Farasis stellt Batteriezelle für schnelles Laden und hohe Reichweite vor

Farasis Energy hat Pläne für eine Fabrik in Bitterfeld-Wolfen derzeit zurückgestellt. Kunden sind Daimler und der türkische E-Auto-Bauer Togg.

Mercedes-Benz (bzw. damals noch Daimler) hat sich im Juli 2020 mit drei Prozent am Batteriehersteller Farasis Energy beteiligt, und drei Prozent der Anteile im Rahmen eines Batteriezell-Deals übernommen. Die strategische Partnerschaft ist langfristig ausgelegt. Im Mai 2022 stellte Farasis eine Batteriezelle („Ultra High Power“) vor, die zu den Ansprüchen der Mercedes-Kunden passen könnte: ab 2025 verspricht Farasis Ladezeiten von 15 Minuten und Reichweiten von 700 Kilometern. Die am 8. Mai 2019 bekannt gewordenen Plänen von Farasis zum Bau einer Batterieproduktion in Bitterfeld-Wolfen liegen dagegen auf Eis – ein Grundstück besitzt Farasis dort, allerdings wurde ein Vertrag mit der Stadt im April 2022 aufgelöst.

Mittlerweile ist Farasis Energy, das Cleantech-Unternehmen hat seinen Hauptsitz in China, auch an der dortigen Börse notiert. Im Zuge dieses Börsengangs hatte sich auch Daimler an Farasis Energy beteiligt. Seit Juli 2021 sitzt Daimler-Vorstandsmitglied Markus Schäfer im Aufsichtsrat des Unternehmens. Beide Partner sind eine langfristige, strategische Kooperation eingegangen. Im Zuge dieser erhält Farasis etwa die Möglichkeit, frühzeitig Einblick in die nächste Generation der EQ-Elektroautos z erhalten. Laut Mercedes-Benz zählte Farasis zu den „festgesetzten Eckpfeilern im bestehenden Set der Lieferanten für Batteriezellen.“

Farasis und Daimler besiegeln die Kooperation.

Farasis Energy wurde 2002 in den USA gegründet und hat seinen Hauptsitz bis heute im Silicon Valley. Produktionsstätten hat er Batteriehersteller aber insbesondere in China: In Ganzhou und Zhenjiang (20 Gigawattstunden) beispielsweise. Ursprünglich wollte Farasis Energy bis Ende 2022 in Bitterfeld-Wolfen eine neue Europazentrale errichten. Doch nach dem Grundstückskauf wurde nie ein vollständige Bauantrag eingereicht. 600 Millionen Euro wollte Farasis am Standort des Solar Valley investieren – doch mittlerweile, im Mai 2022, ist unklar, ob die Fabrik nur viele Jahre verspätet oder gar nicht kommen wird. Offenbar stehen strategische Entscheidungen im Konzern bevor, die eng mit den in den vergangenen drei Jahren gewonnen Kunden zu tun haben. Inwieweit die enge Partnerschaft mit Mercedes-Benz betroffen ist, ist derzeit unklar.

Farasis will sich als ganzheitlicher Batteriesystem-Anbieter positionieren – Zellen und Module sowie Batteriesysteme herstellen. In China ist das Cleantech-Unternehmen mit den großen Ambitionen auf NMC-Pouch-Zellen für Elektroautos, offenbar auch von BAIC spezialisiert. Weltweit ist das Unternehmen eigenen Angaben zufolge einer der größten Hersteller von Pouch-Zellen für Elektromobilitäts-Anwendungen.

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CO2-neutrale Batteriezellen für Limousine EQS

Im Sommer 2019 waren Mercedes-Benz und Farasis Energy daneben eine Nachhaltigkeitspartnerschaft vereinbart. Erstes Ergebnis war die Produktion von Batteriezellen mit Strom aus erneuerbaren Energien wie Wasserkraft, Wind- und Solarenergie. So wird die nächste Generation EQ Fahrzeuge, darunter die Limousine EQS, zumindest teilweise mit CO2-neutralen Batteriezellen ausgestattet sein.

Elektroauto-Batterien von EQ – technische Abbildung (Quelle: Daimler)

In China hat der Batteriezellenlieferant mit dem Werk in Zhenjiang einen Standort errichtet, der CO2-neutral wird. Ein weiteres Werk in den USA wird ebenfalls folgen. Damit orientiert sich der Partner an der Strategie von Mercedes-Benz, dort einzukaufen, wo produziert wird. 

Der Daimler-Konzern strebt den Aufbau eines Produktionsverbunds für Lithium-Ionen-Batterien global an. An insgesamt sieben Standorten sollen Batteriemodule produziert werden. In Deutschland insbesondere in Kamenz bei der 100-prozentigen Tochter Deutsche Accumotive. Anfang Juni 2020 gab Daimler Investitionen von einer Milliarde bekannt. Die Elektro-Offensive nennt der Daimler-Konzern „Electric First“.

Farasis zeigt Ultra High Power Batteriezelle

Im Mai 2022 hat Farasis Energy einen beachtenswerten Fortschritt erzielt. Die Ultra High Power Batteriezelle ermöglicht eine Schnellladezeit von E-Autos von 15 Minuten, und vereint diese Eigenschaft mit einer hohen Energiedichte von 300 Wattstunden pro Kilogramm. Bedeutet: Reichweiten von 700 Kilometer sind möglich (abhängig von der Batteriegröße). Die Serienfertigung der Ultra High Power Batteriezelle soll aber erst 2025 beginnen.

Die Ultra High Power ist die vierte Zellgeneration von Farasis bringt den Angaben nach neben einer höheren Energiedichte eine deutliche Verbesserung der Schnellladezeit. Bei dieser Variante könne der Fokus je nach Kundenwunsch mehr auf die Reichweite oder mehr auf die Schnellladefähigkeit gelegt werden. In weniger als 15 Minuten könne die Batterie im Schnelllademodus von 10 auf 80 Prozent aufgeladen werden.

Mit einer Energiedichte von 300 Wh/kg und 692 Wh/l bietet Ultra High Power neben Reichweiten von bis zu 700 Kilometern oder mehr eine Gewichtseinsparung beim Akkupaket von bis zu 30 Kilogramm im Vergleich zur ersten Generation. Ein zusätzliches Plus der neuesten Zellgeneration soll die Langlebigkeit der Batterien sein: 1.500 Ladezyklen sollen möglich sein. Das reicht für mehr als eine Million Kilometer.

Dieser Beitrag entstand zunächst am 3. Juli 2020, wurde am 13. Mai 2022 aber komplett überarbeitet, aktualisiert und erweitert.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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