Digitaler Zwilling: Erneute Millionenfinanzierung für Cleantech-Startup TWAICE

Software von TWAICE verbessert Nutzung und Lebensdauer von Lithium-Ionen-Batterien durch digitalen Zwilling.

Im Juni 2019 hatte das Münchener Cleantech-Startup TWAICE hat seine Seed-Finanzierung nach nur neun Monaten auf 3,2 Mio. Euro ausgeweitet. Mittlerweile hat sich das Batterieanalytik-Unternehmen eine erneute Millionenfinanzierung gesichert. Damit will TWAICE auf die schnell wachsenden Kundennachfrage reagieren, die Cloud-Analytikplattform optimieren, und die Präsenzen in Europa sowie Nordamerika (Chicago) ausbauen. Herzstück des Unternehmens, für die sich immer mehr Partner aus der Autoindustrie interessieren, eine Digitaler Zwilling-Software.

Damit wird die Transparenz und die Vorhersagbarkeit von Batterie-Lebensdauer und -Leistung verbessert und damit Kunden in der Mobilitäts- und Energiebranche geholfen, ihre Geschäftsmodelle effizient und nachhaltig auszubauen.

Die zusätzlichen zwei Millionen Euro in der Seed-Finanzierungsrunde 2019 stellte Cherry Ventures aus Berlin zur Verfügung. An der ausgeweiteten Seed-Finanzierung beteiligten sich daneben die früheren Investoren ZVC Partners und Speedinvest erneut. Das weitere Kapital soll abdecken, dass die beschleunigte Elektrostrategie vieler Kunden abgedeckt werden soll. Insbesondere soll die Zahl der Mitarbeiter erhöht werden. Ein Kernmarkt ist dabei die Autoindustrie.

In der im April 2022 abgeschlossenen Finanzierungsrunde investierte Coatue rund 30 Millionen US-Dollar in TWAICE. Coatue ist ein in New York ansässiges Investment-Unternehmen, das ein Vermögen von 60 Milliarden US-Dollar verwaltet. Das Investment unterstreicht die Positionierung von TWAICE als weltweit führender Anbieter von Batterieanalysesoftware. Die Erweiterung der Finanzierung umfasst daneben auch persönliche Investments von Lip-Bu Tan sowie bisheriger Investoren und baut auf der 26 Mio.-Dollar-Finanzierungsrunde (Series B) vom Mai 2021 auf. Diese hatte Energize Ventures angeführt.

„TWAICE hat eine ganzheitliche Analytikplattform für Batterien mit einem starken Kundenstamm in der Automobil-, Flotten- und Energiebranche aufgebaut“, so Jaimin Rangwalla von Coatue. „Wir freuen uns, mit TWAICE zusammenzuarbeiten, da das Unternehmen die Herausforderungen entlang der Wertschöpfungskette löst, die Rentabilität von Batterien verbessert und gleichzeitig das Risiko für Hersteller und Nutzer reduziert.“

Die Technologie von TWAICE bringt unterschiedliche Mehrwerte. Im Kern erhalten die Kunden mit der Digitaler Zwilling-Software genauere Kenntnis über die Abläufe in den Batterien während ihrer Nutzung. Daher wird die Software mittlerweile in Lastwagen, Autos und stationären Stromspeichern eingesetzt. Auch in kleineren Anwendungen wie Elektrowerkzeugen.

Batterietest am E-Auto von Tesla

Die Software des Cleantech-Startups erstellt einen digitalen Zwilling von Akkusystemen. Darüber lassen sich in Echtzeit exakte Analysen und Voraussagen zum Gesundheitszustand jedes Energiespeichers treffen. Durch die Nutzung von Sensordaten, physikalischen und datengetriebenen Batteriemodellen schließt TWAICE nicht nur den Kreis zwischen Produktentwicklung und – anwendung. Es eröffnet auch neue Möglichkeiten wie die vorausschauende Wartung und Gewährleistungsverlängerung. Drohende Zwischenfälle bis hin zu Betriebsausfällen können rechtzeitig erkannt und verhindert werden.

Der Ansatz von TWAICE ist auch in vielen anderen Branchen zu einem wichtigen Trend geworden. So werden in der Baubranche beispielsweise digitale Zwillinge eingesetzt, um unwägbares Gelände mit fernsteuerbaren Fahrzeugen oder Robotern beschreiten zu können. Auf die Sensibilität und Intelligenz des Menschen können die Maschinen bislang nicht verzichten.

Und es zeigt eine zweite wichtige Sache: Es macht immer Sinn, energieaufwändig produzierte Batteriesysteme so pfleglich wie nur möglich zu behandeln – wenn mit einer digitalen Simulation die Lebensdauer verlängert werden kann, verbessert das die Energieeffizienz insgesamt und schont Ressourcen. Daher ist der Ansatz von TWAICE ungemein relevant und eine bedeutende Technologie der Energiewende.

Marktpotenzial: Batteriesektor und TWAICE

Das Marktpotenzial des Batteriesektors wird bis 2030 auf 168 Milliarden US-Dollar geschätzt. Dieses Wachstum bietet laut einer Analyse von Energize dem Batteriesoftwaremarkt Umsatzchancen in Höhe von 12 bis 20 Milliarden US-Dollar. Die aktuelle Nachfrage nach Hochleistungsbatterietechnologien wird durch den akuten Bedarf an zuverlässigen Speichermöglichkeiten für erneuerbare Energien und die Umstellung auf vollelektrische Fahrzeuge durch die Automobilhersteller auf der ganzen Welt befeuert.

Die Batterie ist die teuerste Komponente in einem Elektroauto, weswegen Garantiezeiten und der Zustand der Batterie für potenzielle Käufer und OEMs von größter Bedeutung sind. Die Software von TWAICE löst die wichtigsten Herausforderungen im Lebenszyklus einer Batterie, indem sie Erkenntnisse über die Batteriealterung liefert und gleichzeitig hochpräzise Vorhersagen über die künftige Leistung der Batterie erlaubt.

Umsatzsprung seit Mai 2021

TWAICE hat den eigenen Umsatz seit Mai 2021 nach eigenen Angaben um rund 250 Prozent steigern können. Zum wachsenden Kundenstamm des Cleantech-Unternehmens gehören mehr als fünf der weltweit führenden Autohersteller sowie mehrere große Entwickler und Betreiber von Speichern für erneuerbare Energien. Das Unternehmen baut den Angaben zufolge die „weltweit umfassendste Plattform für prädiktive Batterieanalysen, die allen Unternehmen zur Verfügung stehen, die den Wandel zu einer sauberen und umweltfreundlichen Welt vorantreiben.

Co-CEO und Mit-Gründer von TWAICE ist Stephan Rohr. Laut Rohr konnte TWAICE seit der Finanzierungsrunde im Mai 2021 neue Geschäftsfeder für Bus- und kommerzielle Flottenbetreiber erweitern, und beispielsweise auch ein neues Produktangebot für die Restwertzertifizierung von E-Fahrzeugen entwickeln.

(Dieser Beitrag entstand zunächst am 3. Juni 2019, wurde zuletzt am 26. April 2022 komplett überarbeitet und aktualisiert)

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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