Europas Automarkt: E-Autos überholen Diesel-Fahrzeuge erstmals

Autoanalyst Matthias Schmidt berechnet Zahlen für 18 Märkte Europas im Dezember 2021 – Meilenstein für Verkehrswende.

Wie die Financial Times berichtet wurden erstmals mehr Elektroautos als Diesel-Fahrzeuge verkauft – und das im gesamten europäischen Automobilmarkt. Das zeigt: Die unaufhaltsame Disruption des Automobilsektors geht genau so voran, wie von Tony Seba und anderen Experten vorausgesagt: In Form einer S-Kurve. Nach langsamem Start ist jetzt das exponentielle Wachstum erreicht. Mehr Elektro als Diesel in ganz Europa ist somit ein bedeutender Meilenstein für die Verkehrswende.

Die Financial Times stützt sich dabei auf „vorläufige Schätzungen“ des Autoanalysten Matthias Schmidt. Der Rekord betrifft nicht das Gesamtjahr 2021, sondern den Monat Dezember. Ein Grund neben der durch die schnelle Lernkurve rasch günstiger und attraktiver werdenden Elektroautos: Die Umstellung auf batteriebetriebene Fahrzeuge wird in fast allen Ländern Europas staatlich subventioniert. Strengere Emissionsvorschriften und der nach wie vor schwelende Rechtsstreit rund um den VW Diesel-Skandal tun ihr übriges.

Vor drei Jahren berichtete Cleanthinking über die Gründe, warum Elektroautos nicht aufzuhalten sind. Seitdem hat sich die Zahl der Modelle auf dem Markt vervielfacht, Batteriezell-Fabriken sprießen aus dem Boden, auch in Europa und rechtliche Vorschriften wurden klar verschärft. Viele Hersteller haben Milliarden-Investitionen angekündigt – und stellen ihre gesamte Flotte auf den Elektroantrieb um.

Die Daten von Matthias Schmidt besagen: Mehr als 20 Prozent der in den 18 europäischen Märkten inklusive Großbritannien verkauften Neuwagen werden ausschließlich mit Batterien angetrieben. Dieselfahrzeuge einschließlich Diesel-Hybride machen dagegen weniger als 19 Prozent der Verkäufe aus.

Besonders im letzten Quartal 2021 habe sich der Trend zu E-Autos beschleunigt – auch deshalb, weil Tesla trotz Chipkrise in der Lage war, eine Rekordzahl von 309.000 Autos auszuliefern. Die meisten dieser Fahrzeuge werden in der Giga Shanghai produziert – und stets im letzten Monat eines Quartals besonders intensiv nach Europa verschifft. Dieser Mechanismus wird mindestens noch ein Jahr anhalten bis die Giga Berlin in Grünheide so richtig Fahrt aufnimmt.

Während die Zahl der verkauften Elektroautos um sechs Prozent auf geschätzte 176.000 anstieg, lagen die Dieselfahrzeuge bei 160.000. Bei diesen Autos gibt es einen stetigen Rückgang seit dem Diesel-Skandal im Jahr 2015. Damals waren noch 50 Prozent der Auslieferungen mit Dieselmotor.

Interessantes Detail: Schmidt formuliert in der Zeitung, Volkswagen habe das Konzept des Elektroautos ID.3 im ersten Monat nach Bekanntwerden des Dieselgate-Skandals entwickelt – seit 2020 wird das E-Auto verkauft, und hat mit dem ID.4 bereits einen großen Bruder erhalten. In Westeuropa nimmt Volkswagen mit 310.000 verkauften Fahrzeugen über alle Marken hinweg die führende Position ein. Insgesamt verkaufen die Wolfsburger im Gesamtjahr aber 3,5 Millionen Autos.

Im gerade begonnenen Jahr könnte es für den Diesel noch schwerer werden: Die Bundesregierung überlegt, das sogenannte Diesel-Privileg, das den Kraftstoff 14 Cent günstiger macht als Benzin, abzuschaffen. Gleichzeitig greift die CO2-Bepreisung und macht Benzin und Diesel konsequent teurer.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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