E-Bike-Startup Cowboy will Verkehrswende beschleunigen

Mit Millionen-Finanzierungsrunde soll belgisches Cleantech-Startup zur Komplettlösung für urbane Mobilität werden.

Die Corona-Krise hat das Umdenken in den Städten im Hinblick auf eine urbane Verkehrswende beschleunigt. Immer häufiger werden Autos, mindestens solche mit Verbrennungsmotor, ausgesperrt. Das Fahrrad oder E-Bike gewinnt zunehmend die Oberhand, denn es stellt sich für viele Einsatzzwecke als bessere Alternative zum Auto heraus. Genau in diese Welt passt das E-Bike-Startup Cowboy. Die Belgier wollen jetzt mit frischem Kapital zur Komplettlösung für urbane Mobilität werden.

Als Cleanthinking im Oktober 2018 über Cowboy, das besondere E-Bike aus Belgien berichtete, war das E-Bike-Startup über die belgischen Landesgrenzen hinaus weitgehend unbekannt. Doch die stattliche Finanzierungsrunde, der ungewöhnliche Markenauftritt und nicht zuletzt das E-Bike selbst und das Ökosystem drumherum machten rasch deutlich: Hier entsteht ein besonderes Cleantech-Unternehmen.

Im Oktober 2019 folgte dann der Schritt der Cowboys nach Deutschland, was das Interesse an dem Hersteller von designorientierten und an vielen Stellen intelligenten Elektrofahrrädern weiter anwachsen ließ. Nun, wiederum fast ein Jahr später im Juli 2020 macht Cowboy erneut von sich reden: Die Firma hat eine weitere Finanzierungsrunde in Höhe von 23 Millionen Euro erfolgreich abgeschlossen.

23 Millionen Euro für ein E-Bike-Startup sind ein stolzer Betrag, aber die Ambitionen von Cowboy entsprechen diesem Kapitalbedarf durchaus. Einerseits hat das Unternehmen einen hohen Service-Anspruch definiert – werde beispielsweise das neueste E-Bike Cowboy 3 in Leipzig Probe fahren möchte, kann via Internet einen Termin vereinbaren und im Innenstadt-Umkreis von fünf Kilometern einen wunschgemäßen Startpunkt festlegen.

Der Charakter erinnert ein wenig an Tesla in frühen Zeiten, als für Reparaturen nur selten der Weg in die Werkstatt nötig war, sondern stattdessen der mobile Ranger-Service viele Wehwehchen der Autos unmittelbar reparieren konnte. Der Hersteller kommt zum Kunden – ein Anspruch, der mittlerweile immer häufiger zu finden ist.

E-Bike-Startup Cowboy: Gründerteam

Mit dem frischen Kapital der Investoren Exor Seeds, HVCV, Index Ventures, Tiger Global, Isomer Capital und Future Positive Capital will das Gründerteam den weltweiten Ausbau des Personals um mindestens 30 Personen bis Jahresende vorantreiben. Auch die Erweiterung des Produkt- und Serviceangebots sowie die Präsenz im Einzelhandel sind wichtige Vorhaben.

Uns war es wichtig, eine so breit aufgestellte Gruppe an Weltklasse-Investoren für uns zu gewinnen, deren Erfolgsbilanz im Tech- und Designbereich uns helfen wird, die Komplettlösung in der urbanen Mobilität zu werden.

Adrien Roose, Co-Founder und CEO von Cowboy

Cowboy hat erkannt, dass sich Städte auf der ganzen Welt verändern: Raum, der dem Auto geopfert wurde, geht nun zurück an die Menschen, die nicht länger an den Straßenrand gedrängt werden, sondern die Straßen aktiver nutzen können. Der Verkauf von Fahrrädern boomt, während überall Pilotprogramme für Radfahrer und Fußgänger zu dauerhaften Lösungen werden und Stadtbewohner zunehmend das Fahrrad zu ihrem alltäglichen Fortbewegungsmittel machen.

Nutzungsdaten belegen nach Angaben des Unternehmens, dass dieser Trend noch nicht vorbei ist: Cowboy-Fahrer legten während der Corona-Einschränkungen größere Distanzen zurück und fuhren längere Zeiträume mit dem Rad. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15,2 Kilometern pro Stunde sind sie in den meisten Großstädten schneller als Autos unterwegs und sparen dabei auch CO2 ein. 

Trotz schwieriger wirtschaftlicher Zeiten hat Cowboy aufgrund dieser Dynamik ein deutliches Umsatzwachstum erzielt, da immer mehr Menschen das E-Bike als schnelles, sicheres und angenehmes Fortbewegungsmittel für sich entdecken. Die Einführung des neuen Modells Cowboy 3 im Juni 2020 stieß dementsprechend auf eine starke Nachfrage.

Ein Highlight des Cowboy 3 ist der vollständig in den Rahmen integrierte Akku, der dennoch mit einem Klick eingesetzt und rasch herausgenommen werden kann. Das ist deshalb bemerkenswert, weil es auch Angebote am Markt gibt, für die man einen Werkzeugkoffer benötigt, um den Akku wechseln zu können.

Dazu ist ein intuitives Automatikgetriebe integriert. Funktionen wie Automatisches Entsperren versprechen zudem Komfort, während die Diebstahlwarnung leider für Fahrräder jenseits der 2.000-Euro-Klasse gerade im urbanen Raum notwendig ist. „Cowboy bietet einen komfortablen, effizienten und gesunden Lebensstil“, sagt Sofia Hmich von Future Positive Capital.

Cowboy möchte auch in Sachen Klimaschutz echten Impact haben, weshalb die Klassifizierung Cleantech-Startup durchaus angemessen erscheint. Das Unternehmen holt ein Stück Fahrradproduktion nach Europa zurück und verkürzt Transportwege damit. Auch das entspricht genau dem, was sich seit der Corona-Krise in vielen Bereichen abzeichnet.

Auch im Sinne der Kreislaufwirtschaft gibt es Ambitionen: Gebrauchte Räder werden überholt, um die Nutzungsdauer zu verlängern. Mit all diesen Vorhaben will das E-Bike-Startup zur ersten Wahl für moderne Stadtbewohner werden. Wir werden die Reise dorthin im Blick behalten…

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

Cleantech-Startup