
Hilferuf: Sono bittet Sion-Community um finanzielle Unterstützung
Das Cleantech-Startup braucht 50 Millionen Euro in 30 Tagen – das entspricht 2.000 Vollanzahlungen im Wert von jeweils 25.500 Euro.
Es ist ein Hilferuf und ein ungewöhnlicher, aber mutiger Schritt: Sono Motors, Cleantech-Startup und Elektroauto-Innovator aus München, hat finanzielle Gespräche mit internationalen Investoren abgebrochen. Stattdessen will das Unternehmen das benötigte Kapital in 30 Tagen über die Sion-Community generieren. Wie die Sono-Gründer heute Abend via Linkedin verbreiteten, benötigen die Münchener 50 Millionen Euro, um das Elektroauto Sion auf die Straße zu bringen.

Es war in den vergangenen Wochen still geworden um Sono Motors. Das Cleantech-Startup hat jetzt die Katze aus dem Sack gelassen, wieso. Obwohl es Gespräche mit Investoren gegeben hat, haben sich die Gründer dazu entschlossen, ihre eigenen Werte nicht aufzugeben. „Wir haben uns entschieden, Sono Motors nicht zu verkaufen, um unseren Werten treu bleiben zu können“, schreibt Laurin Hahn bei Linkedin.
Sie hätten bei den Gesprächen mit Venture Capitalists herausgefunden, dass die eigenen Werte und Zielsetzungen in „völligem Widerspruch“ zu den der Investoren stünden. Dabei soll es vor allem um aggressive Wachstumsambitionen und schnelle Profite gegangen sein. Das sei nicht vereinbar mit einem nachhaltigen Unternehmenskonzept. Co-Gründer Jona Christians: „Der klassische Finanzierungsweg hätte nicht funktioniert. Wir wollen uns nicht verbiegen.“
Werte von Sono Motors:
Höchster Maßstab des Unternehmens ist der Schutz der Umwelt, der Natur und des Menschen (§3 des Gründungsvertrags).
Sono Motors hat für das Elektroauto Sion 10.000 Vorbestellungen erhalten. Eine Zahl, die alle Erwartungen, die es zum Start des Vorhabens in einer Garage gegeben hat, übertroffen haben dürften. Aber: Eine Serienfertigung eines Autos auf die Beine zu stellen, ist teuer. Das ist mit kleinen Anzahlungen nicht zu stemmen. Heute fehlen Sono Motors 50 Millionen Euro, um die nächsten Schritte gehen zu können. Daher startete das Unternehmen nun die ungewöhnliche Hilferuf-Initiative.
Über die eigene Webseite macht Sono Motors den Hilferuf konkret: Unterstützen kann man die sichere Serienfertigung des Sion mit einer Spende, einer Vollanzahlung in Höhe von 25.000 Euro oder der Aufstockung der schon geleisteten Anzahlung. Schließlich ist es auch möglich, dem Sono Motors ein Darlehen zu gewähren.
Wer das Auto somit voll anzahlt, dessen Konto wird erst dann belastet, wenn die 50 Millionen Euro, also das Ziel des Crowdfundings tatsächlich erreicht wird. Dennoch ist die Anzahlung ein Risiko. Dieses möchte Sono Motors dadurch ausgleichen, dass die Gründer ihre Gewinnbezugsrechte in einen „Community Pool“ verlagern. Hahn und Christians halten zusammen noch 64 Prozent dieser Rechte. Ihre Stimmrechte von 74 Prozent wollen sie aber behalten. Die heutigen Anzahler werden also zu Investoren und erhalten eine Gewinnausschüttung, wenn alles funktioniert.
Produktion des Sion verzögert sich
Der Produktionsbeginn in Schweden bei NEVS verzögert sich aufgrund der Finanzierungsschwierigkeiten deutlich. Heute geht Sono Motors von September 2021 aus – bislang zeigte sich das Unternehmen optimistisch, dass es noch Ende 2019 losgehen könnte. Wer heute bestellt, erhält seinen Sion im Jahr 2022. Das ist aus Gründen der Elektroauto-Konkurrenz eine gefährlich Verzögerung, weil beispielsweise Volkswagen mit dem ID.3 dann schon ein Jahr auf dem Markt sein wird.
Auf der Webseite legt das Unternehmen im Detail nahe, wie viel Geld dann schließlich bis zum Produktionsstart notwendig sein wird: 255 Millionen Euro. Das sei deutlich weniger als etablierte Automobilhersteller für die Neuentwicklung eines Autos benötigen würden. Das heißt: „Mit nur 8.000 weiteren Reservierungen, die vollständig angezahlt werden, können wir diese Summe erreichen.“
Mehr zum Hilferuf gibt es im Video auf Youtube:
Zuletzt hatte Sono Motors das Innenraumdesign des Sion vorgestellt. Vor einem Jahr hatte das Unternehmen die Community bereits einmal geschockt und deutlich gestiegene Preise für die Batterie bekannt gegeben. Die Zahl von 10.000 Reservierungen sowie der Vertragsabschluss mit starken Partnern wie NEVS und EltringKlinger gehören auch zur Bilanz der vergangenen Jahre.
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Traurige Realität, dass den Gründern so viele Steine in den Weg gelegt werden…