H2 Green Steel plant Produktion von klimaneutralem Stahl in Nordschweden

H2 Green Steel der Vargas Holding AB, die auch größter Anteilseigner von Northvolt ist.

In der nordschwedischen Region Norrbotten will das Cleantech-Startup H2 Green Steel den Plan für eines der größten, grünen Stahlwerke der Welt in die Tat umsetzen. Das Vorhaben soll 2,5 Milliarden Euro kosten, mit grünem Wasserstoff aus einer großen Elektrolyse-Anlage versorgt werden – und schon 2024 betriebsbereit sein. Geplant ist, ab 2030 pro Jahr fünf Millionen Tonnen Stahl zu produzieren. Prominente Investoren geben dem Vorhaben einen vertrauensvollen Charakter.

Die Stahlproduktion ist für 25 Prozent der industriellen CO₂-Emissionen in Europa verantwortlich, das ist mehr als die gesamten CO₂-Emissionen der nordischen Länder oder mehr als alle Flüge, die von der EU abfliegen. Die Dekarbonisierung ist ein Muss für die Industrie, und disruptive Technologien werden dabei eine Schlüsselrolle spielen.

Mit H2 Green Steel entsteht ein Projekt, das den Wandel in der Branche beschleunigen möchte, indem praktisch alle CO₂-Emissionen aus dem Stahlherstellungsprozess eliminiert werden.

H2 Green Steel wird ein voll integriertes, digitalisiertes und automatisiertes Stahlwerk auf der grünen Wiese sein. Indem Rohstoffe, erneuerbare Energien, lokales Know-how und künstliche Intelligenz zusammengebracht werden, sollen die Emissionen auf Null gesenkt werden. Die große Produktionsstätte entsteht in Zusammenarbeit mit Kunden aus verschiedenen Segmenten, darunter Automobil, Nutzfahrzeuge, weiße Ware, Möbel und Industrieanlagen.

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Um den grünen Stahl zu produzieren, wird das H2 Green Steel zu Beginn 60 Prozent Schrott und 40 Prozent Eisenerz verwenden. Der Elektrolyseur, der dort entstehen muss, um die Produktion zu mit Wasserstoff zu versorgen, muss 40 bis 50 mal größer sein als all das, was heute in diesem Bereich existiert, sagt Maria Persson-Gulda, CTO von H2 Green Steel.

Voraussetzung für die Erzeugung von klimaneutralem Stahl ist die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien – in der Region gibt es Wasser- und Windkraft rund um die Uhr verfügbar. Bis 2026 wird die Anlage 15 Terawattstunden elektrischer Energie verbrauchen – das sind 11 Prozent des schwedischen Energieverbrauchs des vergangenen Jahres. Womöglich könnte noch deutlich mehr Strom zur Verfügung stehen, wenn Finnland seinen Kernreaktor Olkiluoto-3 in Betrieb nimmt – und zum Exporteur statt Importeur von Strom wird.

H2 Green Steel Investoren: Daniel Ek, Scania und Bilstein

Hinter dem ambitionierten Plan von H2 Green Steel stecken Investoren wie der Spotify-Mitgründer Daniel Ek, der auch in das Batterie-Startup Northvolt investiert hat. Das Cleantech-Unternehmen plant eine Fabrik in Schleswig-Holstein: Northvolt 3: dritte Gigafactory in Heide, Schleswig-Holstein (cleanthinking.de). Im September 2020 hatte Ek versprochen, 1 Milliarde Euro seines persönlichen Vermögens in europäische Startups zu investieren – und damit mit dem genannten Investment begonnen.

Daneben sind auch die schwedische Milliardärin Christina Stenbeck, EIT InnoEnergy, die deutsche Stahlfamilie Bilstein und der Fahrzeughersteller Scania finanziell engagiert. Zusammengebracht hat die Investoren die Vargas Holding AB – die auch Hauptanteilseignerin bei Northvolt ist.

Das Projekt baut auf den Erfahrungen und Erkenntnissen aus der Gründung von Northvolt auf. Das Geschäftsmodell basiert auf einer engen Partnerschaft mit strategischen Kunden, einschließlich einer intensiven Zusammenarbeit bei Produktentwicklung, Prozesstechnologie, Recyclingstrategien und Logistik.

Stahlwerk bringt 10.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze

Es wird erwartet, dass H2 Green Steel 10.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze in der Region Norrbotten schaffen wird. Das Projekt soll die schwedischen Exporte um rund drei Milliarden Euro steigern. H2 Green Steel wird auch zum Aufbau eines Wissensclusters in Norrbotten beitragen – wo Industrie, Zulieferer, Kommunen, Behörden und Wissenschaft zusammenarbeiten, um die Bemühungen im Kampf gegen den Klimawandel zu beschleunigen, neue Arbeitsplätze zu schaffen und die schwedische Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Der Weg zu klimaneutralem Stahl ist geebnet – nicht nur in Schweden bei H2 Green Steel oder in Deutschland bei ThyssenKrupp oder Salzgitter Flachstahl. In den USA probiert Boston Metal einen Pfad, der sogar gänzlich ohne Wasserstoff auskommt. Dazu benötigt das Cleantech-Unternehmen die sogenannte Eisenoxid-Elektrolyse. Wie das Boston Metal-Verfahren genau funktioniert, kann hier nachgelesen werden.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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