Paris: Verkehrsbetriebe bestellen 800 Elektrobusse zur Smog-Bekämpfung

Bis zu den Olympischen Sommerspielen 2024 hat saubere Luft in Paris Priorität / Elektrobuse von Heuliez Bus, Bollore und Alstom

Es ist eine neue Größenordnung für den Elektrobus-Markt in Europa: Der Stadtverkehrsbetreiber RATP hat bis zu 800 Elektrobusse für die französische Hauptstadt Paris zur Smog-Bekämpfung bestellt. Diese sollen ab Ende 2020 mehrere Hundert Dieselbusse ersetzen. Die gesamte Busflotte umfasst 4.700 Fahrzeuge.

Ausländische Hersteller wie Volvo oder Daimler gehen bei der Bestellung von Elektrobussen für Paris erst einmal leer aus: RATP setzt auf französische Produktion und bestellt zu gleichen Teilen Elektrobusse von Heuliez Bus, Bollore und Alstom. Ab Juli 2024 finden in Paris die Olympischen Sommerspiele statt – dann soll das aktuelle Smog-Problem auch durch Elektrobusse beseitigt worden sein.

Alstom Aptis: Einer der Heilsbringer für Smog-Bekämpfung in Paris?

Die Deals haben einen Wert von bis zu 400 Millionen Euro – es ist einer der größten Buskäufe in Europa überhaupt. Zwischen Ende 2020 und Ende 2022 sollen zunächst 150 Elektrobusse eingesetzt werden. Bislang gibt es eine, rein elektrisch betriebene Buslinie in Paris.

Paris hat sich verpflichtet, ab 2025 ausschließlich vollelektrische Busse anzuschaffen. Das Ziel ist vergleichbar mit dem, was sich etwa Hamburg und Berlin vorgenommen haben. Bis 2025 sollen also möglichst alle Dieselbusse ersetzt werden – derzeit fahren 950 Hybridbusse, 140 Biokraftstoff-Busse und 83 Elektrobusse durch Paris. Um den Umstieg zu schaffen, sollen offenbar auch weitere Biokraftstoff-Busse hinzukommen. Ob die Hybridbusse erhalten bleiben, ist unklar.

Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, hat die Bekämpfung des Smog zur Priorität erklärt. Bis 2024 sollen Dieselautos nicht mehr gefertigt werden – die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, ab 2030 nur noch Elektroautos in der Metropole zuzulassen.

Mit der Großbestellung von Elektrobussen setzt Paris ein wichtiges Signal, um die Smog-Problematik ernsthaft zu bekämpfen. Aus deutschem Blickwinkel stellt sich nur die Frage, was mit den ausrangierten Dieselbussen passiert.

Wie Frontal21 gestern berichtete, sind bisher bereits mehr als 300.000 ältere deutsche Dieselautos nach Osteuropa, insbesondere nach Polen verkauft worden. Deutsche Dieselauto-Besitzer sind froh, ihr Fahrzeug überhaupt noch los zu werden – in Online-Portalen erhalten sie nur noch Angebote von osteuropäischen Händlern, der Marktwert sinkt massiv.

Es bleibt zu hoffen, dass mit der Pariser Entscheidung nicht die nächste Wellen an Fahrzeugen nach Polen unterwegs ist – denn dort gibt es ebenfalls große Probleme mit dreckiger Luft in den Innenstädten, der Anteil der Dieselfahrzeuge ist hoch. Limitierungen für den Kauf von Dieselfahrzeugen gibt es in Polen bislang keine.

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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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