Textilfassade in Poppenbüttel soll Stickoxid- und CO2-Emissionen reduzieren

Weltweit einmaliges Pilotprojekt am Hamburger Campus des Immobilienunternehmens ECE.

Im Hamburger Stadtteil Poppenbüttel ist eine einzigartige Textilfassade gebaut worden, die Stickoxide aus Verbrennungsprozessen binden soll. Die weltweit einzigartige Technologie aus Nanotitanoxid ist am Campus des Immobilienunternehmens ECE installiert worden. Ziel des weltweit einzigartigen Pilotprojekts ist es, neue Möglichkeiten zur Entwicklung nachhaltiger Gebäudehüllen zu erproben.

Das ECE-Bürogebäude befindet sich am Hamburger Ring 3, also einer viel befahrenen Straße mit hoher Stickoxid-Belastung. Um zu überwachen, inwieweit die Verbesserung der Luftqualität funktioniert, wurde digitale Messtechnik installiert. Wissenschaftlich begleitet wird der Test von der RWTH Aachen.

Der Immobilienbereich bietet noch viel Potenzial bei der Erreichung der Klimaschutzziele. Die innovative NOx-Fassade kann dabei ein weiterer Baustein zur Verbesserung der Luftqualität und zum Klimaschutz in unserer Stadt werden.

Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel

Textilfassade soll auch CO2-Emissionen reduzieren

Neben Stickoxiden soll die innovative Fassade auch CO2-Emissionen reduzieren. Studien haben nach Angaben von ECE nachgewiesen, dass die neuartige Gebäudehülle bis zu 78 Prozent der solaren Kühllasten von Gebäuden im Sommer reduzieren kann. Das wird erreicht, indem der erste Kontakt des Gebäudes mit energieintensiver Solarstrahlung im Außenraum stattfindet und nicht wie bei konventionellen Bauten an der eigentlichen Gebäudehülle.

Frisst Stickoxide und CO2: Textilfassade am ECE Campus.

Zudem findet zwischen dem Textil und der Gebäudehülle ein natürlicher Wärmeabtrag über Konvektion statt, wodurch die Gebäudehülle passiv gekühlt wird. Die Untersuchungsergebnisse sollen Aufschluss geben, welchen Beitrag die Fassade zur Steigerung der Luftqualität leistet. Gemessen werden sowohl die Auswirkungen auf den urbanen Raum, als auch auf den Innenraum im Gebäude.

Dabei ist die außenliegende Textilfassade für die Nutzer im Innenraum kaum wahrnehmbar – ähnlich dem Effekt der Fensterwerbung bei Linienbussen. Textilien wirken somit als Diffusor und sorgen für eine hohe Belichtung mit natürlichem Tageslicht im Innenraum. Textilfassaden können auch nachträglich an Gebäuden aller Nutzungsarten einfach installiert und getauscht werden. Dadurch können Gebäude nachträglich an die Veränderungen des Klimas angepasst werden.

Nanotitanoxid der inok GmbH: sieben Nanometer

„Wir haben die luftreinigende Textilfassade gezielt für den Umwelt- und Gesundheitsschutz entwickelt. Gleichzeitig verbinden wir in der Fassade Energieeffizienz mit einem innovativen Design“, so Jan Serode von der RWTH Aachen. „Titandioxid ist u.a. Bestandteil fast aller weißen Farben und wandelt nachgewiesenermaßen unter Lichteinfluss und Luftfeuchte schädliche Stickoxide in weniger problematisches Nitrat um. Je kleiner die Titandioxidpartikel und je intensiver die Berührung, desto größer die Wirkung.“

Der inok GmbH ist es gelungen, Titandioxid in Nanogröße von sieben Nanometern bereitzustellen. Ein neuartiges Bindemittel sorgt dafür, dass die Nanopartikel dauerhaft und sicher fixiert sind. Die Poren der Textilhülle und der Raum zwischen Textil und Haus sorgen für einen regen Luftaustausch, sodass ein kontinuierlicher Kontakt mit dem Nanotitandioxid gewährleistet ist und gute Testergebnisse zu erwarten sind.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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