Repair Carbon will Kohlendioxid effizienter aus der Luft filtern

Cleantech-Startup aus Israel erhielt Venture Capital von Extantia Capital, Shell und Equinor.

Erst im Jahr 2020 gegründet, will das israelische Cleantech-Unternehmen Repair Carbon eine Direct Air Capture-Technologie entwickelt haben, die 70 Prozent weniger Energie verbraucht als etwa die vergleichbare Lösung von Climeworks. Jetzt haben die Israelis eine erste Finanzierungsrunde abgeschlossen und wollen damit zunächst einen Prototyp bauen, der eine Tonne CO2 aus der Luft filtern kann. Anschließend soll die schnelle Skalierung gelingen, hoffen CEO Amir Shiner und sein Team.

Bislang hat das Cleantech-Unternehmen Repair Carbon lediglich einen Prototypen in der Größe eines Schuhkartons. Damit gelang es den Israelis, mit Extantia Capital sowie Shell und Equinor drei Schwergewichte zum Gesamtinvestment von 10 Millionen US-Dollar zu bewegen.

Die DAC-Anlage von Repair Carbon soll lediglich 650 Kilowattstunden Strom pro Tonne Kohlendioxid benötigen, während Climeworks vor allem auf Abwärme setzt. Die Lösung besteht außerdem aus mehreren Zellstapeln, was sie modular, leicht skalierbar und erschwinglich macht.

Die RepAir-Technologie besteht aus zwei Elektroden mit einer dazwischen liegenden Membran. Auf der einen Seite der Zelle strömt Luft ein, während auf der Kathode ein elektrischer Strom fließt, der Hydroxid-Ionen erzeugt, die sich mit dem CO2 in der Luft verbinden und Bikarbonat-Ionen bilden. Sie durchdringen dann die Membran und setzen auf der anderen Seite reines CO2 frei, das dort gespeichert werden kann:

Skalierung und US-Expansion

Die nächste Phase für RepAir besteht darin, eine Anlage zu bauen, die in der Lage ist, bis zu 1 Tonne CO2 pro Jahr in der realen Welt abzuscheiden, ein System von der Größe einer Klimaanlage für Wohnhäuser. Diese Anlage wird Mitte 2023 einsatzbereit sein. Im Anschluss soll ein Modul entwickelt werden, das etwa 200 Tonnen pro Jahr absaugen kann – ein Baustein für größere Anlagen, die kommerziell betrieben werden sollen.

„Die direkte Luftabscheidung muss Teil der Lösung des Klimaproblems sein. Sie ist ein wesentliches Element neben der Umstellung auf erneuerbare Energien und der Beseitigung von Emissionen an der Quelle“, sagte Amir Shiner, Mitbegründer und Chief Executive Officer von RepAir. „Es geht darum, so schnell und so wirtschaftlich wie möglich zu expandieren.

Während sich das Unternehmen derzeit auf die Entwicklungsphase in Israel konzentriert, plant es, im nächsten Jahr in die USA zu expandieren, wo das Klimagesetz von Präsident Joe Biden, der Inflation Reduction Act, Subventionen von bis zu 180 Dollar pro Tonne für Projekte bietet, die mindestens 1.000 Tonnen pro Jahr binden. Das erklärte Ziel von Repair Carbon liegt bei 70 Dollar pro Tonne.

Einschätzung Martin Jendrischik, Gründer von Cleanthinking

Die Direct Air Capture-Technologie von Repair Carbon klingt sehr vielversprechend. Das Unternehmen, das Kohlendioxid effizienter filtern will, muss aber beweisen, dass seine Technologie wirklich so leicht zu skalieren ist. Letztlich ist es aber gut, wenn ein Wettbewerb um effizientere Lösungen entbrennt – und hier ist Climeworks bislang sicherlich der Platzhirsch.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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