Argo AI statt Aurora: Volkswagen investiert in autonomes Fahren

VW-Konzern steckt 2,6 Milliarden Dollar in Argo AI, ein Cleantech-Startup, mit dem Ford bereits kooperiert. Ford und Volkswagen wollen ihre Partnerschaft bei Nutzfahrzeugen massiv ausbauen.

Update vom 28. Oktober 2022: In den vergangenen Tagen wurde bekannt, dass Argo AI seine Geschäfte aufgeben wird. Der VW-Konzern sowie Ford, die viel Kapital beigesteuert hatten, zogen sich zurück. Offenbar war der Fortschritt bei der Technologie des autonomen Fahrens nicht ausreichend, um Argo AI weiter zu unterstützen.

Während die Autoverkäufe der deutschen Hersteller derzeit einbrechen, wappnen sich die Konzerne über Zukäufe und Zusammenarbeit für die Zukunft. So ist ja bereits die Zusammenarbeit von Daimler und BMW bei Mobilitäts-Services bekannt und hat zuletzt zur Umbenennung der Marke mytaxi geführt. Jetzt wird bekannt, dass Volkswagen und Ford ihre Kooperation um das Thema autonomes Fahren erweitern.

Konkret hat sich Volkswagen Ford angeschlossen und sich am AI-Startup Argo AI mit 2,6 Milliarden Dollar beteiligt. Über entsprechende Berichte hatte Cleanthinking bereits im Februar berichtet. Das Unternehmen soll den beiden Autobauern helfen, autonomes Fahren zu realisieren. Damit schwenkt Volkswagen um: Eigentlich wollte der Konzern mit dem Cleantech-Startup Aurora in die Zukunft des autonomen Fahrens starten – diese Partnerschaft erklärte der Konzern vor gut einem Monat für beendet.

Die Bewertung von Argo AI lag bei der Finanzierungsrunde bei satten sieben Milliarden Dollar. Die Verbindung erlaubt beiden Unternehmen, unabhängig voneinander das Self-Driving System von Argo AI in eigene Modelle zu integrieren und damit eine große weltweite Skalierung zu erreichen. Zuvor war auch über ein Joint Venture spekuliert worden, aber das war jetzt in der offiziellen Meldung kein Thema. Ford und Volkswagen werden im Gegenzug gleiche Anteile an Argo AI erhalten. Zusammen halten Ford und Volkswagen dann eine bedeutende Mehrheit an Argo AI.

Argo AI laucht System in USA und Europa zeitgleich

Durch die künftige Zusammenarbeit mit Volkswagen und Ford ist das Self-Driving System (SDS) von Argo AI das erste System für autonomes Fahren, das in Europa und in den USA gleichermaßen zum kommerziellen Einsatz gebracht werden soll. Das SDS von Argo AI soll vollautomatisiertes Fahren nach SAE Level 4 ermöglichen und insbesondere Ridesharing und Lieferdiensten in Innenstädten neue Möglichkeiten durch vollautomatisierte Fahrzeuge eröffnen.

Als einer der ersten Automobilhersteller wird Ford auch den Modularen E-Antriebsbaukasten (MEB) des Volkswagen Konzerns nutzen. Ab 2023 will das Unternehmen ein emissionsfreies Großserienfahrzeug auf MEB-Basis für den europäischen Markt anbieten. Ford rechnet mit mehr als 600.000 verkauften Fahrzeugen innerhalb von sechs Jahren in Europa. Darüber hinaus prüft Ford, ein zweites Modell auf MEB-Basis für den europäischen Markt anzubieten.

Teil der Europa-Strategie von Ford ist es, auf eigenen Stärken auf- und diese auszubauen. Dies schließt Nutzfahrzeuge, atraktive Crossovers und importierte Ikonen wie den Mustang und Explorer ein.

Volkswagen hat seit 2016 umgerechnet rund sieben Milliarden US-Dollar in die Entwicklung seiner MEB-Architektur investiert. Allein im kommenden Jahrzehnt sollen mehr als 15 Millionen Neufahrzeuge aus dem Konzern auf dem MEB basieren.

Ford investiert insgesamt 11,5 Milliarden US-Dollar in die Elektrifizierung seiner weltweiten Fahrzeugpalette. Das umfasst auch die Nutzung der MEB-Architektur von Volkswagen. Damit will Ford das Angebot an Elektrofahrzeugen für europäische Kunden vergrößern und seine Nachhaltigkeitsziele erreichen.

Dieser Beitrag über Argo AI stammt ursprünglich aus dem Jahr 2019.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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