Batterie-Recycling Startup cylib will Elektroauto-Industrie revolutionieren

Seed: RWTH-Startup cylib sammelt Millionen ein für den Aufbau einer Pilotanlage.

Die E-Auto-Industrie wird mit dem Aufbau einer umfassenden Kreislaufwirtschaft insbesondere für Batteriematerialien so richtig grün. Daher arbeiten Unternehmen wie Northvolt oder Redwood Materials intensiv an Recyclingmethoden. Doch mit dem aus der RWTH Aachen hervorgegangenen Startup cylib kommt jetzt ein Spezialist, der „ganzheitliches, grünes Batterierecycling“ ermöglichen möchte. Dank einer zweigeteilten Seed-Finanzierungsrunde von 11,6 Millionen Euro wird eine Pilotanlage entstehen.

Das cylib-Verfahren ist eine „proprietäre“ Technologie, die grünes Batterierecycling ermöglichen soll. Entwickelt worden ist es an der RWTH Aachen. Das Team will das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien effizienter und umweltfreundlicher machen. Bedeutet u.a. eine Recycling-Effizienz von 90 Prozent.

Problem bisheriger Verfahren: Sie setzen Kohlendioxid frei und es braucht Chemikalien. Genau das will das Cleantech-Unternehmen mit seinem nicht näher beschriebenen Ansatz verändern: Sie wollen alle Materialien mit hoher Effizienz zurückgewinnen. Dabei soll Kohlendioxid wiederverwendet werden und für das Recycling von Lithium und Graphit soll es keine Chemikalien brauchen.

Das Potenzial der Technologie ist groß und für das Gelingen der Elektrifizierung der Mobilität dringend notwendig. Für die Wende hin zur Elektromobilität reichen die bisherigen Kapazitäten für das Recycling von Batterien bei weitem nicht. Laut Fraunhofer ISI wird die Menge zu recycelnder Batterien in Europa im Jahr 2030 rund 420.000 Tonnen und im Jahr 2040 rund 2,1 Millionen Tonnen erreichen.

Mit dem Startkapital der Seed-Runde plant das Unternehmen den Aufbau einer Pilotfabrik in Aachen, um gemeinsam mit Partnern aus unterschiedlichen Branchen das neue Recyclingverfahren zu industrialisieren.

Die Gründer des Startups

Gegründet wurde das Startup Cylib GmbH Aachen von einem Trio: Lilian Schwich, die heute als CEO agiert, Paul Sabarny, der CTO ist sowie Dr. Gideon Schwich, COO. Die Wissenschaftler waren maßgeblich am Aufbau der Batterierecycling-Gruppe an der Universität beteiligt, bevor sie ein Startup für ganzheitliches Batterierecycling gründeten. Nun will das Spin-off das über mehrere Jahre entwickelte Verfahren industrialisieren, um eines der Kernprobleme zu lösen und die Elektroauto-Industrie zu revolutionieren.

Im Oktober 2022 hat das Team eine Seed-Finanzierungsrunde abgeschlossen. So konnten im ersten Schritt 3,6 Millionen Euro eingesammelt werden. Hauptinvestoren waren Vsquared Ventures und Speedinvest. Daneben investierten zahlreiche führende Köpfe der Branche: Denn mit an Bord ist mit Dr. Leopold König und Torge Thönnessen, die beiden Mitgründer von Customcells, Lawrence Leuschner, der Gründer von Tier Mobility, und mit Karim Jalbout der Chief People Officer von Lilium.

Im Februar 2023 berichtete das Battery Recycling Startup, dass die Seed-Finanzierungsrunde auf 11,6 Millionen erweitert wurde. Lead-Investor ist dabei der World Fund, begleitet vom Fonds 10x Founders.

Einschätzung von Martin Jendrischik, Cleanthinking-Gründer

Es ist gut, dass sich Anbieter von Batterierecycling gegenseitig im Hinblick auf Nachhaltigkeit übertreffen. Das Aachener Startup cylib muss aber definitiv mehr bieten als schöne Worte. Es wird spannend, wie schnell die Pilotanlage aufgebaut werden kann – und wie das Verfahren dann genau aussehen wird. Klar ist: Durch den wissenschaftlichen Hintergrund der Gründer liegt die Hauptaufgabe darin, das Verfahren in die Skalierung und Industrialisierung zu bringen – der grundsätzliche Funktionsnachweis ist erbracht.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

Cleantech-Startup