Juicy Marbles will Fleischverzehr bis 2030 halbieren

Cleantech-Startup Juicy Marbles entwickelt pflanzliche Fleischstücke wie etwa ein viel gelobtes Filet Mignon.

Das slowenische Cleantech-Unternehmen Juicy Marbles hat ambitionierte Ziele: Es strebt an, den Fleischverzehr bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren. Der Weg dorthin führt über pflanzenbasierte Alternativen, die nicht nur schmackhaft, sondern auch den konventionellen Fleischprodukten überlegen sind. Juicy Marbles hat bereits große Fortschritte erzielt: Ein hochgelobtes Steak, das Filet Mignon, ist bereits in Europa und den USA über den Online-Shop erhältlich. Unterstützt wird das Startup unter anderem von dem deutsch-amerikanischen World Fund und der Suchmaschine Ecosia.

Juicy Marbles hat mit dem Filet Mignon-Steak etwas Außergewöhnliches geschaffen, weshalb es auch als „Salvador Dalí des Fleisches“ bezeichnet wird. Dieses innovative Unternehmen hat ein Filet Mignon entwickelt, das aus rein pflanzlichen und natürlichen Zutaten besteht und in Bezug auf Textur und Geschmack dem Original sehr nahe kommt. Seit Februar 2022 kann man das Filet Mignon aus Slowenien im europäischen Online-Shop erwerben.

Die Gründer von Juicy Marbles streben danach, Clean Meat so erschwinglich zu machen, dass es zu einem alltäglichen Hauptgericht für die Durchschnittsperson werden kann. Sie sprechen jedoch kaum bis gar nicht über die Herstellung des Steaks, da dies die Magie des Essens nehmen und auch ein wenig langweilig sein würde.

Wer sind die Gründer?

Gegründet wurde Juicy Marbles 2019 von einem Team aus vier Slowenen:

Tilen TravnikChief Executive Officer (CEO)
Maj HrovatChief Technology Officer (CTO)
Vladimir MićkovićChief Brand Officer (CBO)
Luka SinčekCo-CEO
Gründer von Juicy Marbles und ihre Rolle im Cleantech-Startup.

Aus Sojaprotein wird in Meat-O-Matic 9000 ein Steak

Das Geheimnis hinter der geschmacklichen Innovation des Filet Mignon-Steaks liegt in den bekannten Zutaten. Die Basis besteht aus einem Eiweißbrei, der hauptsächlich aus Sojaprotein besteht – eine ähnliche Zutat wie sie auch im Impossible Burger oder anderen Marken für Burger-Pattys verwendet wird. Dieser Proteinbrei wird in der Meat-O-Matic 9000, einer großen Maschine, mit Ölen, Verdickungsmitteln, Rote-Bete-Farbstoff und Aromen gemischt. Anschließend durchläuft er ein zum Patent angemeldetes 3D-Verfahren, bei dem Druck und Hitze verwendet werden, um das endgültige Filet herzustellen.

Die größte Herausforderung bestand darin, die wesentlichen Eigenschaften eines Steakstücks zu erreichen, einschließlich Muskelfasern, Fettgewebe und saftiger Fettmurmeln, die dem Filet Mignon seinen Namen geben. Tester des Steaks berichten, dass die Marmorierung wirklich gut gelungen ist. Obwohl die Muskelfasern etwas „mathematischer“ wirken als bei einem natürlich gewachsenen Steak, kommen sie dem Original dennoch ziemlich nahe. Um tierisches Fett zu imitieren – also die weißen Flecken im Filet-Stück – wird Sonnenblumenöl verwendet. Methylcellulose dient als Bindemittel.

Das Steak bildet beim Braten schnell eine knusprige Kruste. Gelegentlich kann es jedoch vorkommen, dass die Filet-Stücke etwas zerfallen und das Filet Mignon von Juicy Marbles, laut Aussagen von Testern im Internet, eher wie Pulled Pork und weniger wie ein zusammenhängendes Stück Fleisch wirkt. Trotz der Kruste bleibt das Filet Mignon-Steak innen zart. Es wird lediglich weniger Fett ausgebraten, um damit eine Soße anzureichern – ein Kritikpunkt, an dem die Gründer weiter arbeiten möchten.

Das Ziel von Juicy Marbles ist es nicht, eine exakte Kopie von Fleisch auf den Markt zu bringen, sondern das Fleisch-Erlebnis zu verbessern. Dabei sollen Eigenschaften wie die Geschmacksintensität, die Saftigkeit, die Entwicklung der Kruste und das Nährwertprofil besser sein als beim Original. Die Gründer betrachten dies als den Beginn einer neuen Ära des Fleisches und ermutigen dazu, unseren Grill anzuschmeißen und saftige pflanzliche Steaks zu braten, anstatt unseren Planeten zu belasten.

Juicy Marbles: Steak kaufen

Das größte Hindernis für die weite Verbreitung des Steaks von Juicy Marbles ist der Preis. Heute kosten 4 mal 113 Gramm Filet Mignon 30 Euro zzgl. 15 Euro Versand. Bei größeren Mengen gibt es 20 Prozent Rabatt und die Transportpauschale fällt weg. Die Lieferdauer ist ein weiteres Handicap: Stand Ende Mai 2022 liegt diese bei zwei bis drei Wochen – sowohl in den USA als auch in Europa wird also damit gerechnet, dass ab Mitte Juni wieder ausgeliefert werden kann.

Nach Unternehmensangaben ist die Skalierung der Produktion sehr gut möglich – bis Ende 2022 soll das erste Fleischstück der Slowenen nicht nur via Online-Shop erhältlich sein, sondern auch in ersten Restaurants und Supermärkten. „Unser Verfahren sorgt dafür, dass die Steaks reich an Mikro- und Makronährstoffen bleiben, so dass sie leicht in eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung integriert werden können“, steht auf der Webseite geschrieben.

„Wir wollen den Übergang der Fleischindustrie in eine nachhaltigere Zukunft beschleunigen – bis 2030 wollen wir den Fleischkonsum um die Hälfte reduzieren“, so die Juicy Marbles-Manager. Die Firma legt wahrlich ein beachtliches Tempo vor, und hat das alles mit sehr bescheidener Finanzierung von etwa 4,5 Millionen Euro erreicht.

Wie groß ist der Markt für Clean Steaks?

Der Markt für „Alternative Proteine“ wird in den kommenden Jahren rasant wachsen. Denn damit verbunden ist die Chance, die Treibhausgasemissionen in der Lebensmittelproduktion erheblich zu reduzieren – was zwingend notwendig ist. Bis 2035 können durch die Umstellung auf Fleisch, Milchprodukte und Eier aus alternativen Quellen mehr als 1 Gigatonne CO2-Äquivalent, 39 Milliarden Kubikmeter Wasser und mehr als 240.000 Quadratkilometer Ackerland eingespart werden. Angesichts immer häufigerer und heftigerer Dürre- und Hitzewellen besonders wertvoll.

Die Boston Consulting Group hat in einer Studie errechnet, dass 2035 alternative Proteine etwa 11 Prozent des gesamten Proteinmarktes ausmachen werden. Das würde einer Produktion von 97 Millionen Tonnen pro Jahr entsprechend. Hieraus alleine ergibt sich eine Marktchance von 290 Milliarden US-Dollar. Oder anders ausgedrückt: Der Markt ist gewaltig, und der Umstieg wird viel schneller gehen als oft vermutet. 2030 werden entsprechende Lebensmittel zum Alltag zählen.

Welche Investoren sind beteiligt?

AgFunderVenture Capital
EcosiaUnternehmen
LYVC (US)Venture Capital / Privates Eigenkapital
World Fund (Deutschland)Venture Capital / Privates Eigenkapital
Climate CapitalVenture Capital / Privates Eigenkapital

Diese Marktchance sehen auch die Investoren, die bereits in Juicy Marbles investiert haben. Im November 2021 gab es eine Finanzierungsrunde über 4,5 Millionen Euro, an der sich u.a. die deutsche Suchmaschine Ecosia sowie der von ehemaligen Ecosia-Managern ins Leben gerufene World Fund beteiligt haben.

Diese neue Fonds legt die Messlatte für Investments besonders hoch, weshalb es eine besondere Auszeichnung ist, dass die Investoren in Juicy Marbles investiert haben. „Wir investieren in Unternehmen, die mindestens 100 Megatonnen CO2 oder ein Äquivalent an Emissionen pro Jahr einsparen können“, ist auf der Webseite zu lesen. Um herauszufinden, welchen Unternehmen das gelingen kann, nutzt World Funds das selbst entwickelte Instrument Climate Performance Potential (CPP). Bevor sich die Investoren mit dem Startup oder Gründerteam näher befassen, müssen sie zuerst einen passenden Score im CPP erreichen.

„Es gibt leistungsstarke Klimatechnologien, die bereits in diesem Jahrzehnt einen Sprung machen und mehr als 100 Megatonnen einsparen können. Das ist etwas, worüber wir uns sehr freuen.“

Was sind die nächsten Schritte in der Unternehmensentwicklung?

Bis Ende 2022 plant Juicy Marbles, neben den Online-Shops in Europa und den USA auch erste Restaurants und Supermärkte zu beliefern. Zeitgleich werden weitere Fleischstücke folgen, die eine komplexe Marmorierung aufweisen. Ähnlich wie Tesla einst mit dem Roadster beginnt auch Juicy Marbles im Premium-Segment, und geht Schritt für Schritt in die Breite. Einer der nächsten Schritte könnte ein Ribeye-Steak werden.

Der Philosophie, klassische Fleischstück nicht nur zu kopieren, sondern diese besser zu machen, wollen die Gründer treu bleiben. „Eher früher als später werden die meisten Menschen aufhören, sich darüber Gedanken zu machen, und einfach nur etwas wollen, das lecker ist“, sagt Co-Gründer Mićković.

2,3 Milliarden Menschen auf der Welt haben eine unsichere Ernährung. 690 Millionen Menschen sind unterernährt. Der Weg, all diesen Menschen möglichst zu helfen durch pflanzliche Ernährung ist weit. Aber es ist ein Kampf, der sich lohnen dürfte.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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