Durchbruch bei Nikola? Batteriezelle mit 500 Wh/kg soll 2020 vorgestellt werden

LKW-Hersteller und Cleantech-Unternehmen Nikola Motors und verspricht Verdopplung der Reichweite von Elektroautos.

Die Durchbruch-Meldung aus dem Hause Nikola Motors, dem Cleantech-Startup, das insbesondere mit futuristischen Wasserstoff- und Elektro-Trucks auf sich aufmerksam gemacht hat, ist natürlich heute nicht nachvollziehbar. Das Unternehmen behauptet, eine Batterietechnologie mit einer Energiedichte von 1.100 Wattstunden pro Kilogramm entwickelt zu haben, die auf Zellebene zu 500 Wattstunden pro Klogramm führt. Vorgestellt werden soll die Batterietechnologie auf der Nikola World 2020.

Geheimnis der neu entwickelten Batteriezelle, die Nikola als Durchbruch ankündigt, soll sein, dass die Batterie keine Bindemittel und Stromabnehmer mehr benötigt. So soll die höhere Energiedichte in der Zelle ermöglicht werden. Nikola erwartet, dass die Zelle den Nageldurchdringungs-Test bestehen wird – und die Gefahr von Fahrzeugbränden somit reduziert wird. In Nikola Motors haben beispielsweise Bosch und Hanwha investiert.

Heutige Batteriesysteme sind von den genannten Energiedichten weit entfernt. So könnte eine solche Batterie die Reichweite eines 420-Kilometer-PKW auf über 840 Kilometer Reichweite verdoppeln. Der Nikola-Prototyp soll 2.000 Zyklen überstehen, was einer theoretischen Lebensdauer von mehr als 1,68 Millionen Kilometer entsprechen würde. Die Angaben von Nikola beziehen sich auf die Materialebene bzw. die Zellebene – selbstverständlich ist die Systemebene nochmal eine andere Baustelle.

Nicht genug mit den Versprechungen rund um den Zell-Durchbruch: Die neue Zelltechnologie von Nikola soll auch umweltfreundlich und leichter recycelbar sein. Im Gegensatz zu herkömmlichen Lithium-Ionen-Zellen seien weniger oder keine giftigen Materialien enthalten. Damit könnten den Angaben zufolge Ressourcen geschont und die Menge der für die Deponierung vorgesehenen Materialien reduziert werden.

Um die Technologie in die Vorproduktion zu bringen, hat Nikola offenbar ein Unternehmen übernommen. Sie bezeichnen es als Übernahme eines erstklassigen Batterie-Engineering-Teams. Darunter 15 Doktoranden und fünf Masterstudenten. Die Nikola World 2020 soll voraussichtlich im Herbst stattfinden.

Folgende Spezifika listete Nikola zum Batterie-Durchbruch auf:

  • Batteriebetriebe Elektrostapler von Nikola sollen über 800 Meilen Reichweite bekommen
  • Nikola-LKW sollen 2,5 Tonnen weniger wiegen als die der Konkurrenz bei gleicher Batteriegröße
  • Brennstoffzellen-LKW von Nikola sollen 1600 Kilometer Reichweite erhalten

Nikola verkündet Transporte für Anheuser-Busch

Unterdessen verkündet Nikola, in Gesprächen mit Kunden über LKW-Aufträge zu sein, die Nikola zum „umsatzstärksten LKW-Hersteller der Welt machen könnten.“ Das wird spannend zu sehen, was in den kommenden Monaten aus diesen Gesprächen wird. Erst kürzlich hatte Nikola zusammen mit dem Großkunden Anheuser-Busch und BYD den ersten „Zero-Emission Beer Delivery“ in St. Louis absolviert. Dazu wurde die Technologie beider Unternehmen – Nikola und BYD – genutzt.

Nikola ist auch für seine Wasserstoff-Trucks bekannt. Im Nachgang zur Meldung über den Batterie-Durchbruch gab CEO Trevor Milton bekannt, dass sich dadurch an den ambitionierten Wasserstoff-Plänen des Unternehmens nichts ändern werde. Eine Nachricht, die insbesondere für die europäischen Partner Bosch oder Nel von großer Bedeutung war.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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