Klimakrise: Mit acht Technologien bis 2035 90 Prozent Emissionen einsparen

Report Rethinking Climate Change der Denkfabrik RethinkX von Tony Seba zeigt, worauf sich die Weltgemeinschaft konzentrieren sollte.

Wirtschaftliche Umwälzungen („Disruptionen“) auf Basis technologischer Innovationen sind nicht aufzuhalten. Das zeigt der Siegeszug der Erneuerbaren Energien: Der Preisverfall bei Solar und Wind sorgt für die Zerstörung der bisherigen Energieerzeugung aus Erdgas sowie Braun- und Steinkohle. Eine neue Studie (Rethinking Climate Change) von Tony Seba von der Denkfabrik RethinkX zeigt jetzt, dass acht Technologien die für CO2-Emissionen entscheidende Sektoren umwälzen werden – bei richtiger Gestaltung innerhalb von nur 15 Jahren. Es ist eine gewaltige Chance für die Weltgemeinschaft, den 1,5-Grad-Pfad des Pariser Übereinkommens doch noch einzuhalten.

Verplempert die Weltgemeinschaft gerade unnötig Zeit, Ressourcen und Geld, um alte Systeme, die keine Zukunftschance haben, aufrechtzuerhalten anstatt die neuen, besseren Systeme mit voller Kraft sich entfalten zu lassen? Der Report „Rethinking Climate Change“ stellt die Welt genau vor diese Wahl, und verknüpft die Idee der Beschleunigung umwälzender Marktprozesse aufgrund wirtschaftlicher Gesetze mit der Reduktion von Treibhausgasemissionen und damit dem Kampf gegen den Klimawandel.

Hintergrund: Wer ist Tony Seba?

Tony Seba ist ein Forscher, Autor und Regierungs- sowie Unternehmensberater aus Kalifornien, der sich seit vielen Jahren mit den Charakteristiken solcher Umwälzungen befasst. Das führt dazu, dass Seba mit seinem Team auf Basis historischer Daten und daraus resultierender ökonomischer Gesetze sehr präzise Vorhersagen zu sich verändernden Märkten trifft.

In seinem Buch „Clean Disruption“ aus dem Jahr 2012 hat er den Preisverfall bei Solar und Wind vorhergesagt. Wenig später ebenfalls die Veränderungen im Bereich der Batteriespeicher. Und natürlich auch die mittlerweile in vielen Industrienationen erkennbare Zerstörung des PKWs mit Verbrennungsmotor. Bei RethinkX beschäftigt sich Seba auch mit den Veränderungen im Bereich Ernährung, Landwirtschaft Viehzucht.

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Disruptionen laufen immer nach dem gleichen Muster ab, sagt Seba. Ganz gleich, ob es sich um den Wandel von der Pferdekutsche zum Automobil handelt, oder dem vom Mobiltelefon zum Smartphone. Es ergibt sich eine S-Kurve, wie in dieser Grafik zu erkennen ist:

Die Umwälzung eines solchen Marktes ist in der Regel in 13 Jahren abgeschlossen. Der entscheidende Teil der S-Kurve ist exponentielles Wachstum. In klassischen Studien oder Analysenberichten wird aber in den allermeisten Fällen lineares Wachstum angenommen.

Zerstörung von drei Sektoren

Es gibt, laut Tony Seba, drei Sektoren, deren Zerstörung begonnen hat: Acht Technologien sorgen für die Veränderung in den Bereichen Energie, Verkehr und Nahrungsmittel. Diese Bereiche machen 90 Prozent der Treibhausgasemissionen aus, die wir in Richtung Klimaneutralität bis 2050 vermeiden wollen. RethinkX zeigt, dass es möglich ist, die Disruptionen gezielt zu beschleunigen – und damit die gewünschten Effekte für die Klimaziele auszulösen.

RethinkX geht davon aus, dass der Zusammenbruch der etablierten kohlenstoffintensiven Sektoren Energie, Verkehr und Lebensmittel bis 2035 erfolgen wird, weil diese Sektoren durch billigere, saubere und bahnbrechende Technologien ersetzt werden. Den Report „Rethinking Climate Change: How Humanity Can Choose to Reduce Emission 90% by 2035 through the Disruption of Energy, Transportation, and Food with Existing Technologies“ gibt es hier zum kostenlosen Download.

Der gesamte Ernährungssektor bzw. die Art, wie wir Lebensmittel produzieren, wird sich in den nächsten Jahrzehnten wandeln. Tierische Produkte verlieren an Bedeutung, weil das bisherige System der Viehzucht ineffizient und klimaschädlich ist. Ersatzprodukte, oft bezeichnet als zelluläre Landwirtschaft werden die Erzeugung von Fleisch, Milch und anderen Nahrungsmitteln ersetzen.

Verbunden ist dieser Wandel mit großen, frei werdenden Flächen, die bislang etwa für den Futtermittelanbei gebraucht wurden. Ressourcen wie Wasser und Energie werden geschont. Allerdings gibt es Hürden: Die zellkultivierte Fleischproduktion steht technologisch vor der Kommerzialisierung. In der Skalierung besteht die Herausforderung. Die Märkte müssen durch entsprechende Rahmenbedingungen bereitet werden.

Wie sich die Sektoren wandeln, zeigt sich heute bereits am sichtbarsten im Bereich Energie. Solar, Wind und Batterien sind so günstig geworden, dass sie heute bereits günstiger sind als die alten, fossilen Technologien.

Und der Preisverfall, der die Dynamik allein über Marktkräfte und ökonomische Gesetze beschleunigt, wird weiter zunehmen: Laut RethinkX werden etwa Solarmodule um weitere 70 Prozent günstiger bis 2030. Andere Technologien haben schlicht keine Chance mehr.

Auch der Transportsektor wandelt sich grundlegend: Der Wandel zum Elektroauto ist in vollem Gange. Doch das reicht zur Umwälzung des gesamten Sektors nicht aus. Daneben braucht es autonomes Fahren (On-Demand-Fahrzeuge) und Transport als Dienstleistung, um den Verkehrssektor umzukrempeln.

Die Welt steht vor der Wahl

Die Welt steht nach Ansicht von RethinkX vor der Wahl: Entweder die Weltgemeinschaft fokussiert sich mit voller Kraft auf die Umwälzungen in den Bereichen Energie, Verkehr und Ernährung und leitet damit eine neue Ära sauberen Wohlstands ein. Oder man stützt weiterhin die bestehenden Systeme und verschwendet über Jahrzehnte viele Billionen Dollar.

Es steht viel auf dem Spiel für den Planeten und die Gesellschaft. Es liegt an uns, zu entscheiden, ob wir diese Technologien schnell genug einsetzen und skalieren, um einen gefährlichen Klimawandel zu vermeiden.

Tony Seba, RethinkX

Ganz konkret werden diese acht, umwälzenden Technologien dafür sorgen, dass wir Energie, Transport und Lebensmittel zwei- bis zehnmal billiger erhalten als heute.

  1. Solar
  2. Wind
  3. Batterien
  4. Elektrofahrzeuge
  5. Autonomes Fahren
  6. Transport as a Service
  7. Präzisionsfermentation
  8. zelluläre Landwirtschaft

Diese acht disruptiven Technologien lösen die bisherigen, kohlenstoffintensiven Technologien ab: Energieerzeugung über fossile Brennstoffe, Mobilität mit Verbrennern und tierische Lebensmittel. Doch damit krempeln sie nicht nur die jeweiligen Sektoren um, sondern – wie bei der Entstehung des Internets – lösen diese Umwälzungen eine Kaskade von Folgen aus, die die gesamte Weltwirtschaft umgestalten werden. Billionen Dollar gehen aus den alten Sektoren in die neuen Industrien und schaffen neue Geschäftsmöglichkeiten in großem Umfang.

Dabei werden die neuen sauberen Technologien die Menschheit in die Lage versetzen, Entscheidungen zu treffen, die es der Gesellschaft ermöglichen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen und zu gedeihen, während sie gleichzeitig innerhalb von nur 15 Jahren bis zu 90 Prozent der globalen Kohlenstoffemissionen einsparen und damit die globale Erwärmung auf unter 2 Grad Celsius begrenzen, wie es das Pariser Übereinkommen vorsieht.

Dabei belegen die Autoren des „Rethinking Climate Change“-Reports anhand etablierter Kostenkurven, wie die disruptiven Technologien rasch preisgünstiger werden als die kohlenstoffintensiven Industrien in diesen Sektoren werden, und deren wirtschaftliche Lebensfähigkeit ruinieren.

Gesellschaftliche Entscheidungen bremsen oder beschleunigen

Während die Umwälzungen durch die Wirtschaft vorangetrieben werden, können wichtige gesellschaftliche Entscheidungen auf Regierungs-, Investoren-, Unternehmens- und anderen Ebenen die Umwälzungen entweder beschleunigen oder verzögern, was erhebliche Auswirkungen darauf hat, mit wie viel Erderwärmung die Welt zu rechnen hat.

Der Bericht fordert die politischen Entscheidungsträger auf, sich strategisch auf die Einführung der Technologien mit der größten Wirkung in den Sektoren Energie, Verkehr und Lebensmittel zu konzentrieren, statt auf mit technischen Lösungen zu versuchen Symptome zu behandeln. Als Beispiel werden vermeintliche Lösungen wie „Clean Diesel“ oder „Saubere Kohle durch CCS“ genannt. Statt Symptome zu behandeln, muss es darum gehen, die Probleme an der Wurzel zu packen.

Welche Hürden müssen aber überwunden werden, um eine Beschleunigung hinzubekommen? Im Report werden einige Beispiele aufgezählt:

  • Vertikale Versorgungsmonopole im Energiesektor sollen abgeschafft werden
  • Subventionen etwa für Viehzucht abschaffen
  • Regulatorische Hürden für elektrische und autonome Fahrzeuge beseitigen

„Wer jetzt auf wirtschaftlichen Wohlstand verzichtet, um den Klimawandel zu bekämpfen, hat das Problem verkehrt. Das ist so, als würde man versuchen, die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen, indem man nicht mehr atmet“, sagte RethinkX-Mitbegründer James Arbib. „Wir könnten am Ende das Kapital vernichten, das für den Aufbau neuer Energie-, Transport- und Lebensmittelsysteme benötigt wird. Der Schwerpunkt sollte vielmehr darauf liegen, die Umwälzungen zu ermöglichen, die am besten geeignet sind, diese drei Sektoren, die derzeit für über 90 Prozent der Emissionen verantwortlich sind, zu verändern.“

Der Bericht hebt hervor, dass technologische Umwälzungen im Laufe der Geschichte – einschließlich Autos, Digitalkameras und Smartphones – schnell und exponentiell verlaufen sind und alte Technologien innerhalb von 10 bis 15 Jahren überflüssig gemacht haben. Politische Entscheidungsträger und Investoren müssen sich daher eine disruptive Denkweise zu eigen machen, um das Tempo und das Ausmaß des Wandels im nächsten Jahrzehnt zu verstehen und optimale Entscheidungen über den Einsatz öffentlicher und privater Ressourcen zur Bewältigung des Klimawandels zu treffen.

Die Gesellschaften können sich auch dafür entscheiden, den Einsatz zu beschleunigen, um die globalen Netto-Null-Emissionen vor 2035 zu erreichen und bis 2040 20 Prozent negative Emissionen zu erzielen – der sicherste Weg, um Klimarisiken zu vermeiden, und der schnellste, um die maximalen Vorteile des neuen sauberen Energie-, Transport- und Nahrungsmittelsystems zu erreichen.

Entscheiden sich die Gesellschaften jedoch stattdessen für den Schutz der etablierten fossilen Welt, die Versorgungsmonopole und den bisherigen Tierhaltungssektor, steigen die globalen Emissionen noch fünf Jahre lang rapide an. Das wird dann dazu führen, dass die globalen Temperaturen den 2-Grad-Pfad überschreiten und die Menschheit in die Klimagefahrenzone geraten wird.

„Obwohl diese Umwälzungen aufgrund wirtschaftlicher Kräfte unvermeidlich sind, hängt es weitgehend von den politischen Entscheidungsträgern und ihrer Bereitschaft ab, schnell zu handeln – oder eben nicht“, so Adam Dorr, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei RethinkX, hinzu. „Gesellschaftliche Entscheidungen sind wichtig, und Technologie allein reicht nicht aus, um Netto-Null-Emissionen zu erreichen und das Risiko des gefährlichen Klimawandels zu reduzieren.“

Kaskadeneffekte: Ökosysteme wiederbeleben

Die Kaskaden der Veränderungen zeigen: Auch die Ökosysteme, die heute in Gefahr sind, könnten durch konsequentes Handeln wiederbelebt werden. Überdies verstärken sich die einzelnen Effekte gegenseitig, so dass der Effekt weiter über die reine Emissionsreduzierung hinausgeht.

Der Report zeigt mehrere Szenarien, die sich im Zeitfenster unterscheiden, das wir bei vollem Fokus auf den Wandel brauchen werden. Es ist sogar möglich, bis 2040 noch zusätzlich 20 Prozent Emissionen mehr der Atmosphäre zu entziehen. Aber, es braucht den völligen Fokus auf diese gewaltige Chance.

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Übersetzte Zusammenfassung: Rethinking Climate Change

Die aktuell stattfindenden technologischen Umwälzungen in den Sektoren Energie, Verkehr und Nahrungsmittel haben außerordentliche Auswirkungen auf den Klimawandel. Allein diese drei Umwälzungen, die durch nur acht Technologien vorangetrieben werden, können innerhalb von 15 Jahren über 90 Prozent der weltweiten Netto-Treibhausgasemissionen direkt beseitigen.

Die Marktkräfte können genutzt werden, um den Großteil der globalen Treibhausgasemissionen zu reduzieren, da die erforderlichen Technologien entweder bereits heute kommerziell verfügbar und wettbewerbsfähig sind oder mit den richtigen gesellschaftlichen Entscheidungen vor 2025 auf den Markt gebracht werden können. Dieselben Technologien werden auch die Kosten für den Kohlenstoffausstieg erschwinglich machen, was bedeutet, dass zusätzliche, bahnbrechende Erfindungen nicht erforderlich sind, um „das letzte Kohlenstoffproblem“ zu lösen und ab 2035 über Netto-Null hinauszugehen.

Unsere bisherige Forschung hat gezeigt, dass diese umwälzenden Veränderungen in den drei Sektoren Energie, Transport- und Lebensmittel unvermeidlich sind.

  • Solar, Wind, und Batterien (SWB) werden Kohle, Öl und Gas verdrängen.
  • Autonome Elektrofahrzeuge (A-EVs), die Transport zur Dienstleistung machen (TaaS) werden Verbrennungsmotoren und den privaten Fahrzeugbesitz verdrängen.
  • Und Präzisionsfermentation und zelluläre Landwirtschaft (PFCA) werden Fleisch, Milch und andere tierische Produkte verdrängen.

Diese drei Umwälzungen finden schon heute zeitgleich statt. Ihre Auswirkungen auf den Klimawandel sind tiefgreifend. Dennoch wird es an uns liegen zu entscheiden, ob wir diese Technologien weltweit schnell genug einsetzen können – je nach Szenario verändern sich Geschwindigkeit und Kosten, mit denen wir Folgend des Klimawandels mehr oder weniger eindämmen können.

Neue Denkweise: Emissionsminderung neu denken

Das größte Hindernis bei der Bekämpfung des Klimawandels ist daher unsere Denkweise. Konventionelles Denken betrachtet die Emissionsminderung durch eine lineare, reduktive Linse, die den Charakter, die Geschwindigkeit und die Dynamik des Wandels sowohl in natürlichen als auch in menschlichen Systemen nicht berücksichtigt. Da diese Dynamik aber nicht in vollem Umfang berücksichtigt wird, neigen herkömmliche Modelle dazu, nicht nur die Bedrohung durch den Klimawandel selbst, sondern auch das Potenzial, dem mit Technologien entgegen zu wirken, zu unterschätzen.

Infolgedessen haben wir ein konsistentes Muster von Fehlern und Korrekturen im Laufe der Zeit, wobei jedes Jahr die unterschätzte Bedrohung durch den Klimawandel in Richtung ’schlimmer als ursprünglich angenommen‘ korrigiert wird als wir ursprünglich dachten“, während das unterschätzte Potenzial der Technologie in Richtung „besser als wir ursprünglich dachten“ korrigiert wird.

Konventionelles Denken hat daher Zeit, Aufmerksamkeit und Ressourcen auf ein eklektisches Spektrum von „Pflaster“-Ansätzen zur Lösung des Klimawandels wie Subventionen und Steuern, Biokraftstoffe, saubere Kohle, sauberer Diesel und andere oberflächliche technische Lösungen, die lediglich die Symptome und nicht das eigentliche Problem behandeln.

Ein einfacherer und effektiverer Ansatz besteht darin, sich auf eine Handvoll Schlüsseltechnologien zu konzentrieren, die die Grundlage unserer Wirtschaft verändern. Aber einfach bedeutet nicht leicht. Einfach bedeutet, dass wir die wichtigsten Treiber und Hebel des großen systemischen Wandels umlegen müssen.

Allerdings, gibt es viele Hindernisse zu überwinden. Trotz der enormen Chancen, die die saubere Umstellung von Energie, Transport und Ernährung mit sich bringen wird, ist Technologie allein nicht genug. Gesellschaften auf der ganzen Welt müssen die richtigen Entscheidungen treffen. Wir können entweder die Umwälzungen beschleunigen und die Klimakrise lösen, indem wir eine neue Ära des Wohlstandes einleiten, oder wir können wertvolle Zeit und Billionen von Dollar verschwenden, um das bestehende System mit einem ineffektiven „Alles-oder-nichts“-Ansatz zu „kurieren versuchen“. Dieser Ansatz setzt die Menschheit einem zusätzlichen Risiko durch die Auswirkungen des Klimawandels aus.

Im Report „Rethinking Climate Change“ helfen wir daher den Entscheidungsträgern, diese Entscheidungen zu verstehen, indem wir Emissionsquellen nach drei Stufen der Emissionsminderung kategorisieren: Forschung, Einsatz und Skalierung. Mehr als drei Viertel der globalen Treibhausgasemissionen können durch nur acht Schlüsseltechnologien gemindert werden, die entweder bereits auf dem Markt und in der Lage sind, sofort zu skalieren, oder bereit sind, mit der Einführung auf den Markt. Dies gibt uns eine Entscheidungshilfe, wie wir Prioritäten setzen können, um den Nutzen der Emissionsminderung so schnell wie möglich zu maximieren.

Ohne einen solchen Rahmen bleibt den Entscheidungsträgern eher ein unzusammenhängender statt eines zielgerichteten Ansatzes zur Bekämpfung des Klimawandels, der das Risiko birgt finanzielle, materielle und politische Ressourcen falsch zuzuordnen.

Um den Klimanutzen dieser Umwälzungen zu maximieren, sollten Investoren, politische Entscheidungsträger, und andere Entscheidungsträger ihre Aufmerksamkeit und Ressourcen darauf konzentrieren, wo die schnellsten und wirkungsvollsten Möglichkeiten zur Emissionsminderung liegen.

Offene, wettbewerbsfähige, transparente Märkte

Da die überwältigende Mehrheit dieser Gelegenheiten bereits in der Phase der Umsetzung und Skalierung liegen, sollten unsere Hauptanstrengungen darin bestehen, die wirtschaftlichen Kräfte zu befähigen, die schwere Arbeit zu erledigen, indem wir für offene, wettbewerbsfähige und transparente Märkte.

Dies bedeutet die Beseitigung von Hindernissen die die etablierten Unternehmen begünstigen, wie z. B. Versorgungsmonopole im Energiesektor, Beseitigung regulatorischer Hürden für elektrische und autonome Fahrzeuge im Transportsektor und die Abschaffung von Subventionen und Schutzmaßnahmen für die Viehzucht im Lebensmittelsektor.

Regionen, Nationen, Städte, Gemeinden, Unternehmen und Investoren, die sich dafür entscheiden, die Umwälzungen anzunehmen und anzuführen, anstatt sich ihnen zu widersetzen, werden enorme wirtschaftliche und soziale Vorteile sowie Umweltvorteile ernten. Einige werden sich dafür entscheiden, die Umwälzungen anzuführen, um von den außerordentlichen wirtschaftlichen Vorteilen zu profitieren oder um die Abhängigkeit von importierten fragilen Nahrungsmitteln und Energiequellen zu verringern, während andere dies vielleicht wegen des zu gewinnenden politischen Kapitals tun.

Da verschiedene Akteure versuchen, die Umwälzungen in ihrem eigenen Umfeld zu beschleunigen, um Risiken zu vermeiden oder sich Vorteile zu sichern, wird der daraus resultierende Wettlauf um die Spitze weitere starke, beschleunigende Rückkopplungen erzeugen, die die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Umwälzungen weltweit verstärken werden.

Darüber hinaus sind die sauberen Technologien von Natur aus dezentralisierbar und demokratisierend und werden es daher weniger entwickelten Gebieten ermöglichen, frühere Hindernisse für die menschliche Entwicklung zu überwinden, ihre benachteiligten Bevölkerungsgruppen in den Wohlstand zu führen und das Spielfeld zwischen reichen und armen Volkswirtschaften zu ebnen.

Das Erreichen von Netto-Null-Emissionen wird das Problem des Klimawandels zwar allein nicht lösen, aber es ist ein großer Schritt in die richtige Richtung.

Dieselben Technologien, die diese dramatische Emissionsreduzierung ermöglichen, werden auch einen Kohlenstoffentzug im Gigatonnen-Maßstab möglich machen.

Die Kombination von sauberer Energie im Überfluss, elektrischen und autonomen Fahrzeugen und Maschinen sowie Milliarden Hektar Land, die von der Tierhaltung befreit werden, wird die Wirtschaftlichkeit sowohl der Wiederaufforstung als auch des technologiebasierten Kohlenstoffentzugs verändern. Dies macht die drei Umwälzungen doppelt so wichtig als Lösung zur Bekämpfung des Klimawandels.

Durch die Unterstützung einer sauberen Disruption der Sektoren Energie, Transport- und Nahrungsmittel können Gesellschaften die globale Treibhausgasreduzierung beschleunigen und Null-Emissionen schon vor 2040 erreichen. Sie legen damit nicht nur den Grundstein für eine vollständige Lösung der Klimakrise, sondern sparen auf Billionen Dollar, verbessern Wohlstand und Lebensqualität weltweit.

Dazu müssen wir jedoch der konventionellen Denkweise entkommen und das Machbare durch eine größere Linse betrachten, die die ganze Komplexität der Disruption umfasst.

Fazit: Rethinking Climate Change

Mit einem klaren Fokus auf acht saubere Technologien, die die Sektoren Energie, Verkehr und Landwirtschaft / Lebensmittel umkrempeln, können entscheidende Schritte in Richtung Klimaneutralität bis 2035 gemacht werden. Laut Rethink Climate Change lassen sich so 90 Prozent der Treibhausgas-Emissionen einsparen. Zusätzlich gibt es positive Kaskaden-Effekte im Hinblick auf Ökosysteme und weitere Bereiche, wie etwa das Herausfiltern von Kohlendioxid aus der Atmosphäre.

Die Welt erhält mit diesem Report eine Art Betriebshandbuch für die Beschleunigung ohnehin geschehender, umwälzender Marktprozesse. Doch bislang fehlt es Politik, Entscheidungsträgern und Unternehmern am Mindset, um sich weitgehend auf den Aufbau neuer Strukturen und Rahmenbedingungen zu fokussieren, anstatt an bestehenden Systemen herumzudoktern.

Ein perfektes Beispiel dafür sind die Debatten über europäische Agrar-Etats. Hier werden jeweils ein paar mehr Umweltschutzvorschriften eingeführt oder verschärft – ein grundlegendes Herangehen ist aber meilenweit entfernt. Gleichzeitig wird immer deutlicher, wie schnell zellkultivierte Landwirtschat die Oberhand gewinnen könnte, würde der Wandel progressiv gestaltet.

Vielleicht dient Rethinking Climate Change nun als Weckruf. Rechtzeitig genug, um kurz vor COP26 entscheidende Wirkung zu entfalten.

Download der Studie von Tony Seba

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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