Total setzt in Leuna auf synthetisches Methanol

Dresdner Cleantech-Unternehmen Sunfire liefert Elektrolyse für die ersten 500 Tonnen synthetisches Methanol zur Weiterverarbeitung.

Methanol ist ein chemischer Grundstoff, der beispielsweise bei der Herstellung von Kraftstoffzusätzen, Kunststoffen oder Leim verwendet wird. Problem: Methanol wird heute aus Erdöl-Rückständen gewonnen und bei der Produktion reichlich CO2 frei. Die Total Raffinerie Mitteldeutschland alleine produziert in Leuna 700.000 Tonnen Methanol pro Jahr. Jetzt macht das Mineralölunternehmen einen ersten Schritt, künftig synthetisches Methanol zu verwenden.

Dazu greift Total auf die Technologie eines Cleantech-Unternehmens zurück, an dem es bereits seit 2014 über die Venture Capital-Tochter Total Energy Ventures beteiligt ist: Sunfire. Die Dresdner sollen bereits im kommenden Jahr einen Megawatt-Elektrolyseur nach Leuna liefern, installieren und betreiben, um als Ausgangsstoff für die Produktion von synthetischem Methanol grünen Wasserstoff herzustellen.

Zwar ist das Power-to-X-Vorhaben bei den Dimensionen einer großen Raffinerie eher klein: In drei Jahren Testlauf sollen 500 Tonnen synthetisches Methanol hergestellt werden. Dennoch: Es ist ein wichtiger Schritt, wenn die großen, bislang allein auf fossile Energien und Rohstoffe ausgerichteten Player wie Total über Wege zur Dekarbonisierung nachdenken.

Synthetisches Methanol aus CO2, Wasserstoff und Ökostrom

Die Zutaten für die Produktion von synthetischem Methanol sind neben grünem Wasserstoff auch CO2 aus auf dem Gelände stattfindenden Industrieprozessen und Ökostrom. Pro Tonne hergestelltem, synthetischem Methanol werden 1,4 Tonnen CO2 verarbeitet – in Leuna entsteht also letztlich ein bedeutendes Beispiel für Carbon Capture and Utilization (CCU), also die Weiterverwendung von CO2 aus der Luft, das schwer vermeidbar ist.

Immer mehr Unternehmen, gerade die mit „fossilem Ursprung“, entwickeln Konzepte für die Nutzung von CO2. Darin sehen sie wie beispielsweise auch Total eine Chance für zukünftiges Geschäft, das auch zu den Plänen, klimaneutral zu produzieren, passt.

Das Projekt in Leuna heißt nun E-CO2MET und soll ein Sunfire-HyLink 200-System für den ersten technologischen Schritt zur Methanol-Produktion erhalten. Die Sunfire-Elektrolyse hat einen Wirkungsgrad von mehr als 80 Prozent, weil industrielle Abwärme direkt genutzt werden kann. Das senkt den Bedarf für Ökostrom und reduziert die Gesamtkosten.

Während der Zusammenarbeit mit Total wird der Elektrolyseur in verschiedene Forschungsprogramme eingebunden. In Leuna werden mehrere Studien durchgeführt, die die Leistungsfähigkeit des Systems auch in Abhängigkeit von variabler erneuerbarer Energiezufuhr bewerten sollen. Aus Sicht von Total ist dies alles nur ein erster Schritt um anschließend größere Mengen Methanol nicht mehr auf Basis von Erdöl herstellen zu müssen.

Power-to-X zur Erreichung der Klimaziele relevant

Zur Erreichung der Klimaziele sind dieses Projekt und viele vergleichbare Power-to-X-Projekte von größter Relevanz. Denn die Wandlung von elektrischer in chemische Energie kann ein wichtiger Baustein für die Dekarbonisierung der Energiesektoren bilden, die nicht unmittelbar Strom aus erneuerbaren Energien verwenden können – erneuerbare Gase oder Kraftstoffe hingegen schon.

Während die Bundesregierung noch darüber diskutiert wo Power-To-X Sinn macht, zeigen wir schon, wo es in der Praxis funktioniert.

Nils Aldag, Chief Commercial Officer Sunfire GmbH

Das E-CO2MET-Projekt zeigt exemplarisch, wie die Wirtschaft den Drang zum Wandel angenommen hat. Sicherlich hätte der Impuls vom Sunfire-Investor Total, ein solches Pilotprojekt für synthetisches Methanol zu starten, auch früher kommen können. Aber das Dresdner Technologieunternehmen musste seine spezielle Hochtemperatur-Elektrolyse auch erst einmal reif machen für den Einsatz im großindustriellen Maßstab.

Gut also, dass die Partner Total und Sunfire nun zusammenkommen, um den Wandel zu beschleunigen. Denn Zeit zu verlieren haben wir angesichts der beinahe erdrückenden und immer sichtbarer werdenden Klimakrise nicht mehr. Gut auch für die Energiewende News, da Methanol ein wichtiger Baustein dieses Wandels sein wird.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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