Erster, überdachter Solar-Radweg Deutschlands entsteht in Freiburg

Stadt Freiburg und Badenova starten Pilotprojekt mit dem ersten Solar-Radweg in der Nähe des Bundesliga-Stadions und der Messe.

Photovoltaik wird in den kommenden Jahren an immer mehr Stellen unseres Alltags selbstverständlich werden. Das Stadion des SC Freiburg verfügt beispielsweise über die zweitgrößte Solaranlage auf dem Dach eines Fußballstadions. Unweit davon starten die Stadt Freiburg und der Energieversorger Badenova ein besonderes Pilotprojekt: Auf 300 Metern Länge entsteht in Sichtweise des Stadions und direkt an der Freiburger Messe der erste, überdachte Solar-Radweg in Deutschland.

Die Stadt Freiburg ist bekannt für reichliche Sonneneinstrahlung – und deren Ausnutzung mit vielen Photovoltaikanlagen. Derzeit sind 52 Megawatt installiert. Um das Zwischenziel des Klimaschutzkonzeptes zu erfüllen, planen die Stadtverantwortlichen die Verdopplung bis 2030. Denn bis dahin sollen 100 Gigawattstunden erzeugt werden.

Als studentisch geprägte Stadt ist die Metropole an der Dreisam auch gleichzeitig eine Fahrradstadt. Jetzt werden diese Merkmale miteinander verbunden: Auf 300 Metern Länge entsteht Deutschlands erster, überdachter Solar-Radweg.

Es ist eine andere Lösung als die, die das Cleantech-Unternehmen Solmove einst in Erftstadt erprobte – denn dort sollte der Straßenbelag direkt zum Kraftwerk gemacht werden (siehe hier und dort). Mittlerweile ist es (leider) still geworden um die Idee des Cleantech-Unternehmens.

In Freiburg wird für den Solar-Radweg nun eigens eine Überdachung geschaffen. „Erneuerbarer Strom ist die Energie der Zukunft. Deshalb brauchen wir nicht nur einen stärkeren Zubau in den bewährten Bereichen, sondern auch innovative Ansätze, die zusätzliche urbane Räume erschließen. Die Stadt Freiburg hat deshalb die Projektidee dieses Solar-Radwegs entwickelt und umgesetzt. ,“ sagt Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn.

Neben der Stadt Freiburg und der Badenova-Tochter badenovaWärmeplus ist auch das ortsansässige Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme am Solar-Radweg beteiligt. Dort wird der Solarstrom auch genutzt. Die Forschungseinrichtung wird nicht nur Pächter der Anlage, sondern überwacht auch die Erträge und die Forschung. Zum Einsatz kommen lichtdurchlässige Glas-Glas-Solarmodule mit Alu-Rahmen von Solarwatt aus Dresden.

Ziel des wissenschaftlichen Pilot-Projektes ist die Entwicklung einer technisch skalierbaren Dachkonstruktion als Beispiel der Nutzbarmachung von bisher für die klimaneutrale Stromproduktion ungenutzten Flächen im urbanen Raum. Dazu gehört u.a. Themen wie Standortwahl, Flächensicherung, bauliche Genehmigung sowie die Vermarktung des Stroms.

900 PV-Module für den Solar-Radweg

Der Bau des 300 Meter langen Solar-Radweges begann am 14. November 2022. Insgesamt werden 912 OV-Module montiert. Als Halterung dient eine verzinkte Stahlkonstruktion. Die Solaranlage besitzt eine Leistung von 282,7 Kilowatt Peak und wird pro Jahr etwa 280.000 Kilowattstunden Ökostrom erzeugen.

Eine weitere technische Besonderheit beim Solar-Radweg ist das verwendete Montage-System, das „Click Plain Pro“ heißt und vom Freiburger Cleantech-Unternehmen ClickCon entwickelt wurde. Es sorgt dafür, dass eine geschlossene Dachstruktur entsteht.

Die Module bilden zusammen mit dem neu entwickelten Montage-System Click Plain Pro der Freiburger Firma ClickCon eine geschlossene Dachstruktur. Die Wechselrichter der PV-Anlage auf dem Solar-Radweg werden in einer Tiefgarage des Solarinfocenters installiert.

Einschätzung Martin Jendrischik, Cleanthinking

Die Idee der Überdachung eines solchen Radweges ist absolut begrüßenswert. Grundsätzlich sollten aber immer zuerst Dachflächen ausgenutzt werden, die ohnehin vorhanden sind. Denn dies stärkt die Ressourceneffizienz.

Der Solar-Radweg in Freiburg wird – aus meiner Perspektive – dennoch viele Nachahmer finden. Alles, was hilft, unseren Energiebedarf mit erneuerbaren Energien zu decken, ist gut für die Weiterentwicklung der Energiewende. Daher wird es spannend zu sehen, welche Forschungsergebnisse das Freiburger Modell-Vorhaben bringen wird.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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