Daimler Buses überrascht bei eCitaro-Premiere mit Brennstoffzelle

Elektrobus der Daimler-Tochter EvoBus GmbH wird ab September plangemäß in Großserie gefertigt / Heute mit Lithium-Ionen-Batterien, später mit Lithium-Polymer-Akkus und Brennstoffzelle

Die Überraschung ist geglückt: Daimler Buses hat heute seinen ersten Elektrobus fr den urbanen Verkehr, den eCitaro der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei überraschte Entwicklungsleiter Gustav Tuschen mit einer klaren Strategie, um innerhalb weniger Jahre sämtliche Reichweiten-Anforderungen der Kunden gerecht zu werden. Mit eingeschlossen: Lithium-Polymer-Batterien und die Brennstoffzelle als Range Extender.

Als die EvoBus GmbH als Teil der Division Daimler Buses im Auto-Konzern aus Stuttgart im März seinen eCitaro in einer früheren Version und ohne das endgültige Design vorstellte (Cleanthinking berichtete), titelte manager-magazin noch, Daimler habe nicht besonders überzeugend gewirkt und versucht, in Wahrheit für die eigenen Dieselbusse zu werben („Daimler nutzt eigene E-Bus-Premiere für Diesel-Werbung„). Heute, wenige Monate später, hörte sich das ganz anders an.

EvoBus-Entwicklungsleiter Gustav Tuschen war sichtlich stolz, als er mit dem neuen Elektrobus eCitaro auf der Bühne stehen und die Technologie-Roadmap des Fahrzeugs erläutern durfte. Die Überraschung dabei: Das Unternehmen möchte nicht nur weltweit die Nr. 1 in Sachen elektrische Busse und Trucks werden, sondern auch innerhalb weniger Jahre alle Reichweiten-Bedürfnisse seiner Kunden zufriedenstellen.

Bedeutet: Der eCitaro schafft heute mit Lithium-Ionen-Batteriesystemen der AKASOL AG eine ganzjährig realistische Reichweite von 150 Kilometern. Mit der zweiten Generation der Batteriesysteme des Darmstädter Unternehmens soll diese Reichweite im Jahr 2020 auf 200 Kilometer ansteigen mit einer Kapazität von bis zu 330 Kilowattstunden. Aufgrund der Nutzung des identischen Bauraums, können die Batteriesysteme einfach via Plug and Play ausgetauscht werden.

Aber: Parallel zur zweiten Generation der Lithium-Ionen-Batteriesysteme bietet Daimler außerdem Lithium-Polymer-Batterien, die mehr Raum benötigen. Um diesen Raum zu bieten, hat Daimler beim Design des Fahrzeugs bestimmte Freiräume im Heck  gegenüber dem Dieselbus nicht verändert – dieser Raum wird dann für die Feststoff-Batterien von Blue Solutions, einer Tochter des französischen Bollore-Konzerns genutzt.Während die zweite Generation der Lithium-Ionen-Batteriesysteme ermöglichen soll, 50 Prozent der Kunden-Reichweitenbedürfnisse zu befriedigen, sollen mit der Feststoff-Batterie bereits in 2 Jahren 70 Prozent abgedeckt werden können.

100 Prozent dank eCitaro mit Brennstoffzelle

Um auf 100 Prozent zu kommen, hat Daimler Buses ebenfalls einen Plan vorgelegt. Dies solle dann durch den Einsatz der Brennstoffzelle aus dem Daimler-Konzern als Range Extender geschehen, kündigte Gustav Tuschen an. Damit wird der eCitaro dann eine Reichweite von 450 Kilometern erreichen können.

Ebenfalls wertvoll, und zwar nicht nur für die Erstkunden des eCitaro aus Hamburg, Berlin und Norwegen: Daimler kümmert sich ganzheitlich um die Kunden und deren Umstieg auf Elektromobilität. Beispielsweise durch eine eigens gegründete Beratungsfirma, die gemeinsam mit den Kunden die gesamte Prozesskette betrachten soll. Außerdem durch die beschriebene Aufwärtskompatibilität der heutigen Lithium-Ionen-Akkus sowie dadurch, dass alle eCitaros mit den gängigen Telematik-Anwendungen kompatibel sind.

All das zeigt: Daimler hat sich tatsächlich mit den Vorteilen der Elektromobilität – Geräuscharmut und lokale Emissionsfreiheit – auseinandergesetzt und will nun ein Ökosystem schaffen, um den Kunden den Umstieg zu ermöglichen. Denn alle Reichweitenziele könne man heute noch nicht erfüllen. Einen Seitenhieb auf Tesla kann sich das Unternehmen nicht verkneifen: Man schiele nicht auf schnelle Headlines, sondern auf die besten Lösungen für die Kunden.

(Hinweis: Martin Jendrischik, der Autor dieses Beitrages, war als Kommunikationsberater für AKASOL tätig.)

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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