Highview Power testet Flüssigluft zur Langzeitspeicherung

Cleantech-Unternehmen Highview Power hat gestern einen Flüssigkluftspeicher im Megawatt-Maßstab in Betrieb genommen / Langzeitspeicherung erneuerbarer Energien standortunabhängig möglich

Luft kann – wie Highview Power beweist – unter hohem Druck und sehr niedrigen Temperaturen flüssig in Tanks gespeichert werden. Vorteil: Ein solcher, auf Englisch „Liquid Air Energy Storage“ genannter Energiespeicher kann überall dort platziert werden, wo erneuerbare Energien vorhanden sind. Andere Voraussetzungen wie bei einem Pumspeicherkraftwerk gibt es nicht. In der Nähe von Manchester ist jetzt ein solcher LAES-Energiespeicher vom Cleantech-Unternehmen Highview Power in Betrieb gegangen.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist in vielen Ländern inzwischen soweit vorangeschritten, dass der Druck, günstige, flexible Energiespeicher zu entwickeln und einsetzbar zu machen, ständig wächst. Australien und Deutschland setzen derzeit stark auf Batteriespeicher, um kurzfristige Schwankungen im Stromnetz auszugleichen. Batteriespeicher werden mit Sicherheit auch eine wichtige Speicher-Technologie bleiben, weil sie kontinuierlich günstiger werden.

Aber: Für eine Langzeitspeicherung und große Volumina sind Batteriespeicher nicht geeignet. Daher braucht es alternative Lösungen – das Potenzial von Pumpspeicherkraftwerken oder Druckluft-Kavernenspeicher etwa ist sehr beschränkt. Eine Technologie wie die, die bei Manchester nun im Megawatt-Maßstab getestet wird, könnte hier eine perfekte Ergänzung sein.

So arbeitet der Speicher von Highview Power

Bei der Liquid Air Energy Storage-Technologie, der sogenannten kryogenen Energiespeicherung, wird Luft unter Einsatz erneuerbarer Energien komprimiert und durch Herunterkühlung auf -196 Grad Celsius verflüssigt. Diese Flüssigluft kann anschließend unter hohem Druck in Tanks zwischengespeichert werden. Wird die Energie wieder benötigt, werden entsprechend „Entspannungsturbinen“ zur Generierung elektrischer Energie angetrieben.

Die 5-Megawatt-Anlage bei Manchester liefert 15 Megawattstunden und kann damit 5.000 Häuser mittlerer Größe bis zu drei Stunden versorgen. Allerdings kann die Technologie leicht auf mehrere Hundert Megawatt skaliert werden, so das Unternehmen. Denn beispielsweise benötigte Luftverflüssiger sind eher in diesem großen Maßstab verfügbar als in der kleineren, jetzt gebauten Größenordnung. In Bury bei Manchester ist der Netzbetreiber Kiwi Power der Partner von Highview Power.

So funktioniert die Technologie von Highview Power:

Der Großspeicher hat nach Angaben des Clenatech-Unternehmens einen Wirkungsgrad von 60 Prozent. Werden Abwärme und Kälte genutzt, steigt der Wirkungsgrad auf 70 Prozent. CO2- oder andere Schadstoffemissionen werden nicht ausgestoßen.

Funktioniert die Technologie von Highview Power in dieser Größenordnung so flexibel und netzdienlich wie geplant, könnte die Langzeitspeicherung erneuerbarer Energien einen entscheidenden Schub erhalten. Weiterer Vorteil gegenüber Batteriespeichern ist die erwartete Lebensdauer von bis zu 40 Jahren und die Möglichkeit, alle Teile im Anschluss leicht zu entsorgen – ein Flüssigluft-Speicher kommt ohne gefährliche Rohstoffe aus.

Highview Power weltweit mit Energieversorgen im Gespräch

Das Cleantech-Unternehmen Highview Power hat den Speicher in zwölfjähriger Arbeit entwickelt.

Zur Realisierung des Energiespeichers hat die britische Regierung eine Millionenförderung zur Verfügung gestellt. Ursprünglich sollte der Bau schneller gehen, verzögerte sich aber um einige Monate aufgrund Problemen mit einzelnen Komponenten. Jetzt muss Highview Power beweisen, dass die Technologie netz- und systemdienlich und exakt so flexibel wie versprochen funktioniert. Damit sich die Entwicklungsarbeit der vergangenen zwölf Jahre für die Energiewende bezahlt macht.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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