Epishine industrialisiert organische Solarzelle für Innenraum-Sensoren

Cleantech-Unternehmen Epishine integriert flexible, organische Solarfolie etwa in wartungsfreie Innenraum-Sensoren für den Einzelhandel oder Immobilienverwalter. Neuer Standort in Linköping.

Das schwedische Cleantech-Unternehmen Epishine industrialisiert eine neue Solarzellen-Technologie, die besonders darauf ausgelegt ist, Licht in Innenräumen effizient in elektrische Energie zu wandeln. Für dieses Indoor Energy Harvesting bauen die Schweden seit Mitte 2022 einen neuen, größeren Produktionsstandort in Linköping auf. Das Rolle-zu-Rolle-Produktionsverfahren der biegsamen, organischen Solarzellen erlaubt die schnelle Skalierung – die Nachfrage steigt nach Angaben des Unternehmens rasant.

Seit 2018 produziert Epishine in Schweden organische Solarzellen, die darauf ausgerichtet sind, elektrische Energie auf Basis von Innenraumlicht zu erzeugen. Integriert in Produkte wie etwa Innenraum-Sensoren in Einzelhandelsgeschäften wird das Prinzip auch Indoor Energy Harvesting genannt – und generiert genügend Energie für Niedrigenergie-Elektronik (Low Energy Devices). Der Vorteil, etwa für Supermärkte oder Immobiliengesellschaften: Die Sensoren auf Basis der organischen Solarfolien von Epishine sind wartungsfrei, Batteriewechsel nicht mehr notwendig.

Die Technologie von Epishine basiert nach eigener Aussage auf „bahnbrechenden Durchbrüchen in der Herstellung“. Das erste Produkt für das „Ernten“ von Umgebungslicht in Innenräumen soll erst der Anfang der Geschichte des Cleantech-Unternehmens sein. Perspektivisch gibt es große Ziele: Es ist durchaus die Vision, der größte Solarzellenanbieter der Welt zu werden. Schrittweise gelang Epishine seitdem die Entwicklung von der Forschung bis zur industriellen Produktion der organischen Solarzellen.

Dank des Druckverfahrens der organischen Solarfolien erscheint das nicht unmöglich: Ein „Solarzellendrucker“ von Epishine mit einer Bandbreite von 2,5 Metern und einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde liegt rechnerisch bei 70 Millionen Quadratmeter Solarzellen pro Jahr. Es handelt sich um ein „Rolle zu Rolle“-Druckverfahren, das an den Zeitungsdruck erinnert. Im Vergleich zu herkömmlichen Solarzellen ein ausgesprochen skalierbarer und energieeffizienter Prozess.

TempOnline setzt seit 2019 auf gedruckte Solarzellen

Einer der Pilotkunden von Epishine ist seit 2019 TempOnline. In der Zusammenarbeit entstand im ersten Schritt ein Sensor zur Temperaturüberwachung, der seine Energie ausschließlich aus den organischen Solarfolien bezieht. Eingesetzt werden die Sensoren in Einzelhandelsgeschäften.

Mit Light Energy Harvesting-Modulen haben wir ein nachhaltigeres und stärkeres Angebot, und wir wissen, dass in allen Unternehmen, die mit Lebensmitteln umgehen, ein großer Bedarf besteht. Unsere Lösung bedeutet, dass sie eine der vielen Aufgaben ihres Alltags erledigen können, d. H. Manuelle Temperaturmessungen von Kühl- und Gefriergeräten. Darüber hinaus ist diese Lösung nachhaltig.

Jens Jensen, CEO von TempOnline

Allein in Schweden gibt es Tausende Lebensmittelgeschäfte, in denen die Temperaturen der Kühl- und Gefrierschränke jeden Tag manuell überprüft werden. Mit der Lösung von Epishine-Kooperationspartner TempOnline können Einzelhändler nun Zugang zu einer automatisierten Temperaturüberwachung über Sensoren erhalten, die nach einem Kalender die Werte übertragen. Dank der biegsamen Technologie von Epishine sind keine Batterien oder der Anschluss ans Stromnetz nötig.

Epishine bietet organische Solarzellen für Indoor Energy Harvesting.

Internet der Dinge bietet gewaltigen Markt für Epishine

Doch der Markt für kleine Geräte, die in Zukunft auf den Markt kommen und dem Internet der Dinge zugerechnet werden, ist groß. Diesen Markt mit Billionen angeschlossener Sensoren und ähnlicher Geräte adressiert Epishine mit seiner Technologie im ersten Schritt. Nach eigenen Angaben verfügt die Solarzelle über „den besten Wirkungsgrad des Marktes in Innenräumen“ und ist für diese Devices damit hervorragend geeignet.

Die Welt, die zunehmend digitalisiert wird, eröffnet großen Bedarf für kleine, batteriebetriebene Elektronik. Denn Daten zu erfassen, aber keinen Wartungsaufwand deshalb zu haben, wird immer bedeutsamer. Daten über Temperatur, Luftqualität oder die Zahl der Person in einem Raum bis hin zu geöffneten und geschlossenen Fenstern sollen erfasst werden, um die Energieeffizienz zu verbessern. Während Epishine 2019 noch verhaltenes Interesse spürte, zeigte sich seitdem: Insbesondere Immobiliengesellschaften sind höchst interessiert an wartungsfreien Sensorlösungen.

Neuer Standort und Produktionsstätte

Im Mai 2022 gab Epishine bekannt, einen neuen Standort im schwedischen Linköping zu beziehen, der das Potenzial für die Skalierung der Produktion bietet. Die erste Initiative des Cleantech-Unternehmens besteht darin, die Produktion von Innenraummodulen auszuweiten: Eine Sensorserie, die mit Solarzellen von Epishine betrieben wird, geht leicht in die Millionen.

„Wir brauchen schon jetzt größere Räumlichkeiten für die höhere Nachfrage, die wir im Jahr 2023 sehen, aber es war auch wichtig, eine Anlage zu bauen, die die Möglichkeit bietet, die Kapazität für Milliarden von Solarmodulen pro Jahr zu erhöhen, wenn wirklich große Projekte anlaufen“, sagt Mattias Josephson, Mitbegründer von Epishine .

Neben der Möglichkeit, die bestehende Produktionskapazität des Gebäudes zu verdoppeln, besteht ein weiterer Vorteil des neuen Standorts darin, dass auf demselben Grundstück weitere Anlagen gebaut werden können, so dass Epishine sehr schnell skalieren kann, ohne den gesamten Betrieb immer wieder umziehen zu müssen. „Wir freuen uns sehr auf diese Expansion. Wir wollen die Bedürfnisse von immer mehr und immer größeren Kunden mit der klimafreundlichsten Solarzelle, die wir kennen, erfüllen“, sagt CEO Anna Björklou.

Dieser Beitrag erschien zunächst am 12. März 2019, wurde zuletzt am 2. Juli 2022 erweitert.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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