Solar Foods baut erste Fabrik für Solein-Protein im finnischen Vantaa

Finnisches Cleantech-Startup Solar Foods entwickelt Protein, das von Mikroben erzeugt wird, die mit den Luftbestandteilen, also u.a. Kohlendioxid, gefüttert werden.

Solar Foods ist ein Cleantech-Unternehmen aus Finnland, das ein Protein für Nahrungsmittel herstellt, dessen Basis Kohlendioxid, Wasser und Ökostrom bilden. Es sind die identischen Bestandteile, die beispielsweise auch das deutsche Cleantech-Unternehmen Sunfire nutzt, um einen synthetischen Rohölersatz herzustellen. In Anlehnung an Power-to-Liquids könnte man hierbei von Power-to-Foods sprechen. Die Finnen kommen bei der Kommerzialisierung ihres Luft-Proteins gut voran: Bis 2023 soll in Vantaa die erste Produktionsstätte entstehen, deren Output für zunächst 4 Millionen Essen, und später 40 Millionen Essen reichen soll. Ein wesentlicher Konkurrent ist das Cleantech-Unternehmen Air Protein aus den USA.

Technologie und Impact von Solar Foods

Kohlendioxid und Elektrizität sind die Rohstoffe für die Revolution, die Solar Foods in die Tat umsetzen will. Die Produktion des ernährungsphysiologisch „kompletten“ Proteins Solein steht kurz davor, im industriellen Maßstab zu funktionieren. Die Technologie basiert auf mehrjähriger Forschung des Technischen Zentrums VTT und der Universität LUT.

Der Produktionsprozess für Solein ist losgelöst von Landwirtschaft, Klima und Wetter – er benötigt keine Bewässerungssysteme, Pestizide oder Düngung, ebenso wenig wie Tiere. In Zukunft können Lebensmittel auch unter extremen Bedingungen produziert werden: in Wüsten, in der Arktis und möglicherweise sogar im Weltraum.

Solein ist ein komplettes Protein mit allen essentiellen Aminosäuren; es ist sowohl leicht im Geschmack als auch im Aussehen. „Solein verschwindet in den täglichen Mahlzeiten, während es gleichzeitig seinen hohen Nährwert beibehält und eine einheitliche Lösung bietet, die praktisch alle denkbaren Mahlzeiten von heute und morgen abdeckt“, sagt Juha-Pekka Pitkänen, CTO und Mitgründer von Solar Foods.

Wird Solein in der Herstellung von Lebensmitteln verwendet, werden die Auswirkungen der Herstellung auf das Klima radikal reduziert. Die Produktionsanlage ermöglicht die kommerzielle Herstellung von Lebensmitteln auf Solein-Basis. Bis heute hat Solar Foods mehr als 20 Lebensmittelprodukte auf Basis des Solein-Nahrung ist recht unkonkret – Solar Foods produziert Protein, das den Markennamen Solein trägt. Es dient dazu, den nachhaltigen Proteingehalt in Brot, Nudeln, Joghurt oder Fertiggerichten zu steigern. Zutaten, die beispielsweise auch die gehypten Fleischersatz-Startups Beyond Meat oder Impossible Foods benötigen.

Solar Foods schafft es mit seiner sauberen Technologie, die Landwirtschaft in Teilen zu ersetzen und den ökologischen Fußabdruck von Nahrungsmitteln erheblich zu reduzieren.Proteins entwickelt. Um ein Kilogramm des Luft-Proteins Solein zu erzeugen, sind 10 Liter Wasser notwendig – zum Vergleich: Soja braucht 2.500 Liter und Fleisch 15.500 Liter, wenn es gewöhnlich landwirtschaftlich angebaut wird.

Die Nachhaltigkeitswirkung des Solein-Proteins reicht aber noch weiter. Die Änderung der Art und Weise der Proteinproduktion wirkt sich nicht nur auf die Treibhausgase aus, sondern auch auf die veränderte Landnutzung, die Verarmung der Böden, die Artenvielfalt und den Zustand der Wassersysteme. Die traditionelle Nahrungsmittelproduktion ist eine der größten Belastungen für die Ökosysteme in Finnland und weltweit, während die Abholzung durch die Nahrungsmittelproduktion in Entwicklungsländern beispielsweise die Klimakrise verschärft.

Mission des finnischen Cleantech-Unternehmens

Gründer und CEO Pasi Vainikka beschreibt die Mission als „impactful action“: „Neue Technologien öffnen Fenster in die Wand, hinter der die Zukunft existiert. Wir sehen plötzlich Möglichkeiten, die wir uns noch vor ein paar Jahren nicht hätten vorstellen können. Die alltägliche Produktion von Solein ist bereits eine greifbare Realität. Wir bei Solar Foods sind ‚Possibilisten‘ – wir ermutigen und befähigen Menschen, Teil der Lösung zu sein, um eine bessere Welt durch bessere Ernährungsentscheidungen zu schaffen.“

„Unsere Vision ist es, die Art und Weise, wie Lebensmittel produziert werden, zu verändern. Die Welt hat Hoffnung. Das Essen der Zukunft ist keine Utopie mehr, es wird bereits produziert“, betont Vainikka.

Investoren: Bislang 45 Millionen Venture Capital

Im April 2021 meldete Solar Foods, dass der finnische Klimafonds zehn Millionen Euro investiert hat. Insgesamt hat das Cleantech-Unternehmen damit bis zu diesem Zeitpunkt 35 Millionen Euro Venture Capital erhalten. Im April 2022 stieg der Pharmacy Pension Fund ein, und investierte 10 Millionen Euro in die Fabrik 01, in der die erste kommerzielle Solein-Produktionslinie, der neue Hauptsitz von Solar Foods und ein künftiges Lebensmittel-Erlebniszentrum untergebracht werden sollen. Nach der Fertigstellung im Jahr 2022 soll der Investitionsvereinbarung ein langfristiger Mietvertrag folgen.

Erste Solein-Fabrik entsteht in Vantaa

Die Solein-Fabrik 01 entsteht seit dem vierten Quartal 2021 in der Nähe des Flughafens Helsinki-Vantaa und damit auch für internationale Besucher, die die Zukunft der Lebensmittel erleben wollen, leicht erreichbar. Die Anlage liegt nur 20 Minuten vom Stadtzentrum Helsinkis entfernt: Dies verdeutlicht, wie der technologische Fortschritt eine neue Welt gestaltet, in der Lebensmittel in den Städten angebaut werden und von der städtischen Infrastruktur profitieren.

Diese Anlage soll den Solein Experience Hub und eine Future-Food-Bar einschließen. Damit soll Bürgern ein völlig neues Maß an Transparenz in der Lebensmittelproduktion geboten werden. Die Produktionsanlage, die derzeit konzipiert wird, soll Anfang 2023 in Betrieb gehen.

Erste Solein-Zulassung in Singapur

Ende Oktober 2022 erreichte Solar Foods einen wichtigen Meilenstein: Die Singapur Food Agency erteilte eine behördliche Zulassung für den Verkauf von Lebensmitteln auf Basis von Solein. Damit werden die kommerzielle Produktion und der Verkauf des besonders nachhaltigen Proteins im Jahr 2024 beginnen.

Für CEO Pasi Vainikka ist der Meilenstein sogar vergleichbar mit der Entdeckung der Kartoffel: „Wir führen eine völlig neue Zutat in die Welt der Lebensmittel ein. Dies ist ein Wendepunkt für die Art und Weise, wie wir darüber denken, was wir essen.“

Losgelöst von den Beschränkungen der traditionellen Landwirtschaft hat diese Art der Produktion das Potenzial, die Nachhaltigkeit, Verfügbarkeit und Transparenz dessen, was wir essen und wo Lebensmittel produziert werden können, zu verändern.

Solar Foods plant, in Kürze in den Vereinigten Staaten eine Bewertung des GRAS-Status (Generally Recognized As Safe) für Solein zu beantragen, und in anderen wichtigen Märkten wie dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union wurden bereits Anträge auf Zulassung neuartiger Lebensmittel eingereicht.

Dieser Beitrag über die Power-to-Food-Technologie entstand zunächst am 17. April 2021. Das letzte Update erfolgte am 26. Oktober 2022.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

Beyond Meat NewsCleantech-StartupCO2 News rund um Kohlendioxid bei Cleanthinking