Mit PHA gegen das Plastik-Problem: Wie Bacardi 3.000 Tonnen einsparen will

Bakterien erzeugen Polyhydroxyalkanoate (PHA), woraus Danimer Scientific einen biologisch abbaubaren Plastik-Ersatz macht.

Der Spirituosenhersteller Bacardi will bis 2023 die „nachhaltigste Spirituosenflasche der Welt“ auf Basis von PHA in die Regale bringen – und mit einem pflanzenbasierten Ersatz 3.000 Tonnen Einmal-Plastik einsparen. Pro Jahr. Was verhältnismäßig wenig klingt, kann einen gewaltigen Impact im Cleanthinking-Sinne haben: Viele weitere Markenhersteller arbeiten auf Basis des Rohstoffs des Cleantech-Unternehmens Danimer Scientific an ähnlichen Lösungen.

PHA steht für Polyhydroxyalkanoate, ein Material, das Bakterien erzeugen und als Energiereserve speichern können. Um die Bakterien zu füttern, verwendet das Cleantech-Unternehmen Danimer Scientific Kohlenstoff in Form von Pflanzenöl. Anschließend wird das Polymer aus dem Inneren der Zellwand extrahiert, um daraus Kunststoffe zu machen.

Ein Kreislauf entsteht, wenn ein PHA-Strohhalm im Meer landet, und dort von Bakterien gefressen wird. Wenn sich der Strohhalm im Wasser oder auf einer Mülldeponie zersetzt, werden wieder Kohlendioxid und Wasser freigesetzt.

Allerdings ist Plastik, das biologisch abbaubar ist, nicht neu. Im Unterschied zu PHA müssen andere solcher Kunststoffe aber zu industriellen Kompostieranlagen gebracht werden, um abgebaut werden zu können. PHA hingegen zersetzt sich innerhalb von 18 Monaten ohne besonderen Eingriff vollständig. Zum Vergleich: Eine herkömmliche Plastikflasche überdauert 400 Jahre und setzt dabei gefährliches Mikroplastik frei.

Das PHA-Material von Danimer Scientific, einem Cleantech-Unternehmen, das in den kommenden Wochen an die Börse strebt, heißt Nodax. Es soll bis 2023 für 80 Millionen Plastikflaschen des Bacardi-Konzerns genutzt werden – und 3.000 Tonnen Plastik pro Jahr einsparen.

Beide Unternehmen arbeiten seit Jahren eng zusammen – müssen aber noch sicherstellen, dass eine PHA-Flasche entsteht, die den Anforderungen an Alkoholaufbewahrung standhält, da als erstes Produkt ein Rum-Getränk vertrieben werden soll.

Wir freuen uns nun, zum Nutzen aller Marken von Bacardi und der gesamten Spirituosenindustrie Pionierarbeit für diese neue Biopolymer-Technologie zu leisten

Ned Duggan, Senior-Vizepräsident, BACARDÍ Rum

Neben der neuen Spirituosenflasche entwirft Bacardi auch eine nachhaltig gewonnene Papierflasche. Durch die Einbindung des PHA-Polymers wird diese Lösung besonders umweltfreundlich sein und gleichzeitig sicherstellen, dass Qualität und Geschmack der Spirituose in einer Flasche aus Papier genauso gut sind wie in einer Glasflasche.

Die Ankündigung seitens Bacardi ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Erreichung des Ziels, in den nächsten 10 Jahren 100% kunststofffrei zu sein. Bacardi hat sich verpflichtet, in den nächsten drei Jahren alle nicht benötigten Einweg-Kunststoffe, einschließlich aller Kunststoff-Geschenkboxen und Plastik-Point-of-Sale-Materialien, aus dem Sortiment zu nehmen.

Danimer Scientific arbeitet als Vorreiter für biologisch abbaubare Plastik-Alternativen nicht nur mit Bacardi zusammen, sondern beispielsweise auch mit PepsiCo oder Nestlé. Es ist ein typisches Bild, dass sich die großen Markenartikler mit den hoffnungsvollen Herstellern alternativer Materialien verbünden, um ihre Produkte sauberer und nachhaltige zu verpacken oder herzustellen.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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