
Smart Meter Rollout: Ausbau der Infrastruktur für digitale Energiewende beginnt 2018
E.ON hat 16.000 Smart Meter Gatewys bzw. intelligente Messysteme bei Power Plus Communications bestellt / Smart Meter Rollout großes Thema auf der E-world
Noch in diesem Jahr wird der Ausbau der Infrastruktur für die digitale Energiewende beginnen. Auf der Branchenmesse E-world in Essen kommende Woche werden hierzu mit Sicherheit einige Neuigkeiten die Runde machen. Bereits heute ist E.ON vorgeprescht: In einer Pressemitteilung verkündet der Energieversorger eine Großbestellung und den baldigen Start vom Smart Meter Rollout. Entscheidend dafür ist aber, wann die ersten zertifizierten Kommunikationsschnittstellen, also die Smart Meter Gateways, auf den Markt kommen. Ein Hersteller geht von seiner eigenen Zertifizierung im ersten Quartal 2018 aus.
Smart Meter Rollout und Effizienz News / 1.2.2018. Der flächendeckende Einbau von intelligenten Stromzählern mit Kommunikationsschnittstelle ist eine grundlegende Voraussetzung für die Realisierung der digitalen Energiewende in den kommenden Jahren. Nur über den Ausbau dieser Infrastruktur sind weitergehende Services möglich, die auch dazu beitragen, dass Angebot und Nachfrage von erneuerbaren Energien leichter ausgeglichen werden können. Beispielsweise erlauben Smart Meter die Weitergabe von Zeit- und lastvariablen Tarifen an Endverbraucher.
Mit dem Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen spätestens 2017 gesetzt worden. Dabei unterscheidet der Gesetzgeber zwischen der modernen Messeinrichtung und einem intelligenten Messsystem. Die moderne Messeinrichtung ist lediglich ein digitaler Zähler, der den bisherigen analogen Ferraris-Zähler ersetzt. Für einen Teil der Energiekunden reicht diese moderne Messeinrichtung auch völlig aus – sagt jedenfalls der Gesetzgeber.
Bei einem intelligenten Messsystem hingegen kommt zu dem digitalen Zähler, dem Smart Meter, auch noch ein Kommunikationsmodul (Smart Meter Gateway) ndazu. Damit können die Messwerte an die zuständigen Marktteilnehmer etwa für unterjährige Rechnungen oder zur Visualisierung von Verbrauch und Erzeugung in Echtzeit genutzt werden. Vorteil: Stromfresser werden leichter identifiziert, gezielte Einspartipps können gegeben und weitere Mehrwertservices darauf basierend angeboten werden.
Derzeitiger Haken bei den intelligenten Messsystemen? Der Gesetzgeber akzeptiert nur solche Systeme, die vom staatseigenen Bundesamt BSI zertifiziert sind. Und daran beißen sich ein paar Marktteilnehmer gerade die Zähne aus. Entgegen der Erwartung auf der E-world 2017 sind im vergangenen Jahr keine BSI-zertifizierten Smart Meter Gateways auf den Markt gekommen. Erst im Verlauf des ersten Halbjahres 2018 ist damit zu rechnen – der Rollout beginnt dann, wenn drei zertifizierte Gateways verfügbar sind.
Smart Meter Rollout: E.ON ordert schon mal 16.000 intelligente Messsysteme
Doch jetzt, pünktlich zur wichtigsten Branchenmesse in Essen, kommt Bewegung rein. So hat E.ON heute bekannt gegeben, man habe 16.000 intelligente Messsysteme bei der Mannheimer Power Plus Communications AG bestellt. Mit der kleinen Einschränkung, dass PPC diese aufgrund der noch nicht erfolgten Zertifizierung noch nicht ausliefern kann. Aber: Power Plus Communications geht laut der Mitteilung davon aus, im ersten Quartal 2018 zu den ersten zertifizierten Anbietern zu gehören.
Damit wird E.ON Metering der erste Großkunde sein, der nach erfolgter Zertifizierung des BSI von PPC beliefert wird. Die beiden Unternehmen arbeiten bereits seit Jahren im Kontext Smart Meter Rollout zusammen und haben auch schon mehrere Pilotprojekte offensichtlich mit Erfolg abgeschlossen.
Rollout: Wer bekommt wann einen Smart Meter?
Derzeit betrifft das Thema Smart Metering vor allem Privatkunden mit größerer PV-Anlage und Gewerbe- und Industriekunden mit großem Energieverbrauch. Schrittweise wird sich das dann aber im Laufe des Rollouts – wenn er denn dann offiziell startet – ausweiten. Eine Zusammenfassung des Zeitplans für den Smart Meter Rollout gibt es hier bei Discovergy.
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Hinweis: Martin Jendrischik, der Autor dieses Beitrags, ist auch beratend für Cleantech-Unternehmen tätig. Beispielsweise auch für Discovergy.
„Der flächendeckende Einbau von intelligenten Stromzählern mit Kommunikationsschnittstelle ist eine grundlegende Voraussetzung für die Realisierung der digitalen Energiewende in den kommenden Jahren.“:
Das halte ich für eine gewagte These, um es höflich zu formulieren!
Es nützt der Energiewende überhaupt nichts, wenn von vielen kleinen PV-Anlagen am Folgetag die 15min-Werte des Vortags übertragen werden, denn da ist alles wichtige längst gelaufen. Viel sinnvoller wäre es, zentrale (und zunehmend dezentrale) Verteilerstationen mit einer Echtzeit-Messung auszustatten.
Es nützt der Energiewende auch nichts, wenn alle Verbraucher zwangsweise auf elektronische Zähler umgestellt werden, an denen sie bei Bedarf die Tages-Verbräuche etc. ablesen können: Sowas macht nur 1. für interessierte Kunden, aber dann gleich mit Datenauswertung, und 2. in Zusammenhang mit flexiblen Tarifen Sinn (die aber mit den modernen Zählern, die nur einmal jährlich abgelesen werden, nicht möglich sind).
Statt hier also sinnlos Milliarden zu verpulfern, hätte man das Geld lieber mal in einen schnelleren PV-Ausbau gesteckt, oder meinetwegen in subventionierte Steckdosen-Energiezähler für jeden Haushalt. Beides hätte die Energiewende erheblich weitergebracht.
Ich halte die These keineswegs für gewagt, sondern eher für eine Binsenweisheit. Denn ich weiß, welchen Einfluss intelligente Stromzähler beispielsweise auf die Ausgestaltung der Energietechnik in Neubau und Sanierung haben. Nur durch Transparenz, können die Systeme so ausgelegt werden, dass man von Effizienz sprechen kann.
Außerdem kann ich mir durchaus Ideen vorstellen, wie der Endverbraucher aktiv zum Managen seiner Energie motiviert werden kann. Ich erinnere mich noch gut, wie wir am Anfang online gegangen sind. Gibt es preisliche Anreize, beschäftigt sich der Bürger auch mit seinem Strom- und Wärmeverbrauch. Der Impact ist letztlich größer als ein paar Cent für den Liter Benzin oder Diesel zu sparen.
Nicht zuletzt gehören natürlich auch die Mehrwerte dazu, die Marktteilnehmer generieren, die die Daten auswerten können. Hier kristallisieren sich gerade sehr spannende Dinge heraus.
Aber eines ist klar: PV und Wind müssen ausgebaut werden! Komme, was wolle.