Der Economist legt dar, wie die Kosten für die Dekarbonisierung des Energiesystems systematisch überhöht werden.
Irreführende Berichterstattung in Deutschland: Wie Medien unredlich argumentieren.
Die Energiewende ist in vollem Gange, aber der Weg zu einer klimaneutralen Gesellschaft ist gepflastert mit hitzigen Debatten über Kosten. Während saubere Technologien wie Solarenergie, Windkraftanlagen oder Batterien und Elektrolyseure günstiger und die Lösungen effizienter werden, halten sich hartnäckig Mythen über die angeblich unbezahlbare Dekarbonisierung des Energiesystems. Besonders in Deutschland wird die öffentliche Diskussion durch unredliche Berichterstattung und gezielt gestreute Desinformation erschwert.
Das können Sie in diesem Artikel erfahren:
Kurzfassung: Energiewende – günstiger als gedacht?
Der renommierte Economist hat jüngst in einer umfassenden Analyse (The energy transition will be much cheaper than you think) dargelegt, wie die Kosten für die Dekarbonisierung des Energiesystems systematisch übertrieben und die Vorteile verheimlicht werden. Die Analyse zeigt: Die Energiewende ist nicht nur machbar, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll.
Doch insbesondere in Deutschland wird das Thema oft verzerrt dargestellt. Medien greifen zu unlauteren Methoden, um die Kosten der Energiewende zu übertreiben und die Vorteile zu verschleiern. Axel Bojanowski von der Welt ist ein prominentes Beispiel für diese Art der Berichterstattung. Unser Artikel nimmt die Analyse des Economist zum Anlass, die Fakten auf den Tisch zu legen und die deutsche Energiewende im Lichte der internationalen Entwicklungen zu betrachten.
Die Energiewende als zentraler Baustein zur Klimaneutralität
Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Die globale Erwärmung hat bereits jetzt spürbare Auswirkungen auf Mensch und Umwelt: Extremwetterereignisse, steigende Meeresspiegel und schmelzende Gletscher sind nur einige Beispiele. Um die katastrophalsten Folgen des Klimawandels abzuwenden, ist es unerlässlich, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius, möglichst auf 1,5 Grad Celsius, zu begrenzen. Das bedeutet, dass die Weltwirtschaft bis spätestens Mitte des Jahrhunderts klimaneutral werden muss.
Klimaneutralität, oft auch als „Netto-Null“ bezeichnet, bedeutet, dass nicht mehr Treibhausgase ausgestoßen werden, als durch natürliche oder künstliche Senken wieder gebunden werden können. Es ist wichtig, zwischen „Netto-Null“ und dem „1,5-Grad-Ziel“ zu unterscheiden. Während „Netto-Null“ ein Überschreiten des 1,5-Grad-Ziels zulässt, solange die Temperatur später wieder sinkt, bezieht sich das 1,5-Grad-Ziel auf eine maximale Erwärmung ohne Überschreitung.
Aktuelle Daten des Climate Action Trackers zeigen, dass das 1,5-Grad-Ziel kaum noch erreichbar ist. Um die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssten alle notwendigen Maßnahmen innerhalb der nächsten sechs Jahre ergriffen werden – ein unrealistisches Szenario. Das 2-Grad-Ziel hingegen ist noch erreichbar, dafür haben wir 27 Jahre Zeit. Doch selbst eine Erwärmung um 2 Grad hätte katastrophale Folgen für zahlreiche Regionen der Welt, mit extremen Wetterereignissen, Dürren, Überschwemmungen und dem Verlust von Lebensräumen.
Die Energiewende, also der Umstieg von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien, ist ein zentraler Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Doch die Energiewende ist nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern bietet auch enorme wirtschaftliche Chancen. Neue Technologien, Arbeitsplätze und Innovationen sind nur einige der positiven Effekte. Dennoch wird die Energiewende oft als zu teuer und unrealistisch dargestellt.
Der Mythos von den hohen Kosten der Energiewende
In seiner Analyse entlarvt das renommierte Wirtschaftsmagazin „The Economist“ nun den Mythos von den hohen Kosten der Energiewende. Der Economist argumentiert, dass die Kosten für erneuerbare Energien in den letzten Jahren drastisch gesunken sind und dass die Dekarbonisierung des Energiesystems günstiger ist, als viele annehmen – sie ist also machbar und wirtschaftlich sinnvoll, weil sie große Chancen für Innovation und Wachstum verspricht.
Konkret benennt das Magazin vier Annahmen, die die sogenannten „Modellierer“ treffen, die zu übertriebenen Kosten der Energiewende führen:
Erstens gehen die Szenarien von absurd schnellen (und daher teuren) Emissionssenkungen aus. Diese Annahme ist jedoch unrealistisch, da sie die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft überschätzt.
Zweitens wird davon ausgegangen, dass die Bevölkerung und die Wirtschaft der Welt, insbesondere die der Entwicklungsländer, unplausibel schnell wachsen und den Energieverbrauch sprunghaft ansteigen lassen werden. Diese Annahme ignoriert den demografischen Wandel und die zunehmende Energieeffizienz.
Drittens haben solche Modelle auch in der Vergangenheit die Geschwindigkeit, mit der die Kosten für wichtige kohlenstoffarme Technologien wie Solarenergie sinken werden, stark unterschätzt. Studien haben gezeigt, dass die Kosten für Solarenergie in den letzten zehn Jahren um über 90% gesunken sind – eine Entwicklung, die von den meisten Modellen nicht vorhergesehen wurde.
Viertens berücksichtigen die von solchen Modellen ausgespuckten Schätzungen in der Regel nicht die Tatsache, dass die Welt, egal was passiert, massiv investieren muss, um die Energieproduktion auszuweiten, sei sie sauber oder schmutzig.
Daher sollten die Kapitalausgaben, die erforderlich sind, um das im Pariser Abkommen festgelegte Hauptziel – die globale Erwärmung „deutlich unter“ 2 °C zu halten – zu erreichen, nicht isoliert betrachtet werden, sondern im Vergleich zu alternativen Szenarien, in denen der steigende Energiebedarf durch schmutzigere Brennstoffe gedeckt wird. Gerade in Deutschland wird dieses Argument oft ignoriert, wenn die Kosten der Energiewende ohne Berücksichtigung der Kosten für den Weiterbetrieb fossiler Kraftwerke dargestellt werden.
Die Kosten des Nichtstuns
Ein weiterer Faktor, der die Kosten der Dekarbonisierung überhöht, ist die Nichtberücksichtigung des kontrafaktischen Falls, in dem die Dekarbonisierung nicht stattfindet. Wood Mackenzie hat ein Szenario des „verzögerten Übergangs“ entwickelt, in dem die Erwärmung 3 °C erreicht. Dieses Szenario erfordert immer noch 52 Billionen Dollar an Investitionen in das Energiesystem bis 2050. Die gleiche Beratungsfirma schätzt die Kosten für das Erreichen von 2 °C auf 65 Billionen Dollar.
Mit anderen Worten, die Kosten für Energieinvestitionen, wenn man fast nichts gegen die globale Erwärmung unternimmt, sind nicht viel niedriger als die Kosten für die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 2 °C. Die zusätzlichen 13 Billionen Dollar, die für die Begrenzung der Erwärmung auf 2 °C erforderlich sind, würden sich über 25 Jahre (2025 bis 2050) auf etwa 0,5 % des aktuellen globalen BIP pro Jahr belaufen – und mit dem Wachstum der Weltwirtschaft sogar noch weniger.
Dies deckt sich weitgehend mit einer Studie von 2018, in der die zusätzlichen Kosten für die Dekarbonisierung des Energiesystems auf 400 Milliarden Dollar pro Jahr beziffert wurden. Selbst die Schätzung des UNEP von 7 bis 12 Billionen Dollar jährlicher Kosten für das Erreichen des 1,5 °C-Ziels reduziert sich auf 900 Milliarden bis 2,1 Billionen Dollar, wenn man die Investitionen herausrechnet, die ohnehin getätigt würden. Sie würde noch weiter sinken, wenn man weniger expansive Annahmen über das zukünftige Wirtschaftswachstum zugrunde legen würde.
Klimaschützer und Fossilisten profitieren beide
Sowohl fossile als auch Klima-Lobbygruppen profitieren von übertriebenen Kostenschätzungen. Daher werden Studien und deren Annahmen in der Öffentlichkeit kaum hinterfragt. Obwohl öffentlich immer wieder von unfassbar teuren Dekarbonisierungskosten die Rede ist, zeigt die Analyse des Economist, dass die Ökologisierung der Weltwirtschaft viel günstiger sein wird als angenommen. Auf dem letzten UN-Klimagipfel wurden Kosten von bis zu 10 Billionen Dollar pro Jahr genannt.
Doch diese vermeintliche Übereinstimmung ist falsch, wie die Liste der Übertreibungen zeigt: Die bisherigen Kostenschätzungen, die von 3 bis 12 Billionen Dollar pro Jahr reichen, sind deutlich überhöht. „Die zusätzlichen Kosten für die Emissionsreduzierung werden wahrscheinlich weniger als 1 Billion Dollar pro Jahr betragen, also weniger als ein Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts – keine Peanuts, aber auch kein unbezahlbarer Wunschtraum“, schreibt der Economist.
Und weiter: „Das mag optimistisch klingen, ist aber wahrscheinlich immer noch eine Überschätzung, da es nur den vierten Fehler in den meisten Schätzungen korrigiert: die Nichtberücksichtigung der Kosten des „Business as usual“.
Ein langsameres Wirtschaftswachstum, wie es beispielsweise durch eine stärkere Kreislaufwirtschaft erreicht werden könnte, würde den Energiebedarf reduzieren und damit auch die Kosten der Energiewende senken.
Gleichzeitig werden erneuerbare Energien und Speichertechnologien immer günstiger. So sind die Kosten für Solarmodule in den letzten zehn Jahren um über 90% gesunken. Und auch bei den Batterien ist mit einem weiteren Preisverfall zu rechnen.
Schließlich könnten auch bescheidenere Ziele für den Zeitpunkt, an dem die Welt Netto-Null erreicht, die Kosten reduzieren. Anstatt auf eine vollständige Dekarbonisierung bis 2050 zu setzen, könnte man sich zunächst auf eine Reduktion der Emissionen um 80% konzentrieren. Dies würde den Druck aus dem System nehmen und mehr Zeit für die Entwicklung und Implementierung neuer Technologien geben.
Punkte, die gegen die günstige Energiewende sprechen
Neben den bereits genannten Punkten gibt es drei weitere Herausforderungen, die die Energiewende verteuern könnten:
Dekarbonisierung anderer Sektoren: Die Dekarbonisierung der Stromerzeugung und des Verkehrs ist zwar ein wichtiger Schritt, aber nicht ausreichend, um die Klimaziele zu erreichen. Auch die Landwirtschaft, die eine große Quelle für Methan und Lachgas ist, muss dekarbonisiert werden. Die Technologien zur Reduzierung dieser Emissionen sind jedoch noch nicht so weit entwickelt, was zu höheren Kosten führen kann.
Falsch abgestimmte Anreize: Die Menschen, die am meisten unter der globalen Erwärmung leiden werden, sind oft nicht diejenigen, die am besten in der Lage sind, für deren Eindämmung zu zahlen. . Ärmere Länder brauchen mehr Investitionen, können sie sich aber nicht leisten. Dies wird durch die hohen Kapitalkosten in Entwicklungsländern noch verschärft. Die Climate Policy Initiative hat berechnet, dass Investoren in einen Solarpark in Sambia eine Rendite von 38% benötigen, um die Gewinnschwelle zu erreichen, während es in Deutschland nur 7% sind. Wenn die Finanzierungskosten in den Entwicklungsländern nicht gesenkt werden können, wird der Preis für die Dekarbonisierung steigen.
Politische Ineffizienz: Modelle gehen von rationalen Entscheidungen aus. In der Realität wird die Politik jedoch oft von anderen Interessen beeinflusst, was zu ineffizienten und teuren Lösungen führen kann. . Auch in Deutschland werden die Kosten der Energiewende durch bürokratische Hürden, langwierige Genehmigungsverfahren und politische Fehlentscheidungen oft unnötig in die Höhe getrieben.
Klares Fazit: Klimawandel als lösbares Problem
Die rosigen Aussichten, die der Economist in seiner Analyse für den Klimawandel aufzeigt, werden durch die genannten Herausforderungen nicht grundlegend in Frage gestellt. Trotz der genannten Herausforderungen bleibt die Kernaussage des Economist bestehen: Die Energiewende ist günstiger als oft dargestellt. So wichtig diese Vorsichtsmaßnahmen auch sind, ändern sie doch nichts an der Tatsache, dass die Kosten für einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen immer wieder übertrieben werden.
Das ist kein Zufall: Klimaskeptiker und Klimaaktivisten haben beide Gründe, die Kosten hochzuspielen. Die Skeptiker können alarmierende Zahlen als Grund dafür anführen, sich nicht darum zu kümmern; die Aktivisten können sie einsetzen, um mehr Ausgaben zu fordern.
In Wirklichkeit ist der Klimawandel weder das Ende der Welt noch ein teurer Schwindel. Er ist ein reales und schwieriges Problem, aber eines, das man sich leisten kann und das gleichzeitig neue wirtschaftliche Chancen, mehr Energieunabhängigkeit und eine saubere Umwelt bietet. Auch für Deutschland bedeutet die Energiewende eine große Chance, die es zu nutzen gilt. Es ist an der Zeit, den Mythos der teuren Energiewende zu überwinden und die Chancen der Transformation zu nutzen!
Faktencheck: Unseriöse Berichterstattung in Deutschland
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, wird die öffentliche Debatte über die Energiewende in Deutschland oft durch unredliche Berichterstattung und gezielte Desinformation erschwert. Im Folgenden werden wir einige Beispiele für diese Art der Berichterstattung genauer analysieren und die Fakten auf den Tisch legen.
Axel Bojanowski und die McKinsey-Studie
Ein prominentes Beispiel für unredliche Berichterstattung ist der Artikel „Das teure Geheimnis der deutschen Energiewende“ von Axel Bojanowski, Chefreporter der Welt. Bojanowski bezieht sich in seinem Artikel auf eine McKinsey-Studie von 2021 und behauptet, die Energiewende würde bis 2045 6 Billionen Euro kosten. Diese Behauptung ist jedoch irreführend und unseriös.
Bojanowski reißt die Zahl aus dem Kontext und verschweigt, dass es sich bei den 6 Billionen Euro um notwendige Investitionen handelt, von denen ein Großteil ohnehin anfallen würde (z.B. für die Erneuerung von Gebäuden und Infrastruktur). Er ignoriert auch die positiven Aspekte der Energiewende, wie die Schaffung neuer Arbeitsplätze und die Stärkung der deutschen Wirtschaft.
Die McKinsey-Studie selbst kommt zu dem Schluss, dass die Investitionen in die Energiewende durch Einsparungen ausgeglichen werden können und dass Deutschland von einer gestärkten Position als Industriestandort profitieren kann. Bojanowskis selektive Interpretation der Studie dient daher vor allem dazu, die Energiewende in einem negativen Licht darzustellen.
Die Atom-Lobby und die „verrissene Unsinns-Studie“
Ein weiteres Beispiel für unredliche Berichterstattung ist die häufige Behauptung, Deutschland hätte mit dem Ausstieg aus der Atomkraft einen Fehler gemacht und würde nun Milliarden Euro verlieren. Diese Behauptung stützt sich oft auf eine Studie des norwegischen Wissenschaftlers Jan Emblemsvåg, die im „International Journal of Sustainable Energy“ veröffentlicht wurde. Emblemsvåg behauptet in seiner Studie, Deutschland hätte 600 Milliarden Euro gespart, wenn man im Jahr 2000 auf Atomkraft gesetzt hätte.
Diese Studie wurde jedoch von Experten des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI scharf kritisiert. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die Studie „auf einem grundlegenden methodischen Fehler“ beruht und die Kosten der Energiewende „deutlich überschätzt“. Emblemsvåg zählt die Subventionen für erneuerbare Energien doppelt und vergleicht die Kosten der Energiewende mit den Kosten für den Weiterbetrieb bestehender Atomkraftwerke, ohne die Kosten für den Bau neuer Atomkraftwerke zu berücksichtigen.
Die Studie von Emblemsvåg ist daher nicht geeignet, um die Kosten der Energiewende realistisch zu bewerten. Sie wird jedoch häufig von Atomkraftbefürwortern zitiert, um ihre eigene Agenda zu unterstützen.
Claudia Kemfert: So geht eine seriöse Kosten-Nutzen-Analyse
Die Energieökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) kritisiert die Art und Weise, wie die Kosten der Energiewende in den Medien oft dargestellt werden. Sie fordert eine „ehrliche und seriöse Berechnung“, die sowohl die Nettokosten als auch den Nutzen der Energiewende berücksichtigt.
Kemfert bemerkt zu Recht, dass bei der Energiewende „immerzu und fast nur nach den Kosten gefragt“ werde, während bei anderen Großprojekten der Nutzen im Vordergrund stehe. Eine seriöse Kosten-Nutzen-Analyse müsse zwei Schritte umfassen:
- Ermittlung der Nettokosten: Was kostet die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Vergleich zur Stromerzeugung mit konventionellen Technologien?
- Ermittlung des Nutzens: Welche Vorteile bringt die Energiewende? Hierzu zählen neben den vermiedenen Umwelt- und Klimaschäden auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze und die Stärkung der Wirtschaft.
In weniger seriösen Berechnungen werden oft nur die Kosten der Energiewende betrachtet, ohne den Nutzen zu berücksichtigen. Kemfert kritisiert auch die „einseitige“ Bezifferung verlorener Arbeitsplätze in der Kohleindustrie als Nebenkosten der Energiewende. Stattdessen sollte man die Wertschöpfung und die Arbeitsplätze durch Investitionen in erneuerbare Energien gegeneinander aufrechnen.
Kemferts Forderung nach einer ehrlichen und seriösen Kosten-Nutzen-Analyse ist besonders im Hinblick auf die Berichterstattung von Axel Bojanowski und anderen Medien relevant. Nur wenn die Kosten und der Nutzen der Energiewende transparent und objektiv dargestellt werden, kann eine fundierte öffentliche Debatte geführt werden.
Weitere Beispiele für verzerrte Darstellungen in den Medien
Neben den genannten Beispielen gibt es zahlreiche weitere Beispiele für verzerrte Darstellungen der Energiewende in den Medien. Oft werden die Kosten der Energiewende übertrieben und die Vorteile verharmlost. Es wird der Eindruck erweckt, der Umbau des Energiesystem sei unbezahlbar und würde zu massiven Arbeitsplatzverlusten führen.
Diese Art der Berichterstattung trägt zur Verunsicherung der Öffentlichkeit bei und erschwert die notwendige Transformation. Es ist daher wichtig, die Fakten auf den Tisch zu legen und die Energiewende objektiv und faktenbasiert zu diskutieren.
Die Energiewende: Eine Revolution der sauberen Technologien
Die Energiewende ist nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern auch eine technologische Revolution. Wie in der Studie „Die Cleantech Revolution“ vom Rocky Mountain Institute beschrieben, werden die Kosten für saubere Technologien wie erneuerbare Energien, Elektrifizierung und Energieeffizienz weiter sinken, während die Nachfrage nach diesen Technologien steigt. Diese Entwicklung wird zu einem rasanten Wachstum des Marktes für saubere Technologien führen und die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft beschleunigen.
Ein wichtiger Aspekt dieser Revolution ist die zunehmende Elektrifizierung des Energiesystems. Immer mehr Bereiche werden auf Elektrizität umgestellt, von der Industrie über den Verkehr bis hin zu Gebäuden. Diese Entwicklung wird durch die sinkenden Kosten für erneuerbare Energien und Batterien vorangetrieben. Gleichzeitig werden die Technologien immer effizienter, was den Energiebedarf reduziert und die Energiewende zusätzlich beschleunigt.
Tony Seba von RethinkX beschreibt in seinem Publikationen die entstehende Ära der „Superenergie“ – einer Ära, in der Energie im Überfluss und zu niedrigen Kosten verfügbar sein wird. Diese Ära wird durch die exponentielle Entwicklung erneuerbarer Energien und die fortschreitende Elektrifizierung des Energiesystems geprägt sein. Seba argumentiert, dass die Superenergie die Weltwirtschaft grundlegend verändern und zu einem neuen Zeitalter des Wohlstands und der Nachhaltigkeit führen wird.
Die Aussagen aus „Die Cleantech Revolution“ und Tony Sebas „Superenergie-Analyse“ zeigen, dass die Energiewende nicht nur notwendig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Sie bietet große Chancen für Innovation und Wachstum und kann zu einer nachhaltigen und wohlhabenden Zukunft führen. Deutschland sollte diese Chancen nutzen und die Energiewende entschlossen vorantreiben.
Chancen und Herausforderungen der Energiewende in Deutschland
Die Energiewende bietet Deutschland große Chancen, aber auch Herausforderungen. Im Folgenden werden wir die positiven Entwicklungen und die verbleibenden Hürden genauer analysieren.
Positive Entwicklungen rund um den Wandel
- Sinkende Kosten für erneuerbare Energien und Batterien: Die Kosten für erneuerbare Energien sind in den letzten Jahren drastisch gesunken. So sind die Kosten für Solarmodule seit 2010 um über 80% gefallen. Auch die Kosten für Windkraftanlagen und Batterien sind deutlich gesunken. Diese Entwicklung macht die Energiewende immer günstiger und attraktiver.
- Hohe Anschlussnachfrage und Ausbau der Erneuerbaren: Die Nachfrage nach erneuerbaren Energien ist in Deutschland sehr hoch. Im Jahr 2024 wurden bereits 11 Gigawatt an neuen Windkraftanlagen genehmigt. Auch der Ausbau der Solarenergie nimmt weiter zu. Diese positive Entwicklung zeigt, dass die Energiewende in Deutschland voranschreitet.
- Potenzial für „Freiheitsenergie“ und wirtschaftliche Vorteile: Die Energiewende bietet Deutschland die Chance, sich von Importen fossiler Energieträger unabhängig zu machen und eine „Freiheitsenergie“ zu erzeugen. Darüber hinaus können durch die Energiewende neue Arbeitsplätze und Innovationen geschaffen werden. Das Dokument von RethinkX zeigt auf, wie Deutschland durch die Energiewende zu einem führenden Standort für erneuerbare Energien und Batterien werden kann.
Herausforderungen der Energiewende
- Stockender Windkraftausbau und bürokratische Hürden: Der Ausbau der Windkraft in Deutschland stockt derzeit. Langwierige Genehmigungsverfahren und Widerstände aus der Bevölkerung bremsen den Ausbau aus – wenngleich die Verfahren deutlich verkürzt wurden. Der Ausbau stagniert, aber die Genehmigungszahlen sind im Oktober 2024 und davor stark angestiegen. Diese Hürden müssen überwunden werden, um die Energiewende zu beschleunigen.
- Halbherzige Politik der Union und FDP: Die Politik der Union und FDP in Bezug auf die Energiewende ist halbherzig. Es fehlt an klaren Zielen und einem konsequenten Handeln. Stattdessen werden Scheinlösungen wie die Kernfusion propagiert, die in absehbarer Zeit keinen Beitrag zur Energieversorgung leisten werden.
- Notwendigkeit einer sozial gerechten Transformation: Die Energiewende muss sozial gerecht gestaltet werden. Die Kosten dürfen nicht auf die Schwächeren der Gesellschaft abgewälzt werden. Es müssen Mechanismen geschaffen werden, um die sozialen Auswirkungen der Energiewende abzufedern.
Die Analyse des Economist-Artikels „The energy transition will be much cheaper than you think“ hat gezeigt, dass die Energiewende günstiger ist als oft dargestellt. Die Kosten für erneuerbare Energien sind in den letzten Jahren drastisch gesunken, und die Dekarbonisierung des Energiesystems ist wirtschaftlich sinnvoll.
Schlussfolgerung: Kosten der Dekarbonisierung
Der Economist entlarvt vier Mythen, die zu überhöhten Kostenschätzungen führen:
- Zu schnelle Emissionssenkungen: Die Szenarien gehen von unrealistisch schnellen Emissionssenkungen aus.
- Unrealistisches Bevölkerungswachstum: Es wird ein zu hohes Bevölkerungswachstum und ein zu starker Anstieg des Energieverbrauchs angenommen.
- Unterschätzte Kostensenkungen: Die Modelle unterschätzen die Geschwindigkeit, mit der die Kosten für erneuerbare Energien sinken.
- Vernachlässigung der Investitionskosten: Die Modelle berücksichtigen nicht, dass die Welt in jedem Fall massiv investieren muss, um die Energieproduktion auszuweiten.
Auch in Deutschland wird die Debatte über die Energiewende oft durch übertriebene Kostenangaben verzerrt. Medienberichte wie der von Axel Bojanowski verbreiten Mythen und verhindern eine faktenbasierte Diskussion.
Die Energiewende bietet jedoch große Chancen für Deutschland. Sie kann zu einer nachhaltigen und wohlhabenden Zukunft führen, neue Arbeitsplätze schaffen und die deutsche Wirtschaft stärken.
Wie realistisch ist die „günstige“ Energiewende?
Die Analyse des Economist zeigt, dass die „günstige“ Energiewende realistisch ist. Die Kosten für die Dekarbonisierung des Energiesystems sind überschaubar und werden durch die Vorteile mehr als aufgewogen.
Es gibt jedoch auch Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Dazu gehören die Dekarbonisierung anderer Sektoren wie der Landwirtschaft, die ungleiche Verteilung der Kosten und die politische Ineffizienz.
Trotz dieser Herausforderungen ist die Energiewende machbar und wirtschaftlich sinnvoll. Deutschland sollte die Chancen der Transformation nutzen und die Energiewende entschlossen vorantreiben.
Fallen Sie nicht auf Mythen herein!
Setzen Sie sich für eine ehrliche und faktenbasierte Debatte über die Energiewende ein! Lassen Sie sich nicht von Mythen und Fehlinformationen irreführen. Informieren Sie sich über die Fakten und unterstützen Sie die Energiewende aktiv! Nur gemeinsam können wir eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft gestalten.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.