Direktverträge: Neuer Impuls für Energiewende

Vattenfall oder Statkraft schließen Direktverträge mit Windpark-Betreibern und versorgen damit Industrieunternehmen wie Daimler.

Die Energiewende in Deutschland steht 2020 am Scheideweg: Einerseits bedroht der 52-Gigawatt-Deckel unmittelbar den weiteren Ausbau der Photovoltaikanlagen, andererseits läuft für viele Hundert Windparks die Förderung aus. Die Bundesregierung will zumindest hier neue Rahmenbedingungen schaffen: Unternehmen soll es ermöglicht werden, Direktverträge mit den Betreibern der Windräder zu schließen.

Wie die Süddeutsche Zeitung jetzt berichtet, sehen 86 Prozent der bei einer dena-Umfrage befragten Firmenvertreter darin ein wichtiges oder sehr wichtiges Modell, um erneuerbare Energien zu finanzieren. Einen Vorreiter gibt es auch bereits: Daimler möchte ab 2022 seine Werke überwiegend mit Strom aus Erneuerbaren Energien versorgen. Und nutzt dafür beispielsweise die Energie des Bürgerwindparks Bassum in der Nähe von Bremen und andere Windparks bei Hannover.

Konkret bedeutet dies, dass sich ein Unternehmen die gesamte Stromproduktion eines Windparks sichert. Genügt die elektrische Energie der Windkraftanlagen über Direktverträge nicht, wird der Strom vom vermittelnden Dienstleister anderswo zugekauft. Hierbei liegt auch der Unterschied zum Aufbau von Windrädern auf dem Werksgelände: Da müsste sich ein Konzern wie Daimler selbst um die Versorgung bei Flaute, in der Nacht oder im Winter kümmern.

Solche Direktverträge, international als Power Purchase Agreements bezeichnet, sind in den USA bereits der Normalfall. In Deutschland beginnt sich der Markt dafür aber erst langsam zu entwickeln. Der norwegische Energieversorger Statkraft oder die Schweden von Vattenfall etwa kümmern sich hierzulande um entsprechende Geschäftsbeziehungen. Hier winkt ein lukratives Geschäft: Bis 2025 muss eine Gesamtleistung von 15 Gigawatt neu verteilt werden.

Direktverträge auch für Photovoltaik

dena-Chef Andreas Kuhlmann sieht in dem Abschluss solcher Verträge einen wichtigen, neuen Impuls für die Energiewende. Denn neue Windräder werden derzeit kaum gebaut – wenn alte Windräder auch noch wegbrechen würden, wäre die Energiewende in großer Gefahr. Direktverträge hingegen sind auch für größere Solarparks über 10, 15 Jahre denkbar. Ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft.

Die Energiewende in Deutschland kann derzeit in der Tat jeden neuen Impuls gebrauchen – Direktverträge sind hierfür gut und wichtig, aber nur dann richtig hilfreich, wenn es dadurch auch den Impuls gibt, neue Windkraftanlagen oder Photovoltaikanlagen zu errichten.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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