QUANT 48VOLT mit Flusszellenantrieb: Nanoflowcell macht Fortschritte

Elektroauto QUANT 48VOLT zeigt als Prototyp den Niedervolt-Flusszellenantrieb / Hohe Reichweiten möglich / Keine Ultracaps mehr notwendig

Ist der QUANT 48VOLT der geniale Technologieträger für das derzeit „leistungsfähigste, sicherste, umweltgerechteste und wirtschaftlichste Antriebssystem für Elektrofahrzeuge, das in Serie gefertigt werden könnte“? Das verkündet jetzt die nanoFlowcell-Gruppe, die inzwischen ihren Hauptsitz in London hat. Das sportliche Geschoss schafft nicht nur eine Geschwindigkeit von 300 km/h, sondern auch bislang undenkbare Reichweiten – und es gibt Anzeichen, dass die umstrittene nanoflowcell Technologie tatsächlich auf den Markt kommen könnte.

Elektroauto News / 17.4.2017. Seit Jahren ranken sich Gerüchte und Spekulationen um nanoFlowcell und seinen Erfinder Nunzio La Vecchia: Mit dem QUANT 48VOLT ist dem Unternehmen jetzt offenbar ein weiterer, ganz entscheidender Entwicklungsschritt geglückt, der die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass eines Tages Elektroautos mit nanoFlowcell-Technologie auf den Straßen fahren werden.

So soll die Umstellung auf den Niedervolt-Flusszellenantrieb zu wesentlich kleinerem Aufwand in Richtung Serienfertigung führen – beispielsweise durch kleinere Kabelquerschnitte. Bislang ist es Standard, ein Hochvoltantriebssystem mit bis zu 800 Volt in einem Elektrofahrzeug zu verbauen. Außerdem kann die nanoFlowcell nun direkt angesteuert werden – der Umweg über Ultrakondensatoren als Zwischenspeicher entfällt – das spart Gewicht und Kosten.

Diese Flusszellen-Technologie im QUANT 48VOLT mache extreme Performance (> 560 kW) bei sicheren Batteriespannungen möglich, heißt es im unternehmenseigenen flow Magazine. Dazu werden im QUANT 48VOLT erstmals sechs Flusszellen gleichzeitig genutzt, um in kürzerer Zeit mehr Elektrolyt, das bei nanoFlowcell bi-ION heißt, entladen und so mehr Antriebsenergie generieren zu können.

Sogar eine Energiedichte von bis zu 600 Wattstunden pro Liter verspricht der Hersteller für die Zukunft. Das wäre mit Sicherheit ein entscheidender Durchbruch für die Redox-Flow-Technologie – ein Durchbruch auf den viele seit Jahren vergeblich warten.

nanoFlowcell: Vier Elektromotoren und Top-Reichweite

Das Elektroauto von nanoFlowcell verfügt über vier Elektromotoren, die es in 2,4 Sekunden auf 100 km/h und rasch auf 300 km/h beschleunigen. Möglich sein sollen aufgrund der veränderten Technologie Reichweiten von 1.000 Kilometer – für ein Auto mit dieser Spitzengeschwindigkeit ein Rekordwert.

Die Pole der nanoFlowcell-Flusszelle können bauartbedingt bedenkenlos berührt werden, ohne dass Lebensgefahr besteht. Anders als bei herkömmlichen Lithium-Ionen-Batteriesystemen, ist nach Unternehmensangaben selbst bei schweren Fahrzeugunfällen ein elektrischer Schlag für involvierte Verkehrsteilnehmer und Rettungskräfte ausgeschlossen. Ein thermisches Durchgehen, wie dies bei Lithium-Ionen-Batterien der Fall sein kann und in Folge dessen es zum Fahrzeugbrand kommt, ist bei einem nanoFlowcell 48VOLT Antrieb baulich nicht möglich.

Die Elektrolytflüssigkeit bi-ION – der flüssige „Treibstoff“ der nanoFlowcell – soll weder brennbar noch explosiv sein. Zudem ist die Elektrolytlösung weder gesundheits- noch umweltschädlich. Selbst im schlimmsten Fall würde weder vom nanoFlowcell 48VOLT Niedervoltantrieb, noch von der Elektrolytlösung bi-ION eine Gefährdung ausgehen.

Ist das Elektroauto QUANT 48VOLT zu schön, um wahr zu sein?

Keine Frage: Die Werte und Kraftausdrücke, mit denen nanoFlowcell seine Elektroautos als symbolischer Beweisträger für die Leistungsfähigkeit ihrer Energiespeicher-Technologie beschreiben, sind beeindruckend. Selbst die überkritische deutsche Fachpresse hatte sich zuletzt nach ersten Testfahrten anderer Fahrzeuge gnädig gezeigt, wie ams-Redakteur Alexander Bloch etwa: „Fest steht: Die Quants fah ren – und wie. Nach einem unglaublich teuren Fake sieht das Ganze beileibe nicht aus.“ Bloch hatte im Oktober 2016 den kleinen Bruder des QUANT 48V, den Quantino, in der Schweiz fahren dürfen.

Die Zweifel und Gerüchte, die sich um nanoFlowcell ranken, werden trotzdem noch lange erhalten bleiben – aber die begonnene Kommunikationsoffensive schafft etwas mehr Glaubwürdigkeit und gibt zur Hoffnung Anlass, dass die Technologie wirklich ein großer Sprung für die Energiewende und die Energieversorgung der Zukunft sein kann. Ob die vorgestellten Prototypen dann in dieser Form auf den Markt kommen oder die nanoFlowcell-Technologie im Innern eines Elektroautos eines anderen Herstellers verschwindet, wird die Zukunft zeigen.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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