Kunststoffabfälle: Europäische Union veröffentlicht Kunststoff-Strategie

Die EU-Strategie für Kunststoffe will eine Kreislaufwirtschaft etablieren, Plastik in den Meeren reduzieren und Innovationen fördern

Die Europäische Union ist in Umweltfragen nicht besonders anerkannt. Strenge Staubsauger-Grenzwerte , das Glühbirnen-Verbot oder die Regelung krummer Gurken und Bananen werden kaum erklärt und begründet, sondern eher als Schikane und überflüssig wahrgenommen. Doch jetzt hat die Europäische Union eine Initiative ergriffen, die wichtig und ausgesprochen relevant ist. Heute hat die Institution eine Strategie zur Reduzierung der Kunststoffabfälle und damit zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft bekannt gegeben.

Cleantech News / 16.1.2018. Die erste europäische Strategie zum Schutz der Erde wurde heute verabschiedet. Sie soll hohe Ziele erreichen, eine Kreislaufwirtschaft etablieren und nicht zuletzt Innovationen der Industrie unterstützen. Die Reduzierung der Kunststoffabfälle soll von einer Herausforderung zum Teil einer positiven Agenda für die Zukunft Europas werden.

Ziele der Strategie sind etwa, alle Kunststoffverpackungen in der EU recyclingfähig zu machen – und zwar bis 2030. Auch soll die Nutzung von Einwegkunststoffen stark vermindert und die Benutzung von Mikroplastik eingeschränkt werden. Vorgestellt wurde das Vorhaben vom Ersten Vizepräsident Frans Timmermans. Er betonte, man müsse einen radikalen Schnitt machen, denn sonst würde 2050 in unseren Meeren mehr Plastik schwimmen als Fische. Mit diesen drastischen Worten setzt Timmermans ein klares Zeichen und drückt die Bedeutung des Handelns aus.

Als Lösung sieht der Vizepräsident es als Notwendigkeit an, Kunststoffabfälle gezielt zu reduzieren, in dem sie recycelt und wiederverwendet werden. Dieser Herausforderung müssten sich Bürger, Industrie und Regierungen gemeinsam stellen. Mit der EU-Strategie für Kunststoffe entstehe überdies ein stärkers, Kreislauf orientiertes Geschäftsmodell. „Wir müssen in innovative neue Technologien investieren, die unsere Bürger und unsere Umwelt schützen und gleichzeitig unsere Industrie wettbewerbsfähig halten.“

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Die Strategie für Kunststoffe sei eine große Chance für die europäische Industrie, eine weltweite Führungsrolle bei neuen Technologien und Materialien zu übernehmen, so Jyrki Katainen, ein weiterer Vizepräsident der EU-Kommission. „Die Verbraucher werden sich bewusst im Sinne der Umwelt entscheiden können. Es ist wirklich ein Gewinn für alle Seiten.“

Die Fakten zum Thema Kunststoffabfälle sind beschämend

  • Europäer erzeugen 25 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle – jedes Jahr
  • Nur 30 Prozent, also nicht mal ein Drittel, werden für Recycling gesammelt
  • Kunststoffe machen weltweit 85 Prozent aller Abfällen an Stränden aus
  • Oft enden Kunststoffe nicht nur in den Meeren weit weg von der eigenen Wahrnehmnung, sondern in der Lunge und auf den Tellern der Bevölkerung
  • Welche Auswirkungen Mikroplastik in Luft, Wasser und Lebensmittel genau hat, ist nicht wissenschaftlich erforscht

Die EU-Strategie für Kunststoffe will nun ändern, wie Produkte in der EU designt, hergestellt und recycelt werden.  Die Art und Weise, in der Kunststoffe gegenwärtig hergestellt, verwendet und entsorgt werden, lässt allzu oft die wirtschaftlichen Vorteile einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft ungenutzt und schadet der Umwelt. Ziel ist es, die Umwelt zu schützen und gleichzeitig die Grundlagen für eine neue Kunststoffwirtschaft zu schaffen, in der bei Design und Herstellung den Erfordernissen in Bezug auf Wiederverwendung, Reparatur und Recycling in vollem Umfang Rechnung getragen wird und nachhaltigere Materialien entwickelt werden.

Recycling als lohnendes Geschäft

Die EU will Recycling zu einem lohnenden Geschäft machen: Durch neue Vorschriften für Verpackungen sollen die Recyclingfähigkeit von auf dem Markt verwendeten Kunststoffen verbessert und die Nachfrage nach recyceltem Kunststoff erhöht werden. Da mehr Kunststoff gesammelt wird, sollten bessere, größere Recyclinganlagen eingerichtet werden. Daneben sollte ein besseres, standardisiertes System für die getrennte Sammlung und Sortierung von Abfällen in der gesamten EU geschaffen werden. Dies wird rund 100 EUR pro gesammelter Tonne einsparen. Außerdem wird ein größerer Mehrwert für eine wettbewerbs- und widerstandsfähigere Kunststoffindustrie generiert.

Kunststoffabfälle reduzieren

Die EU will Kunststoffabfälle eindämmen: Die EU-Rechtsvorschriften haben bereits in mehreren Mitgliedstaaten zu einer deutlichen Verringerung der Verwendung von Kunststofftragetaschen geführt. Die neuen Pläne richten sich nun auf andere Einwegkunststoffe sowie Fanggeräte. Nationale Sensibilisierungskampagnen werden unterstützt, und auf Grundlage einer Konsultation der Interessenträger und wissenschaftlicher Erkenntnisse wird über den Geltungsbereich neuer EU-weiter Vorschriften entschieden, die im Jahr 2018 vorgeschlagen werden sollen. Die Kommission wird auch Maßnahmen ergreifen, um die Verwendung von Mikroplastik in Produkten zu beschränken, und Logos für biologisch abbaubare und kompostierbare Kunststoffe festlegen.

Vermüllung der Meere stoppen

Außerdem möchte die EU die die Vermüllung unserer Meere aufhalten: Mit neuen Vorschriften über Hafenauffangeinrichtungen werden Meeresabfälle aus Quellen auf See bekämpft. Maßnahmen sollen sicherstellen, dass auf Schiffen anfallende oder auf See gesammelte Abfälle nicht zurückgelassen, sondern an Land zurückgebracht und dort ordnungsgemäß bewirtschaftet werden.

Investitionen mobilisieren

Die EU-Kommission plant, Investitionen und Innovationen zu mobilisieren: Die Kommission wird nationalen Behörden und europäischen Unternehmen Richtlinien dazu an die Hand geben, wie Kunststoffabfälle an der Quelle so gering wie möglich gehalten werden können. Innovation wird stärker unterstützt: zusätzliche 100 Mio. EUR werden zur Finanzierung der Entwicklung intelligenterer und recyclingfähigerer Kunststoffe, effizienterer Recyclingverfahren und zur Beseitigung gefährlicher Stoffe und Kontaminanten aus recycelten Kunststoffen bereitgestellt.

EU als Taktgeber für den Wandelt der ganzen Welt

Damit möchte die EU einen Wandel in der ganzen Welt bewirken: Die Europäische Union erledigt ihre eigenen Hausaufgaben, arbeitet aber auch mit Partnern aus der ganzen Welt zusammen, um globale Lösungen zu finden und internationale Standards zu entwickeln. Wir werden auch weiterhin andere unterstützen, wie z. B. bei der Säuberung des Flusses Ganga in Indien.

Um all diese Ziele zu erreichen, hat die Europäische Kommission bereits Maßnahmenpakete beschlossen. Mehr zur „Europäischen Strategie für Plastik in einer Kreislaufwirtschaft“ gibt es hier im Original-Dokument. Interessant ist auch das Fragen und Antworten-Papier.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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