QuantumScape: Volkswagen’s Quantensprung mit der Feststoff-Batterie?

Feststoff-Batterie-Technologie des kalifornischen Cleantech-Startups QuantumScape würde eGolf zu doppelter Reichweite verhelfen / Produktion ab 2025 geplant

Der Volkswagen-Konzern setzt auf die Technologie der Feststoff-Batterie. Daher hat der Autobauer jetzt 100 Millionen Euro in das kalifornische Cleantech-Startup QantumScape entwickelt, über das in der Öffentlichkeit fast nichts bekannt ist. Klar ist nur: Das Unternehmen hat Volkswagen mit seiner Feststoff-Batterie-Technologie, die Berichten zufolge nur aus Elektronen bestehen soll, überzeugt. Folgt nun der Quantensprung in Sachen Energiedichte und Reichweite?

Es ist fast vier Jahre her, da investierte Volkswagen ohne großes, mediales Tamtam in ein Startup aus Kalifornien und erhielt fünf Prozent der Anteile: QuantumScape. Damals hatte sich der frühere VW-Chef Martin Winterkorn an einer Preisverleihung in Stanford beteiligt – und sich dabei lobend über die Feststoff-Batterie geäußert. Jetzt, vier Jahre später, gründet Volkswagen ein Joint Venture mit QuantumScape – und nimmt dafür die beachtliche Summe von 100 Millionen Euro in die Hand.

Man wolle die Vermarktung der QuantumScape-Technologie beschleunigen, teilt Volkswagen in einer Pressemitteilung mit. Ziel des Gemeinschaftsunternehmen sei die Großserienfertigung. Und: Bis 2025 soll die Errichtung einer Produktionsanlage für die Feststoff-Batterien erreicht werden. Schließlich will QuantumScape die Grenzen der Batterie-Technologie verschieben, um den Markt zu revolutionieren. Mit einer Feststoff-batterie würde sich zum Beispiel die Reichweite eines E-Golf von derzeit 300 auf ca. 750 Kilometer erhöhen.

QuantumScape ist aus der Stanford-University hervorgegangen und wird vom Inder Jagdeep Singh geleitet, der Master in Computer Science (Stanford) und Business Administration (Berkeley) ist. Die Zellchemie basiert nach Medienberichten auf Forschungen eines Teams um den Stanford-Professor Friedrich Prinz (Profil hier). Bis zur Gründung von QuantumScape im Jahr 2010 leitete der Inder ein Technologie-Unternehmen namens Infinera, das er bis zum Börsengang mit einem Volumen von einer Milliarde US-Dollar entwickelte.

Heute ist der Inder Anfang Fünfzig und damit im besten Alter, um sein nächstes Unternehmen an die Weltspitze zu führen. Nichts weniger hat der Unternehmer, dessen Unternehmen trotz Geheimniskrämerei in der Öffentlichkeit schon als Unicorn bezeichnet wird, vor. Volkswagen ist jetzt größter automobiler Anteilseigner von QuantumScape und bekommt einen Sitz im Aufsichtsrat. Weitere Investoren sind namhaft: Kleiner Perkins Caufield & Byers, Prelude Ventures, Lightspeed Venture Partners und Khosla Ventures.

QuantumScape-Technologie bald in Porsches und Audis?

Beim ersten Investment in QuantumScape vor fast vier Jahren gab es danach Berichte, wonach Volkswagen die Akku-Technologie vor allem für die Luxusmarken Audi und Porsche einplanen würde. Zunächst ist Dr. Axel Heinrich, Leiter der Volkswagen Konzernforschung, für die Weiterentwicklung und Beobachtung der innovativen Technologie verantwortlich. Er wird auch den Sitz im Aufsichtsrat wahrnehmen und verspricht sich viel von der Technologie:

Die Feststoffbatterie wird eine Wende bei der Elektromobilität markieren. Mit der Erhöhung unserer Anteile an QuantumScape und der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens verstärken und vertiefen wir unsere strategische Zusammenarbeit mit einem innovativen Partner und sichern Volkswagen den Zugang zur vielversprechenden QuantumScape Batterietechnologie.

Über die Technologie von QuantumScape ist bis heute fast nichts bekannt. Singh deutet in seinem Statement in der Volkswagen-Meldung lediglich einige Gründe an, die den Konzern überzeugt haben sollen: Höhere Reichweite, kürzere Ladezeiten, Sicherheit der Feststoff-Technologie. Diese seien der Schlüssel für die nächste Generation elektrischer Antriebe. QuantumScape hält mehr als 200 Patente und Patentanträge. Weitere Vorteile zählt Volkswagen auf: Höhere Energiedichte bei deutlich niedrigem Platzbedarf.

Erstmals in der Branche hab Volkswagen in Deutschland frühe Entwicklungsstufen der QuantumScape Feststoff-Batterien für die automobilen Leistungsanforderungen getestet. Offenbar mit vielversprechenden Ergebnissen.

Auch Fisker setzt auf die Feststoff-Batterie

Neben Volkswagen setzt beispielsweise auch Fisker auf die Feststoff-Batterie. Dessen Gründer Henrik Fisker will sein Auto Fisker Emotion kommendes Jahr noch mit Lithium-Ionen-Batterien auf den Markt bringen – aber 2024 auch oder nur noch mit Feststoff-Batterie. Dafür stellt er bei Ladedauer von einer Minute eine Reichweite von 800 Kilometern in Aussicht – ganz ähnlich also dem, was sich Volkswagen erhofft.

Auch die Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz investiert in erfolgversprechende Startups in diesem Bereich. Zuletzt verkündete man ein Investment in Ionic Materials. In Ionic Materials hat wiederum auch der einst hoffnungsvolle Batteriehersteller A123 Systems investiert.

2019 könnte es in Sachen Feststoff-Batterie erstmals so richtig spannend werden: das Fraunhofer Institut für Silicatforschung in Würzburg hat Medienberichtenzufolge für 2019 eine erste Feststoffzelle angekündigt. Die Wissenschaftler arbeiten mit Varta und weiteren Partnern im Projekt Solid zusammen. Ziel ist es, Akkus auf Basis von Sol-Gel-Materialien mit Lithium-Metallanode zur Serienreife zu entwickeln.

Allerdings ist unklar, ob die dann genannte Reichweite in sieben Jahren noch relevant sein wird – denn diese können nach heutigen Angaben auch Lithium-Ionen-Batterien bis dahin schaffen, wenngleich deren Technologie damit an Grenzen stoßen dürfte. Die Technologie hat allerdings den Vorteil, milliardenfach erprobt zu sein und über Jahrzehnte über die Massenproduktion günstiger geworden zu sein.

Da hat die Feststoff-Batterie, die theoretisch überlegen ist, eine ganze Menge Aufholbedarf, der nicht unterschätzt werden sollte.

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