CleanTech Interview mit Stephan Wrage von SkySails

SkySails / Hamburg. Die saubere Technologie von SkySails löst weltweit eine große Faszination aus. Doch neben der Nutzung der SkySails-Drachen zum Antrieb von Schiffen, wird SkySails in Zukunft weitere Produkte entwickeln. So will das Hamburger Cleantech-Unternehmen in die Erzeugung von Strom aus Höhenwinden einsteigen – ein Sektor in dem sich auch Ampyx Power oder die NTS Energie- und Transportsysteme tummeln.

Die aktuellen Entwicklung waren Grund genug, uns mit Stephan Wrage, dem Erfinder, Gründer und geschäftsführenden Gesellschafter von SkySails zum Interview zu verabreden. Lesen Sie hier mehr über den Stand der SkySails-Technologie.

CleanThinking.de: SkySails gilt als Pionier für die Nutzung von Höhenwinden – wie bewerten Sie generell die Technologie, mit denen Sie Schiffe ziehen oder Strom erzeugen können?

Stephan Wrage, SkySails: Aufgrund der höheren Windgeschwindigkeiten liefert der Wind in großen Höhen von 500 Meter und mehr ein Vielfaches an Energie im Vergleich zum Wind in Bodennähe. Die Zukunft der Windkraft kann daher nur in der Nutzung dieses enormen Potenzials liegen. SkySails-Drachen sind die Schlüsseltechnologie mit deren Hilfe aus Höhenwind Energie gewonnen werden kann – als Antriebssystem für (Fracht-)Schiffe und zur Stromerzeugung. SkySails ist das erste Unternehmen weltweit, das es geschafft hat, die Zugdrachentechnologie zu einer industriellen Anwendung zu entwickeln.

CleanThinking.de: Wie weit sind Sie mit der Technologie, Schiffe mit Ihrer Technologie anzutreiben?

Stephan Wrage, SkySails: In den vergangenen Jahren haben wir die SkySails-Technologie im regulären Betrieb auf drei Frachtschiffen installiert, langzeiterprobt und kontinuierlich weiterentwickelt. Alle während dieser Langzeiterprobung gesammelten Erfahrungen und Ergebnisse von Bord flossen direkt in die Produktentwicklung ein. Parallel wurde die Technologie skaliert und das nächst größere System für Frachtschiffe, das SKS C 320 mit einer Segelfläche von über 320 Quadratmeter, entwickelt. Ende 2009 wurde die „BBC SkySails“ (ehemals MS „Beluga SkySails“) mit dem Prototyp dieses SKS C 320 um- bzw. aufgerüstet.

CleanThinking.de: Wie ist der aktuelle Stand der Produktentwicklung?

Stephan Wrage, SkySails: SkySails finalisiert derzeit die Produktentwicklung dieses Systems und wird dann die Produktion des Systems in größeren Stückzahlen beginnen. Der erste Kaufvertrag für das SKS C 320 System wurde bereits unterzeichnet: Anfang 2012 wird der weltweit tätige Konzern Cargill den Zugdrachen auf der „Aghia Marina“, einem 170 Meter langen Massengutfrachter mit 28.500 Tonnen Tragfähigkeit installieren, den Cargill langfristig gechartert hat.

Lesen Sie nach dem „Klick“, wie SkySails die nahe Zukunft angeht und sehen Sie im SkySails-Video Erklärungen zur SkySails Power-Technologie.

CleanThinking.de: Welche Umsatzziele haben Sie in den kommenden drei Jahren? Steht noch eine Finanzierungsrunde an?

Stephan Wrage, SkySails: In den kommenden drei Jahren wollen wir den Break-even erreichen. Parallel baut SkySails das zweite Geschäftsfeld „SkySails Power“ auf und stellt dazu derzeit ein Investorenkonsortium zusammen.

CleanThinking.de: Welche aktuellen Herausforderungen haben Sie zu überwinden?

Stephan Wrage, SkySails: SkySails hat den Markteintritt mit einem sehr innovativen Produkt erfolgreich realisiert – die große Herausforderung besteht nun darin das Produkt auf breiter Front und langfristig im Markt zu etablieren.

CleanThinking.de: Neuerdings setzen Sie auch auf die Stromerzeugung auf dem Meer durch Flugwindkraftwerke – wie weit sind sie mit dieser Technologie?

Stephan Wrage, SkySails: Das SkySails Power System nutzt die SkySails-Technologie, so wie sie heute bereits auf Frachtschiffen als Windantrieb verwendet wird, als Basis. Die SkySails-Technologie verfügt bereits über ein automatisches Steuerungssystem, ein automatisiertes Start- und Landesystem, die größten für den industriellen Einsatz verfügbaren Zugdrachen weltweit, sowie erprobte Seiltechnologie mit integrierten Daten- und Stromleitungen.

CleanThinking.de: Wie sind die weiteren Schritte?

Stephan Wrage, SkySails: Zur Erprobung des Funktionsprinzips des SkySails Power Systems wurde ein erstes Funktionsmodell entwickelt und erprobt. Das Funktionsmodell hat eine installierte Generatorleistung von 55 kW. Es handelt sich um eine mobile Anlage, die sowohl onshore als auch offshore auf einer Schwimmplattform eingesetzt werden kann. Im nächsten Schritt soll nun auf Basis des aktuellen SkySails-Windantriebs für Frachtschiffe und der Erfahrungen aus der Erprobung des Funktionsmodells ein Demonstrator des SkySails Power Systems realisiert werden. Der Zugdrachen soll eine Fläche von ca. 400 Quadratmeter besitzen. Der Demonstrator soll eine installierte Generatorleistung von ca. 1 Megawatt haben und offshore installiert, getestet und weiterentwickelt werden.

CleanThinking.de: Herr Wrage, wir danken Ihnen sehr für das aufschlussreiche Interview und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute!

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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