Fleischersatz auf Pflanzenbasis hat die beste Umweltbilanz

Eine Studie des Umweltbundesamtes untersucht die Alternativen aus Pflanzen, Insekten und dem Labor („In-Vitro“)

Steht die Ernährungs-Revolution mit Fleischersatz unmittelbar bevor? Gestern erst veröffentlichte Cleanthinking die Meldung, dass das Fake-Steak der Zukunft auf Pflanzenbasis da ist – aus dem 3D Drucker. Jetzt gibt es hierzu eine interessante Studie des Umweltbundesamtes. Das UBA hat gefragt: Welcher Fleischersatz ist besonders geeignet aus Sicht von Umwelt und Gesundheit? Die Antwort ist klar: Aus Sicht der Umweltbilanz hat pflanzenbasiertes Fleisch die Nase vorn.

Die Studie „Fleisch der Zukunft“ des UBA betrachtet unter anderem Fleischersatz auf pflanzlicher Basis, also auf Basis von Soja, Weizen oder Werbsen. Genau dieses Alternativ-Fleisch schneidet in der Untersuchung aus der Umweltperspektive am besten ab. Im Vergleich zu Rindfleisch entstehen dabei bis zu weniger als ein Zehntel der Treibhausgase und ein Vielfaches geringerer Wasserverbrauch und Flächenverbrauch.

Etwas weniger umweltfreundlich ist Fleischersatz auf Basis von Insekten. Das sogenannte In-Vitro-Fleisch, das auf Basis von Tieren entnommenen Zellen im Labor gezüchtet wird, ist noch nicht am Markt verfügbar – das Umweltbundesamt kann die Folgen für die Umwelt daher nicht abschließend einschätzen.

„Unsere Studie zeigt: Fleischersatz könnte eine große Rolle bei einer umweltschonenderen und auch gesünderen Ernährung spielen“, so Dirk Messner, Präsident des UBA. Die traditionelle Fleischproduktion schade nachweislich der Umwelt und trage zur Erderwärmung bei. Der Preis spiegele diese Umweltauswirkungen aber nicht wieder – solange dies nicht der Fall sei, habe das billige Nackensteak weiter einen Vorteil gegenüber dem Sojaschnitzel.

Es gilt also: Rahmenbedingungen politisch so gestalten, dass die Fleischalternativen eine Zukunftschance haben. Allerdings hat das schnelle Vordringen von ersten Alternativen etwa von Beyond Meat in deutsche Discounter gezeigt, dass die Preise für solches Pflanzenfleisch zwar höher sind, es aber trotzdem zu preisbewussten Verbrauchern gelangen.

Weizen und Soja dienen direkt der Ernährung

Der entscheidende Vorteil des pflanzenbasierten Fleischs ist, dass Weizen oder Soja direkt zur menschlichen Ernährung beitragen. Das reduziert den ökologischen Fußabdruck im Vergleich zur heutigen Situation, wo es zuerst verfüttert und später indirekt als Nahrung genutzt wird. Ackerfläche, Wasser und Energieaufwand sind so pro Kalorie wesentlich größer.

So wird pflanzenbasiertes Fleisch typischerweise hergestellt.

Für die Produktion eines Kilos Fleischersatz auf Sojabasis werden 2,8 Kilogramm Treibhausgase ausgestoßen. Für Schweinefleisch beträgt der Ausstoß 4,1 Kilogramm, für Geflügel 4,3 Kilogrammund für Rindfleisch sogar 30,5 Kilogramm.

Essbare Insekten: Vorteile gegenüber Rund, Schwein und Huhn

Erzeugnisse aus essbaren Insekten liegen aus Umweltsicht auf Platz zwei. Ihre Ökobilanz ist gegenüber pflanzlichen Fleischersatzprodukten schlechter, aber gegenüber Rind, Schwein und Huhn positiver, da Insekten Futtermittel effizienter verwerten können. Den Treibhausgasausstoß für die Produktion eines Kilos Fleischersatz auf Insektenbasis berechnet die UBA-Studie mit drei Kilogramm. Zu den Gesundheitswirkungen dieser Erzeugnisse ist noch wenig bekannt – oft enthalten sie mehr Eiweiß als Fleisch, tragen aber auch ein Risiko für bestimmte Allergiker.

So werden Produkte auf Basis essbarer Insekten hergestellt.

Umweltbilanz von Fleischersatz

Aussagen zu Umwelt- und Gesundheitswirkungen von In-Vitro-Fleisch sind derzeit schwer zu treffen, da bislang nur theoretische Annahmen zu Ökobilanzen vorliegen. Diesen ersten Prognosen zufolge könnte In-Vitro-Fleisch beim Wasser- und Landverbrauch besser als konventionell produziertes Fleisch abschneiden, beim Energieverbrauch schlechter.

In.Vitro-Fleisch: Möglicherweise bei Energieverbrauch schlechter.

Aktuell erfolgt die Produktion des In-vitro-Fleisches zu Forschungszwecken zudem in Nährmedien, die fetales Kälberserum enthalten, also das Blut ungeborener Kälber. Die Nutzung eines tierfreien Nährmediums ist jedoch entscheidend für die Frage, ob in-vitro-Fleisch zukünftig ökologisch sowie in ethischer und gesundheitlicher Hinsicht vorteilhaft ist.

Aus Gesundheitssicht bieten pflanzliche Proteine und pflanzliche Fleischersatzprodukte eine Möglichkeit, den in Deutschland mit ca. 60 Kilogramm pro Kopf und Jahr zu hohen Fleischkonsum zu reduzieren. Gesund und nachhaltig wären nach der EAT Lancet Kommission maximal 15 Kilogramm Fleisch. Am günstigsten schneiden planzenbasierte Fleischersatzprodukte ab, wenn sie wenig verarbeitet und wenig verpackt sind. Denn ein hoher Verarbeitungsgrad und Zusatzstoffe in Fleischersatzprodukten sind kritisch zu bewerten.

Aus Umweltsicht bieten Fleischersatzprodukte also eine echte Alternative zu Fleisch. UBA-Präsident Messner mahnt aber dennoch Verzicht an: „Aus Umweltsicht ist es unverzichtbar, den Fleischkonsum zu reduzieren.“

Der weltweit wachsende Konsum von Fleisch und tierischen Produkten sowie das Gros der derzeitigen Herstellungsprozesse verursachen erhebliche Probleme für die Umwelt, die Tiere und die menschliche Gesundheit: Das Klima wird belastet wegen der hohen Treibhausgasemissionen aus der Viehhaltung und der Regenwaldabholzung für den Anbau von Soja als Futtermittel, es werden zu viele Antibiotika in den Stallanlagen eingesetzt und die Haltungsbedingungen sind eine Tierquälerei.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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