
Energiewende: Siemens plant die Zukunft ohne Atomkraft

CleanTech News / München. Seit Peter Löscher CEO von Siemens ist, wird beim Industriekonzern öffentlich besonders viel über saubere und grüne Technologien gesprochen. Doch bislang schwebte dabei immer noch im Hintergrund mit, dass Siemens nach wie vor ein gewichtiges Wörtchen bei der Atomkraft mitreden wollte. Doch seit der Atomkatastrophe von Fukushima ist das Interesse vieler Staaten und Unternehmen weltweit an Produkten für Atomkraftwerke derart zurückgegangen, dass Löscher nun im Spiegel-Interview den offiziellen Rückzug aus der Atomkraft verkündet. Das Kapitel sei für Siemens abgeschlossen, sagte Löscher im Spiegel-Interview. Stattdessen droht ein neuer Kampf um Marktanteile auf dem Heimatmarkt: GE greift Siemens nicht nur in Deutschland frontal an.
Das geplante Joint-Venture mit dem russischen Atomkonzern Rosatom ist für Siemens kein Thema mehr. Bereits im März hatte sich Siemens von der gemeinsamen Atom-Tochter Areva NP mit dem französischen Areva-Konzern zurückgezogen, was zu einer kostspieligen Angelegenheit wurde. Statt sich am Bau kompletter Kernkraftwerke zu beteiligen, will Siemens künftig Komponenten wie Dampfturbinen liefern, die auch in konventionellen Kraftwerken zum Einsatz kommen.
General Electric GE greift Siemens auf dem Heimatmarkt an

Doch der Kampf auf dem Gebiet sauberer und grüner Technologien wird härter: General Electric, der Erzrivale aus den USA, hat Siemens aus gerechnet auf dem Heimatmarkt Deutschland den „Technologiekrieg“ erklärt. Das jedenfalls verkündete der Deutschland-Chef Ferdinando Beccalli-Falco kürzlich. Und: GE fährt gerade eine millionenschwere TV-Kampagne, in der sinngemäßg davon die Rede ist, „General Electric oder GE seien das Ge in Germany“. Ein Frontalangriff auf Siemens. In den kommenden 15 Monaten will Beccalli-Falco 56 Millionen Euro in den Ausbau des Deutschland-Geschäfts investieren und den Umsatz hier in den kommenden vier bis fünf Jahren verdoppeln.
Weltweit erwirtschaftet General Electric mehr Umsatz als Siemens: Die Amerikaner liegen bei 110 Milliarden Euro im Jahr 2010, Siemens „lediglich“ bei 76 Milliarden Euro. In Deutschland gilt GE noch als deutlich im Hintertreffen, das soll sich künftig ändern. Insbesondere die Energiesparte für alternative Kraftwerke will GE in Deutschland stärken – und die Dominanz von Siemens brechen. Experten gehen davon aus, dass es neben dem Kampf um Bekanntheit und Image auch einen harten Preiswettbewerb bei Turbinen, Generatoren und anderen Kraftwerkskomponenten geben wird. Letztlich auch eine Chance, die Energiewende in Deutschland günstiger zu bekommen…