Atomausstieg Gesetz: Leistungsbetrieb der AKWs endet am 15. April 2023

Kohle- und Kernkraftausstieg sind entscheidende Säulen der Energiewende in Deutschland.

Der 15. April 2023 ist ein historischer Tag: Es ist der Tag, an dem mit Deutschland eine der größten Wirtschaftsnationen der Welt den Atomausstieg vollzieht. Das Ende des Leistungsbetriebs der AKWs Neckarwestheim 2 (EnBW), Emsland (RWE) und Isar 2 (EON / PreussenElektra) ist ein bedeutender Schritt in Richtung einer nachhaltigen, dezentralen und erneuerbaren Energieversorgung. Das Ende der Kernkraftwerke ist das Ende einer Ära, das von CDU/CSU und FDP im Jahr 2011 unter dem Eindruck der Katastrophe von Fukushima beschloss.

Der Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland ist das Ergebnis einer langen und kontroversen Geschichte der Kernenergie. In den 1950er Jahren begann die Bundesrepublik Deutschland, Kernkraftwerke zu bauen, um die wachsende Nachfrage nach Energie zu decken. Die Atomenergie galt damals als eine vermeintlich sichere und kostengünstige Alternative zu fossilen Brennstoffen.

In den 1970er Jahren begannen jedoch Proteste gegen die Kernenergie, insbesondere nach dem Reaktorunfall von Three Mile Island in den USA im Jahr 1979. Die Proteste erreichten ihren Höhepunkt nach der Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 (mehr zu Tschernobyl hier), die das Bewusstsein für die Gefahren von Kernenergie auf eine neue Ebene hob.

Trotz dieser Proteste und der wachsenden Besorgnis in der Bevölkerung setzte die deutsche Regierung den Ausbau der Kernenergie fort. Erst im Jahr 2000 wurde beschlossen, den Anteil der Kernenergie an der Stromversorgung bis zum Jahr 2020 auf 50% zu reduzieren und den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern.

Wendepunkt: Atomkatastrophe von Fukushima

Der endgültige Wendepunkt kam jedoch im Jahr 2011, als es in Japan zu einem der schwersten Atomunfälle der Geschichte kam. Nach dem Erdbeben und Tsunami in Fukushima wurde ein Atomkraftwerk schwer beschädigt, was zu einer Kernschmelze und einer Freisetzung von radioaktiven Stoffen führte. Diese Katastrophe löste in Deutschland eine breite Diskussion über die Sicherheit von Kernkraftwerken aus und führte schließlich zur Entscheidung der Bundesregierung, alle AKWs in Deutschland bis spätestens 2022 stillzulegen.

Am 15. April 2023 werden die letzten drei verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland nun abgeschaltet und der Ausstieg somit endgültig vollzogen. Die drei Betreiber EnBW (Neckarwestheim 2), RWE (Emsland) und PreussenElektra / EON (Isar 2) beginnen dann mit dem Rückbau der letzten drei AKWs des Landes. Besonders eilig hat es dabei der sich mitten in der Transformation befindliche Energiekonzern EnBW: Das Unternehmen hat Anfang April 2023 schon alle Rückbaugenehmigungen erhalten.

Von einer weiteren Laufzeitverlängerung innerhalb des Jahres 2023 ist nicht auszugehen, wenngleich einer der drei Ampel-Koalitionspartner, die FDP, weiterhin mit der politischen Entscheidung und dem Kanzler-Machtwort aus dem November 2022 hadert. Aus Sicht der liberalen Partei sollten die drei Kernkraftwerke auch über den Winter 2023/24 hinaus im Leistungsbetrieb laufen, um die Stromversorgungssicherheit herzustellen.

Atomausstieg: Erneuerbare Energien als Alternative

Die deutsche Energiepolitik sieht die weitgehende Energiewende beim Strom bis 2035 vor. Dazu sollen Erneuerbare Energien als Alternative zu Atomstrom beitragen. Bis 2030, so der Fahrplan, kommt 80 Prozent der elektrischen Energie aus erneuerbaren Energiequellen – und das, obwohl der Strombedarf durch Dekarbonisierung der Industrie, Elektroautos und Wärmepumpen zunimmt.

Seit dem Atomausstieg Deutschland 2011 hat sich der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland stark entwickelt. Laut dem Umweltbundesamt stieg der Anteil der erneuerbaren Energien im Stromsektor von 20,8 Prozent im Jahr 2011 auf 46,2 Prozent im Jahr 2022 (Bruttostromverbrauch). Im Jahr 2022 wurden insgesamt etwa 254,0 Mrd. kWh Strom aus erneuerbaren Energieträgern erzeugt, fast 20 Mrd. kWh mehr als im Vorjahr (+9 Prozent).

Die Sicherheit der deutschen Energieversorgung ist – das bekräftigen sowohl Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wie auch Umweltministerin Steffi Lemke – auch ohne die letzten drei Atommeiler gesichert. Selbst im Winter 2022/23 als auch die Probleme des Atomausstieg Frankreichs deutlich wurden, exportierte Deutschland reichlich Ökostrom ins Ausland. Die Franzosen stecken energiepolitisch in einer Sackgasse.

Wichtigste Gründe für den Ausstieg aus AKWs

Es gibt eine Vielzahl von Gründen, warum Deutschland den Ausstieg beschlossen hat. Hier sind einige der wichtigsten Gründe:

  • Sicherheitsbedenken: Die größte Sorge bei der Verwendung von Atomenergie ist der potenzielle Schaden, der durch Unfälle oder Pannen entstehen kann. Der Unfall im Atomkraftwerk Fukushima im Jahr 2011 hat gezeigt, dass auch in einem fortschrittlichen Land wie Japan solche Unfälle passieren können. Der deutsche Ausstiegsplan wurde in Reaktion auf den Unfall in Fukushima beschleunigt.
  • Entsorgung von Atommüll: Atommüll ist hochgiftig und bleibt für Tausende von Jahren gefährlich. Die sichere Entsorgung von Atommüll ist eine der größten Herausforderungen bei der Verwendung von Atomenergie. Es gibt immer noch keine Lösung für die langfristige Entsorgung von Atommüll in Deutschland.
  • Kosten: Der Bau und Betrieb von Atomkraftwerken ist sehr teuer, und es gibt auch erhebliche Kosten für die Entsorgung von Atommüll und den Rückbau von Kraftwerken am Ende ihrer Lebensdauer. Die Kosten für erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie sind dagegen in den letzten Jahren stark gesunken, so dass sie zunehmend wirtschaftlicher sind als Atomenergie.
  • Erneuerbare Energie: Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 eine vollständig erneuerbare Energieversorgung zu erreichen. Der Ausbau von erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen, so dass Deutschland auf einem guten Weg ist, dieses Ziel zu erreichen.
  • Ökologische und gesundheitliche Bedenken: Atomkraftwerke haben erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit von Menschen und Tieren in der Umgebung. Die Entscheidung ist eine Entscheidung für eine sauberere, sicherere und gesündere Energiezukunft.

Diese Gründe haben zu der Entscheidung geführt, dass Deutschland aus der Atomenergie aussteigt und sich auf erneuerbare Energien konzentriert.

Welche Herausforderungen gibt es nach dem Kernkraftausstieg?

Nach dem Kernkraftausstieg wird die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien weiter vorangetrieben. Die Bundesregierung hat das Ziel ausgegeben, bis 2050 eine vollständig erneuerbare Energieversorgung zu erreichen. Dies bedeutet, dass Deutschland in den kommenden Jahren verstärkt in erneuerbare Energien wie Wind-, Solar-, Wasserkraft und Geothermie investieren wird.

Um die Energiewende erfolgreich umzusetzen, müssen jedoch einige Herausforderungen bewältigt werden. Eine der größten Herausforderungen ist der Ausbau der Stromnetze, um die erneuerbaren Energien effektiv zu nutzen. Dafür müssen neue Stromleitungen gebaut werden, um Energie von den Windkraftanlagen im Norden nach Süden zu transportieren. Auch der Ausbau der Speicherkapazitäten für erneuerbare Energien wird eine wichtige Rolle spielen.

Ein weiterer Schwerpunkt wird auf der Energieeffizienz liegen. Die Reduzierung des Energieverbrauchs durch effiziente Technologien und Verhaltensänderungen wird dazu beitragen, den Energiebedarf zu senken und damit auch die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren. Die Umstellung auf erneuerbare Energien wird auch neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien kann zu neuen Arbeitsplätzen und Wirtschaftswachstum führen.

Insgesamt bietet der Kernkraftausstieg die Chance, eine nachhaltige und zuverlässige Energieversorgung aufzubauen, die auf erneuerbaren Energien und Energieeffizienz basiert. Wenn die Herausforderungen erfolgreich bewältigt werden, kann die Energiewende in Deutschland auch als Vorbild für andere Länder dienen, die eine ähnliche Umstellung ihrer Energieversorgung anstreben.

Wann wurde der Atomausstieg beschlossen?

Der heutige Atomausstieg 2023 wurde am 30. Juni 2011 durch eine klare Mehrheit im Bundestag mit der damaligen Koalition aus CDU, CSU und FDP an der Spitze beschlossen und zum 15. April 2023 vollzogen.
Zuvor hatte Bundeskanzlerin Merkel den von SPD und Grünen beschlossenen Atomausstieg 2000 rückgängig gemacht. Im Juni 2020 hatte sich die rot-grüne Bundesregierung mit führenden Energieversorgern auf ein Abkommen verständigt. Dieser Atomkonsens sag vor, die Nutzung der Kernenergie geordnet zu beenden.

Wie kam es zum Ausstieg aus der Kernenergie am 15. April 2023?

Vor dem Winter 2022/23 beschloss die regierende Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP auf Basis eines Machtwortes von Bundeskanzler Olaf Scholz, die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland noch viereinhalb Monate länger laufen zu lassen, um Versorgungssicherheit auch für den Fall eines besonders kalten Winters zu sichern. Als ursprüngliches Ausstiegsdatum galt der 31.12.2022. Mehr zum Betrieb als Einsatzreserve gibt es hier.

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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.