PwC fragt Verbraucher: 62 Prozent planen E-Auto-Kauf in den nächsten 5 Jahren

Interesse an elektrifizierten Autos laut eReadiness 2023 gewaltig – Durchbruch zum Massenmarkt steht bevor

Die größten Märkte für Autos sind bereit für das Elektroauto: Der Durchbruch zum Massenmarkt steht in 18 Ländern unmittelbar bevor. Während Deutschland bei der Verbraucherbefragung eReadiness 2023 von PwC eindeutig als ‚ready‘ für die Elektromobilität bezeichnet wird, hinkt insbesondere Australien hinterher. Insgesamt denken aber 62 Prozent der mehr als 12.000 befragten Verbraucher über den Elektroauto-Kauf in den kommenden fünf Jahren nach. Nur 30 Prozent sind skeptisch. Was bedeutet das für die Autobauer?

Kürzlich haben die Experten der Agora Energiewende analysiert, wie sich der Preis für Benzin und Diesel entwickeln wird, wenn der Systemwechsel zum Emissionshandel ansteht. Ergebnis: vom 31. Dezember 2026 zum 1. Januar 2027 würden die Preise sprunghaft um 38 Cent pro Liter klettern. Denn: Während bis dahin über die CO2-Abgabe einen Anstieg auf 65 Euro je Tonne stufenweise vorgesehen ist, würden dann, so die Experten der Agora Energiewende, unverzüglich marktwirtschaftlich der maximale Preis von 200 Euro pro Tonne fällig werden.

Verhindern kann das die Politik durchaus: Einerseits könnte die Bundesregierung die CO2-Abgabe schneller steigen lassen, so dass der Sprung beim Systemwechsel kleiner ausfällt. Andererseits hängt es entscheidend von den Klimaschutzmaßnahmen ab, ob wirklich der Sprung auf 200 Euro je Tonne folgen muss. Die Forscher geben der Politik ganz klare Empfehlungen, wie diese Entwicklung verbraucherfreundlich gestaltet werden kann – für die Verbraucher selbst ist es wohl besonders ratsam, in den kommenden 4 bis 5 Jahren auf ein Elektroauto umzusteigen.

Australien hinkt beim eReadiness Index hinterher

Die Befragung eReadiness 2023 von der PwC-Tochter strategy& kommt da genau zum passenden Zeitpunkt. Denn diese zeigt: Das Interesse der Verbraucher am elektrifizierten Auto, ist gewaltig. Und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in den meisten der insgesamt 18 untersuchten Ländern:

Während global gesehen Australien hinterherhinkt, sind die europäischen Nachzügler vor allem Italien, Spanien und Polen.

Deutschland hat interessanterweise keinerlei Probleme bei der Nachfrage oder der Infrastruktur – dabei aber, nachvollziehbarerweise, beim Angebot für passende Autos und bei der Vergabe von Subventionen durch die Regierung. Andersherum schneidet Deutschland hier wiederum besser ab als Frankreich oder Großbritannien.

Verbraucher: Großes Interesse am Elektroauto

Laut eReadiness 2023 wollen 62 Prozent der Befragten in den kommenden fünf Jahren ein Elektroauto kaufen. Dabei ist interessant, dass die meisten potenziellen Käufer, die bereits ein Elektroauto besitzen, beim nächsten Erwerb auf den Online-Kauf setzen. Bei Gebrauchtwagen hingegen – auch hier ist das Interesse groß – wird der Kauf direkt bei einem Händler bevorzugt. Grund ist, dass die Qualität der Batterie beim Gebrauchtwagenkauf eines elektrifizierten Autos als kritisch angesehen wird. Auch die Erstkäufer setzen zu 70 Prozent auf den Neuwagen-Kauf beim Händler.

20 Prozent der Befragten wollen überdies bereits in den kommenden 2 Jahren ein Elektroauto erwerben. Das zeigt ganz klar, dass die Technologie auf dem Sprung in den Massenmarkt ist. Die Käufer, die einen Kauf aus heutiger Sicht erwägen, sind dabei einkommensschwächer als heutige E-Auto-Besitzer. Entscheidend dafür im Blick auf Deutschland ist aber, dass gerade das Angebot an günstigen Fahrzeugen mit Elektromotor zunimmt – die Invasion der China-Fahrzeuge könnte hier gerade recht kommen.

42 Prozent der Befragten entscheiden sich auf Basis von Empfehlungen für ein bestimmtes Auto. Nur 22 Prozent treffen ihre Entscheidung basierend auf Werbung. Spezielle Webseiten sind nur für sieben Prozent der Verkäufe entscheidend.

Wer kauft Elektroautos konkret?

Die Profile der potenziellen Käufer laut eReadiness 2023 zeigt: Tech-Enthusiasten und Träumer sind die typischen Käufer von Elektroautos im Jahr 2023 und in den Folgejahren.

Auf Basis der Analyse gibt strategy& den Autoherstellern folgende Empfehlungen an die Hand:

  1. Finanzielle Angebote: Entwicklung flexibler Finanzierungsangebote, die den Kunden eine sorgenfreie Lösung bieten, die Vorlaufkosten minimieren, ihre Loyalität fördern und Anreize für den Umstieg auf E-Fahrzeuge schaffen
  2. Geschäft mit gebrauchten E-Fahrzeugen: Überprüfen Sie das Angebot für gebrauchte E-Fahrzeuge mit speziellen Programmen für Gebrauchtwagen, um Händlern zu helfen, den Handel mit E-Fahrzeugen aus zweiter Hand effektiver und profitabler zu gestalten.
  3. Ganzheitliche Unterstützung: Entwicklung und Bereitstellung von EV-spezifischen Erfahrungen, um weniger technikaffinen Kunden den Einstieg zu erleichtern, lange Probefahrten zu ermöglichen und End-to-End-Support sowie die Orchestrierung von Heimladeinstallationen sicherzustellen
  4. Erweitertes Nutzenversprechen: Partnerschaften mit Anbietern von EV-bezogenen Produkten und Dienstleistungen, um die Kundennachfrage zu befriedigen

Insgesamt zeigt der eReadiness 2023 Report, dass die Verbraucher in 18 wichtigen Automärkten sehr aufgeschlossen gegenüber Autos mit Elektromotor geworden sind. Die Disruption zieht Kreise und wird rasch die Stadtbilder verändern. Mit jedem weiteren Elektroauto, das in einem Straßenzug parkt, interessieren sich wieder andere Menschen für ein solches Fahrzeug. Und das hilft dann entscheidend dabei, dass weniger Menschen von stark steigenden Benzin- und Diesel-Preisen betroffen sind.

Die Präsentation der Ergebnisse des eReadiness 2023 steht hier nach Registrierung zum Download zur Verfügung. Befragt wurden mehr als 12.500 private Verbraucher. PwC meint mit Elektrofahrzeugen stets klassische batterieelektrische Autos und hybridelektrische Automobile.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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