Origin Materials: Nach Börsengang soll erste Gigafactory vor Ende 2022 entstehen

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Cleantech-Unternehmen nutzt patentierte Technologie, um etwa Öl bei der Herstellung vieler Produkte zu ersetzen – und dabei Kohlenstoff zu binden.

Das kalifornische Cleantech-Unternehmen Origin Materials, über das Cleanthinking im Februar 2021 berichtete, hat mittlerweile erhebliche Fortschritte erzielen können. Origin hat in mehr als einer Dekade eine chemisches Verfahren entwickelt, mit dem aus kohlenstoffhaltigen Reststoffen wie etwa Holzresten beispielsweise PET-Flaschen gemacht werden können. Die Technologie hat sich mittlerweile bewährt, das Unternehmen via SPAC-Deal den Börsengang geschafft. Jetzt meldet das Origin Materials ein vollgestopftes Auftragsbuch – und bestätigt den Start der ersten größeren Fabrik vor Ende 2022.

Bemerkenswert an der Technologieplattform, die Origin Materials entwickelt hat, ist vor allem die Vielfältigkeit. Die Mission, den weltweitenden Wandel und klimafreundlichen Materialien zu gestalten, erinnert an die Vision von Tesla – beim Musk-Konzern steht der Wandel zu erneuerbaren Energien und dessen Beschleunigung im Zentrum. Im Kern möchte Origin Materials also die Kohlenstoffquelle Öl, die wir heute für Plastikmaterialien brauchen, durch andere Kohlenstoffquellen ersetzen.

Der Grundansatz ist bestechend: Origin nutzt verfügbare Biomasse und den darin befindlichen Kohlenstoff und verarbeitet sie – ähnlich wie etwa das deutsche Cleantech-Startup Carbonauten – bindet Origin Materials Kohlenstoff, der sonst in die Atmosphäre entweichen und die Klimakrise weiter anheizen würde. Dabei entstehen sinnvolle Produkte, Öl bleibt im Boden, insgesamt geht es also um Negativ-Emissionen.

Origin Materials – Imagevideo

Die Besonderheit am Prozess, etwa im Vergleich zu der Enzym-Technologie von Carbios, soll sein, dass das chemische Verfahren in einem einzigen Schritt passiert, und keine teuren Materialien oder Enzyme gebraucht werden. Allerdings ist der Prozess des Unternehmens bisher nicht völlig transparent. Technisch gesprochen, produziert der Reaktor aus der Biomasse folgendes:

  • Chlormethylfurfural (CMF)
  • Hydrothermalen Kohlenstoff (HTC)

CMF und HTC werden anschließend zur Herstellung weit verbreiteter Endprodukte wie PET3, oder Ruß (Carbon Black) genutzt, für die derzeit Erdöl als Ausgangsstoff gebraucht wird.

Vielseitigkeit der Origin-Plattform

Die Vielseitigkeit zeigt sich bei den zahlreichen Partnerschaften, die das Unternehmen aus Kalifornien vorzuweisen hat:

  • Mit dem Autobauer Ford gibt es ein „Net Zero Automotive“-Programm. Dabei geht es allgemein um die Industrialisierung neuer Materialien, die zur Dekarbonisierung der Autoindustrie beitragen.
  • Mit dem Unternehmen Mitsubishi Gas Chemical geht es auch sehr allgemein um die Entwicklung kohlenstoffnegativer Chemikalien und Materialien. Angewendet werden sollen diese u.a. in den Bereichen Automobil, Medizin und Energie, aber beispielsweise auch im Lebensmittel-Sektor.
  • Erneut um die Automobilindustrie geht es in der Partnerschaft mit dem Chemieunternehmen Solvay – auch hier sollen kohlenstoffnegative Materialien auf Basis der Plattform von Origin Materials entwickelt werden.
  • Mit PrimaLoft geht es um spezielle Isolier-Fasern für Outdoor-Ausrüstung, Bettwaren oder Bekleidung. Der Partner beliefert Marken wie adidas oder Nike.
  • Auch Verpackungen sind bislang zu oft basierend auf Plastik und damit Öl. Entsprechende Packungslösungen werden mit Packaging Mattersto im Rahmen einer 10-jährigen Liefervereinbarung produziert.
  • Mit AECI Sans Technical Fiber wiederum geht es um einen völlig anderen Sektor: Um Materialien für Bekleidungs- und Automobilanwendungen.
  • Das damit verknüpfte Unternehmen AECI Much Asphalt hat sich auf die Entwicklung von kohlenstoffarmem Asphalt spezialisiert.
  • Zuletzt existiert auch eine strategische Allianz mit Palantir Technologies, um die Mission zu erfüllen. Der Schwerpunkt liegt auf der Dekarbonisierung der Lieferkette für Materialien.

Börsengang und Aufbau von Origin 1

Mit dem Börsengang im Juni 2021 hat Origin Materials nun genügend Kapital, um die ersten beiden Produktionsanlagen Origin 1 und Origin 2 zu bauen. Die erste entsteht Kanada, soll vor Ende 2022 fertig werden. Für die zweite Gigafactory wird gerade ein Grundstück gesucht – die Zeitplanung sieht den Produktionsstart in 2025 vor.

Für die erste Fabrik hat Origin nach eigenen Angaben die Herstellung der Module abgeschlossen, die die gesamte Ausrüstung für die Umwandlung von Biomasse-Rohstoffen in hochwertige Chemikalien enthalten. Origin geht davon aus, dass die Module bis Ende 2021 errichtet werden, etwa vier Monate früher als geplant.

Origins patentierte Technologieplattform kann dazu beitragen, die Produktion einer breiten Palette von Endprodukten zu revolutionieren, darunter Kleidung, Textilien, Kunststoffe, Verpackungen, Autoteile, Reifen, Teppiche, Spielzeug und mehr mit einem adressierbaren Markt von einer Billion US-Dollar. Für die Bekämpfung des Klimawandels ist dem Cleantech-Unternehmen der größtmögliche Erfolg zu gönnen.

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