
LNG-Terminal: Planung in Brunsbüttel erreicht nächste Phase
Flüssiggas soll Teile des Verkehrs sauberer zu machen, ist aber höchst umstritten.
In Brunsbüttel geht das Auswahlverfahren für den Generalunternehmer. der das LNG-Terminal bauen soll, gut voran. Einer Meldung der German LNG Terminal GmbH zufolge, ist der Präqualifizierungsprozess Ende September abgeschlossen worden. Nun will die Gesellschaft mit vier international tätigen Generalunternehmen die Ausschreibung gestalten. Die Einführung von LNG in Deutschland soll als nachhaltigere Kraftstoffalternative für den Schiffs- und Schwerlastverkehr die Emissionsreduzierung in diesen Sektoren unterstützen.
Schon Anfang Dezember soll nun das Ausschreibungsverfahren der German LNG Terminal GmbH, die federführend das LNG-Terminal in Brunsbüttel entwickelt, abgeschlossen werden. In der engeren Wahl sind die folgenden Unternehmen:
- Cobra Instalaciones y Servicios S.A. – Sener Ingeniería y Sistemas S.A.
- Hyundai Engineering Co., Ltd. – Korea Gas Corporation
- Sacyr Fluor S.A. – Entrepose Contracting S.A.S. / VINCI Construction Grands Projets S.A.S. – Sacyr Somague S.A.
- Tecnicas Reunidas S.A. – Heitkamp HIKB GmbH
In der ersten Phase wurde besonders auf Erfahrungen der Unternehmen in Planung und Bau ähnlicher Projekte, Kenntnisse der deutschen Vorschriften und Regularien, die ausreichende Finanzkraft und die sogenannte HSE-Statistik geachtet. Diese Größe umfasst Kriterien aus den Bereichen Gesundheit, Sicherheit und Umwelt.
Nach Beendigung des Auswahlverfahrens soll der Vertrag Ende April 2020 geschlossen werden. Der Generalunternehmer soll beim LNG-Terminal u.a. einen Schiffsanleger mit zwei Liegeplätzen für LNG Carrier mit einer Kapazität zwischen 1.000 und 265.000 Kubikmeter jeweils mit Lade- und Entlademöglichkeiten errichten. Hinzu kommen LNG-Tanks und Regasifierierungs- und Distributionsanlagen für eine Gesamtkapazität von acht Milliarden Kubikmetern pro Jahr.
Hintergrund zur German LNG Terminal GmbH: Das Unternehmen ist ein Zusammenschluss der niederländischen Unternehmen Gasunie LNG Holding, Vopak LNG Holding sowie Oiltanking GmbH – eine Tochter der Hamburger Marquard & Bahls AG. Zweck des Joint Venture ist der Bau, Besitz und Betrieb eines multifunktionalen Import und Distributionsterminals für verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) in Brunsbüttel.
Verglichen mit Dieselkraftstoff vermeidet LNG nahezu die Emissionen von Schwefel und Feinstaub und senkt den Ausstoß von Stickoxid um 80 Prozent sowie von Kohlendioxid (CO2) um 20 bis 30 Prozent. Höchst problematisch ist, dass das Erdgas auf -161 bis 167 Grad Celsius heruntergekühlt werden muss, damit eine Volumenverringerung um 1/600stel möglich wird.
Das Gas weist eine Energiedichte von 98 Prozent auf und muss nach dem Transport wieder in gasförmigen Zustand gebracht werden (Regasifizierung), um per Pipline zu den Endkunden gebracht zu werden. Anschließend dient es vor allem als Kraftstoff im Schiffs- und Schwerlastverkehr.
LNG-Terminal: Import von Fracking-Gas aus den USA?
Das LNG-Terminal in Brunsbüttel ist trotzdem höchst umstritten. Denn damit soll das verflüssigte Erdgas als fossiler Energieträger ausgerechnet aus den USA nach Deutschland importiert werden. Dort wird LNG insbesondere im Bundesstaat Louisiana unter höchst fragwürdigen Bedingungen mit der Fracking-Methode gewonnen. Die USA haben sich in den letzten Jahren zum wichtigsten Erdgas-Exporteur entwickelt.
Das bedeutet eine Zeitenwende: Louisiana hat den Öl-Staat Texas durch den Bau von großen Exporthäfen für LNG für 100 Milliarden US-Dollar überholt. Gleichzeitig zieht das billige Erdgas in großen Mengen Unternehmen der Petrochemie an: Auch BASF beispielsweise gehört zu den Firmen, die insgesamt 65 Milliarden US-Dollar investierten, um dort ihre Produkte herzustellen.
Allein der Transport mit Schiffen, die selbst wiederum Unmengen CO2 ausstoßen, ist zu berücksichtigen. Dazu hatte ein Gutachten im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe ergeben, dass die rechtlichen Voraussetzungen zur Ansiedlung des Terminals aufgrund des geltenden Störfallrechts gar nicht vorliegen.
Hinzu kommen hohe Folgekosten für die Steuerzahler. Die geplante, 60 Kilometer lange Gastrasse zwischen Brunsbüttel und Hetlingen in Schleswig-Holstein alleine soll rund 100 Millionen Euro kosten, die zur Hälfte vom Land gefördert wird. Anfang Juni hatte der Bundesrat laut energate zugestimmt, die Fernleitungsnetzbetreiber künftig zu verpflichten, LNG-Anlagen an ihre Netz anzuschließen und die Anschlussleitungen zu betreiben. Das Fatale: 90 Prozent dieser Kosten sollen die Netzbetreiber tragen – letztlich werden sie aber über die Netzentgelte von den Verbrauchern bezahlt.
LNG-Schiff betankt LNG-Schiff
Während die Planung für das LNG-Terminal weitergeht, kam es Anfang Oktober im Elbehafen von Brunsbüttel zur Premiere für die deutsche Schifffahrt: Der Laderaumsaugbagger Scheldt River ist nach Angaben des Betreibers vom weltgrößten LNG-Bunkerschiff Kairos direkt mit Flüssigerdgas betankt worden. Bei der sogenannten Bunkerung von Schff zu Schiff hat Scheldt River 300 Kubikmeter des Kraftstoffs übernommen. Bislang wurde das Schiff durch LKW-Lieferung versorgt.
Das Bunkerschiff Kairos ist 117 Meter lang, hat eine Kapazität von 7.500 Kubikmetern LNG und gehört Nauticor, einer Tochter des Linde-Konzerns. In Deutschland testet beispielsweise auch DHL spezielle LNG-Trucks im Schwerlastverkehr. Alternative ist die Herstellung von Bio-LNG aus Abfall- und Reststoffen, wie es etwa die Deutsche Energie-Agentur gegenüber Fracking-LNG aus den USA präferiert.
Warum nennen Sie die Erdgasförderung in den USA ‚höchst fragwürdig‘ ohne dies näher zu begründen. Die Wissenschaft ist sich einig, dass es beim Fracking NICHT um eine Hochrisikotechnologie geht (siehe z.B. die Kopenhagener Erklärung der Europäischen Geologischen Dienste). Nur emotionalisierte NGOs sehen dies, wohl noch unter dem Einfluss des Fakefilms ‚Gasland‘ anders. Auch sollten Sie die Aussagen des Abmahnvereins Deutsche Umwelthilfe nicht überbewerten, auch dessen Einstellungen sind romantisch überhöht.
Hallo Herr Rüter,
Sie sind leider nicht auf der Höhe der Zeit mit Ihren Ansichten. Es ist völlig unbestritten, dass die Fracking-Methode mindestens unsicher ist und nachgewiesene Gefahren etwa für das Grundwasser mit sich bringt. Abgesehen davon ist es angesichts der Klimakrise nicht mehr zeitgemäß, fossile Brennstoffe zu verbrennen und diese vorher auch noch um die halbe Erdkugel zu schiffen. Es gibt viel bessere Wege, man muss sie nur einschlagen.
Hier ein bißchen Lesestoff:
– The Guardian – Methan-Freisetzung durch Fracking -> https://www.theguardian.com/environment/2019/aug/14/fracking-causing-rise-in-methane-emissions-study-finds
– Der Tagesspiegel berichtet, wie sich das Leben der Menschen durch Fracking verändert -> https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/usa-exportieren-mehr-gas-in-die-eu-wie-fracking-das-leben-in-foerderregionen-veraendert/24313718.html
– Sogenannte „Blowouts“ sind auch nicht gerade umweltfreundlich: https://www.desmogblog.com/2019/09/12/fracked-natural-gas-well-blowout-haynesville-louisiana-burning-month
Abgesehen vom nicht wegzudiskutierenden Umweltschaden, ist Fracking in vielen Orten in den USA auch wirtschaftlich ein Desaster, weil die einzelnen Fracks nicht genügend Gas liefern: https://www.eenews.net/stories/1061136849
Ich hoffe, Sie überdenken Ihre Meinung noch einmal. Fracking-Gas ist alles andere als zukunftsweisend.
Martin Jendrischik
Wie alles im Leben hat auch Fracking eine Reihe von Vor- und Nachteilen.
Dankenswerterweise haben Sie einige der tatsächlichen Probleme auf-
geführt.