Joe Biden muss die Weichen für den Kampf gegen die Klimakrise stellen

Der künftige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Joe Biden, wird die USA zum Vorreiter für Cleantech machen.

Mit der Wahl von Joe Biden zum 46. amerikanischen Präsidenten werden die USA ins Pariser Klimaabkommen zurückkehren. Aus diesem war Bidens Vorgänger Donald Trump ausgetreten. Die Biden-Administration muss ab Januar nicht nur Klima- und Umweltschutzentscheidungen Trumps rückgängig machen, sondern auch die Weichen richtig stellen, um den Kampf gegen die Klimakrise nicht alleine den Bundesstaaten zu überlassen. Die USA müssen zum Cleantech-Vorreiter werden.

Joe Biden hat im Wahlkampf einen 2-Billionen-Klimaplan vorgestellt, der viele wichtige Weichen umlegen würde. Der Think Tank RethinkX hat jetzt gezeigt, wie das amerikanische Energiesystem innerhalb von zehn Jahren – und mit dem Einsatz von 2 Billionen Dollar – auf 100 Prozent Solar, Wind und Batterien umgestellt werden kann. Dabei entsteht eine Superenergie, die etwa die Wasserstoffwirtschaft finanzieren und ermöglichen wird.

Biden wird die USA an den Verhandlungstisch für den Kampf gegen die Klimakrise zurückführen – und damit bis heute uneinsichtige Staaten wie Australien global nahezu isolieren. Zuletzt war die Regierung in Neuseeland mit eindeutigen Klimaambitionen mit absoluter Mehrheit wiedergewählt worden. Vergangene Woche kündigte sogar Russlands Präsident Putin an, Klimaneutralität anstreben zu wollen.

Neben der Europäischen Union, die ihre Klimaziele gerade verschärft hat (Lesen Sie auch: European Green Deal: Parlament beschließt EU-Klimagesetz mit 60-%-Ziel), hat sich beispielsweise auch die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, zu größeren Klimaanstrengungen bekannt. Mit wenigen Ausnahmen kehren die Lenker des Planeten um, und entscheiden sich für den Umbau von Wirtschafts- und Energiesystemen.

Es ist grotesk, dass die „grüne Welle“, die jetzt grassiert, erst fünf Jahre nach Verabschiedung des Klimaabkommens von Paris passiert. Dadurch ist – das sagt nicht nur die Wissenschaft – wichtige Zeit verloren gegangen, um Maßnahmen zu ergreifen. Aber: Wir müssen pragmatisch auf die nächsten fünf Jahre, ja die nächste Dekade voller technologischer Disruptionen blicken.

Die Studie von Tony Sebas RethinkX zeigt: Die Staaten, die zuerst die richtigen Weichen stellen, werden für Jahrzehnte neue Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum schaffen. Es gilt, den Wandel, der ohnehin passiert, zu gestalten – und nicht am Bisherigen festzuhalten.

Fracking von Öl und Gas beenden

Der Aufschrei war groß als Joe Biden in der zweiten TV-Debatte ankündigte, die Vorbereitungen dafür zu treffen, dass Gas- und Öl-Fracking nicht mehr benötigt werden. Damit macht Biden genau das, was oben beschrieben wurde: Er verkündet lediglich, dass er den Wandel, der ohnehin passieren wird, gestalten wird. Und genau dieses Gestalten ist die Chance für einen neuen Aufbruch.

US-Ökonom Jeremy Rifkin warnt in seinem exzellenten Buch „Der globale Green New Deal“ (Link zu Amazon) davor, sogenannte „Stranded Assets“ zu produzieren. Also Investitionen in Anlagen zu tätigen, die innerhalb weniger Jahre nicht mehr gebraucht werden. Heutige Investitionen in Kohle- und ÖL-Technologien wird das eindeutige Schicksal prophezeit: Sie werden schon sehr bald nicht mehr gebraucht.

Clean Energy Revolution weiterführen

Solar- und Windenergie sowie Batterietechnologien sind inmitten einer schnellen, technologischen Disruption. Doch bisher war der Ausbau der Erneuerbaren Energien, und damit der Umbau des Energiesystem weg von fossilen Brennstoffen, stark von der jeweiligen Regierung der Bundesstaaten abhängig. Mit einer großen Initiative der nationalen Administration muss die Energie-Revolution über alle Sektoren und Regionen vorangetrieben werden.

Clean Energy nennen die Amerikaner allerdings nicht nur Erneuerbare Energien, sondern schließen meist auch die Kernenergie mit ein. Klar ist aber: Je schneller sich Solar-, Wind-, Wellen-Energie sowie Geothermie durchsetzen, umso kleiner wird die Rolle der Kernenergie in der Zukunft sein. Dennoch setzen Investoren wie Bill Gates auf kleinere, womöglich sicherere Reaktoren der neuesten Generation – bislang sind alle Konzepte weit von der Lieferung sauberer Energie entfernt.

Kabinettsentscheidungen, Briefings und Co.

Am 20. Januar um 12 Uhr endet die Amtszeit des 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. In diesem Moment übernimmt Joe Biden die Macht. Obwohl noch ein wenig Zeit ist, gilt Joe Biden als bestens präpariert für seine neue Aufgabe: Bis ins kleinste Detail wurden in den vergangenen Wochen Personalentscheidungen vorbereitet.

Biden saß mehr als 30 Jahre im Senat, war acht Jahre lang Vize-Präsident und kann aus dieser Erfahrung heraus die Positionen besetzen. Schon kommende Woche dürften erste Kabinettsentscheidungen fallen und bekanntgegeben werden. In Briefings wird Biden schon seit einer Weile über die Wirtschaft, die Corona-Pandemie und viele weitere Themen informiert.

Erwartungen an Joe Bidens Klimapolitik

Die Reaktionen internationaler Medien sind eindeutig:

  • „A Biden victory positions America for a 180-degree turn on climate change“ (The Washington Post)
  • „The world is ready to support Joe Biden on climate change“ (Quartz)
  • „Rolling back Trump’s rollbacks: Biden seen reversing climate deregulation“ (Reuters)
  • „Australia warned it could be isolated over climate inaction after Joe Biden victory“ (The Guardian)
  • What Joe Biden’s Climate Plans Mean for America, and the World (Science The Wire)

Die Erwartungen an die Joe Biden / Kamala Harris-Administration, die ab 20. Januar 2021 die Weichen für den Kampf gegen die Klimakrise und die Erderwärmung richtig stellen muss, sind hoch. Nebenbei muss Joe Biden die Corona-Krise in den Griff bekommen, und ein tief gespaltenes Land vereinen.

Die kommenden vier Jahre werden daher ganz entscheidend – wird Joe Biden die USA zum Vorreiter bei Cleantech machen? Für die USA und für den Planeten. Hoffen wir, Joe Biden kann diesen Erwartungen gerecht werden – und all die Veränderungen, die im kommenden Jahrzehnt deutlich werden, in die richtigen Bahnen lenken.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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