im Mischverkehr mit Dieselfahrzeugen.

Wiesbaden und Köln satteln auf Elektrobus um

Der Trend zum Elektrobus zeigt sich auch in Wiesbaden und Köln. Die Kölner Verkehrsbetriebe wollen bis 2030 rein elektrisch unterwegs sein – und damit viele alte, Dieselbusse ablösen. Wiesbaden hat den schnelleren Umstieg ihrer Busflotte, bestehend aus 220 Bussen angekündigt – bei der Ausschreibung verzögert sich allerdings die Bestellung der nächsten Elektrobusse.

Grund hierfür ist nach Recherche des Wiesbadener Tageblatts, dass zwar Angebote von Daimler, Solaris, VDL und BYD vorlägen – diese aber bislang nicht vergleichbar seien. Daher hat die Verkehrsgesellschaft ESWE nun einen genauen Katalog zusammengestellt mit den spezifischen Anforderungen an Elektrobusse. Beispielsweise gab es Unklarheit darüber, dass Gelenkbusse bei den genannten Herstellern erst ab 2021 verfügbar sein werden.

Mannheim verzichtet auf PRIMOVE-Busse

Unterdessen hat sich das kommunale Unternehmen in Mannheim entschlossen, nicht mehr auf die induktive Ladetechnik PRIMOVE von Bombardier setzen zu wollen. Die Busse mit der Technik von Carrosserie Hess AG wurden von den Rhein-Neckar-Verkehrsbetrieben getestet, erfüllten aber nicht die Erwartungen. „Es habe sich herausgestellt, dass die mit 40 Minuten Fahr- und sechs Minuten Ladezeit angelegte Strecke über 23 Haltestellen kaum verspätungsfrei zu schaffen sei“, berichtet heise.de.

Auf Leihbasis fährt derzeit ein Exot durch Münster: Während die dortigen Stadtwerke ab Herbst zwei eigene Elektrobusse mit Brennstoffzelle und Wasserstofftank in Betrieb nehmen wollen, haben sie sich zunächst einen Bus vom Verkehrsunternehmen Syntus aus dem Gelderland ausgeliehen. So können die Stadtwerke bereits vor Anlieferung ihrer eigenen Busse die notwendigen Abläufe testen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Fahrdienst und Werkstatt schulen. Betankt wird der Bus an der öffentlichen Wasserstofftankstelle der Westfalen AG in Amelsbüren. Derzeit verkehrt der Wasserstoffbus auf der Elektrobus-Linie 14 durch Münster.

Diese Beispiele – Berliner Verkehrsbetriebe bis Stadtwerke Münster – zeigen, wie unterschiedlich die Anforderungen und Erfahrungen der einzelnen Städte und Kommunen bis heute sind. Den Mut – so wie Berlin – 30 Fahrzeuge auf einen Schlag zu bestellen, haben wenige Städte. Aber: Der Wunsch, die Luft zu verbessern und lokale Emissionen zu reduzieren, ist vorhanden. Und in den nächsten Jahren wird in Richtung Elektrobusse für Städte eine ganze Menge passieren.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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