
TO-SYN-FUEL: Kraftstoff aus Klärschlamm
EU-Färderprojekt TO-SYN-FUEL ist in Bayern gestartet worden / TCR-Verfahren von Fraunhofer UMSICHT wird genutzt, um aus getrocknetem Klärschlamm Biokraftstoffe zu gewinnen
Wo kommen die alternativen, sauberen Kraftstoffe der Zukunft her? Aus Klarschlamm, könnte eine der Antworten lauten. Denn das europäische Forschungsprojekt TO-SYN-FUEL will jetzt in einer Demonstrationsanlage unter Beweis stellen, dass es im industriellen Maßstab möglich ist, aus getrocknetem Klärschlamm Bio-Diesel und Bio-Benzin herzustellen. Die Anlage entsteht bis 2020 in Bayern und wird von der EU mit 12 Millionen Euro Fördergeldern bezuschusst.
Das sogenannte Thermo-Catalytic-Reforming-(TCR)-Verfahren für TO-SYN-FUEL hat das Fraunhofer Institut UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg zusammen mit dem Spin-off Susteen Technologies entwickelt und nach eigenen Angaben zur Marktreife gebracht. Die Demonstrationsanlage entsteht in Hohenburg, weil dort Klärschlamm seit Jahren aus anderen Gründen getrocknet wird. Genau dieser getrocknete Klärschlamm ist das Futter für die Anlage, die zusammen mit weiteren internationalen Partnern umgesetzt wird.
Vergangene Woche erlebte das Projekt TO-SYN-FUEL den ersten Spatenstich. Ziel ist es, pro Stunde 500 Kilogramm getrockneten Klärschlamm zu verarbeiten und 50 Liter Biobenzin und Biodiesel zu erhalten. Bis es soweit ist, werden aber noch Monate vergehen: 2020 soll es dann soweit sein, dass CO2-neutraler, flüssiger Kraftstoff aus der Anlage kommt. Zur Bestätigung waren beim Spatenstich zwei Autos mit dem Kraftstoff aus der Laboranlage betankt worden – und Rallye-Sportler Walter Röhrl durfte damit eine Runde drehen.
Prof. Dr. Andreas Hornung, Leiter des Fraunhofer Instituts Sulzbach-Rosenberg sagt: „Unser Leitgedanke ist die dezentrale Raffinerie. Das heißt, wir setzen im Vergleich zur petrochemischen Industrie auf vergleichsweise kleine Anlagen, die den Kraftstoff dort erzeugen, wo die Abfallbiomasse entsteht. Dadurch entstehen einerseits weniger Transporte, und gleichzeitig schaffen wir neue Möglichkeiten für die lokale Wertschöpfung, zum Beispiel in den Kommunen oder der Landwirtschaft.“
TO-SYN-FUEL setzt auf TCR-Verfahren
Das von Prof. Andreas Hornung gemeinsam mit Fraunhofer und dem Spin-off Susteen Technologies entwickelte TCR-Verfahren (Thermo-Catalytic-Reforming) kann neben Klärschlamm eine breite Basis an Biomassen und Reststoffen verwerten, zum Beispiel Holzreste, Gärreste aus Biogasanlagen, Abfälle aus der Getränke- und Papierproduktion oder kommunale Bioabfallfraktionen. Neben einem hochwertigen Öl als Zwischenprodukt für die Kraftstofferzeugung entstehen beim TCR-Verfahren Produktgas und Bio-Kohle. Diese Bestandteile können für die Energieerzeugung oder als Bodenverbesserer eingesetzt werden.
Das TO-SYN-FUEL ist ein weiterer Schritt in die Richtung, sinnvolle Alternativen zu fossilen Kraft- und Brennstoffen zu finden. Die Zukunft nach 2020 wird zeigen, ob die Versprechen von Fraunhofer aufgehen und wirklich günstig Kraftstoffe hergestekt werden können. Grundsätzlich ist jede Cleantech-Initiative, die es schafft, aus Abfällen wertvolle Produkte zu machen, die fossile Energieträger ersetzen, zu begrüßen.
Warum machen wir es nicht damit? Das beste Argument ist doch, dass es aus heimischer, „nachwachsender“ Produktion in schier unendlich verfügbarer Menge kommt, wird umweltneutral hergestellt, erhält die Arbeitsplätze in der Industrie, macht DIESEL-debatten á la AfD überflüssig, ist im Übrigen sofort mit den bisherigen Techniken anwendbar, braucht keine Überführungszeit und sog. Brü-ckentechnologie in eine neue Technik, MACHT VOR ALLEM POLITISCH UND WIRT-SCHAFTLICH UNABHÄNGIG!
Ein echtes Zukunftsprojekt mit der Chance, sofort auch eingesetzt zu werden. Auf, dass wir einmal vom Fossilkraftstoff wegkommen und andererseits bereits den 10 Prozent-Bioanteil im Kraftstoff hinbekommen, ohne dass dafür weiters Urwälder sterben müssen. Nun aber im September 2020 will ich den Sachstand erfahren. Wo bleiben auch dementsprechende Veröffentlichungen über die wenigen ausgesuchten Fachblätter hinaus? Können die Anlagen in Sulzbach-Rosenberg besichtigt werden?
Eine weitere, brennende Frage ist auch die Schadstoffbilanz. Wie gestaltet sich die Zusammensetzung der unvermeidlichen Abgase? Wie hoch ist der Schadstoffausstoß pro Messmenge?
Warum wird die Sache nicht in der ADAC-Motorwelt veröffentlicht? Warum wird der TCR-Kraftstoff nicht dem Elektrischen Fahren gegenübergestellt? Schon allein die Aussicht, mit der Anwendung von TCR-Krafstoffen gar keine große „Technologieumstellung“ mit den schon absehbar fatalen Folgen allein auf die Arbeitsplatzzahlen in der Autoindustrie hinnehmen zu müssen, fasziniert. Aber auch die Vorstellung, dass ganz Europa unter Umständen energetisch zumindest bei dem sehr anfälligen Teil Mobilität unabhängig werden könnte!