Lead-Investor Taavet Hinrikus: Frisches Kapital für Ultrakondensatoren-Entwickler Skeleton Technologies

Deutsch-estnisches Cleantech-Unternehmen erwägt nach 37,6-Millionen-Finanzierung auch einen Börsengang.

In der Debatte um die Energiewende und die ökologische Transformation werden manche Technologien, die längst marktreif sind, häufig vergessen. Ein Beispiel dafür sind Ultrakondensatoren, die Energie blitzschnell aufnehmen und damit entscheidend für die Netzstabilität werden können. In der Mobilität dienen die Energiespeicher etwa dazu, Bremsenergie zu speichern, und wieder abzugeben. Jetzt hat Skeleton Technologies mit dem ehemaligen Skype-Manager Taavet Hinrikus einen prominenten Lead-Investor gewonnen – und eine weitere Finanzierungsrunde abgeschlossen.

Über die Nachricht rund um das in Großröhrsdorf bei Dresden produzierende Cleantech-Unternehmen Skeleton Technologies hatten zuerst Bloomberg und Spiegel Online berichtet. In der aktuellen Kapitalrunde sammelt Skeleton 37,6 Millionen Euro ein, hat sein Volumen damit auf 200 Millionen Euro vergrößert. In den kommenden 24 Monaten ist auch ein Börsengang denkbar. Taavet Hinrikus ist ehemaliger Skype-Manager und Mitgründer des Zahlungsdienstleisters Wise.

Skeleton entwickelt Ultrakondensatoren, die mittlerweile im Bereich PKW, für Trucks und Busse, in Windkraftanlagen und Stromnetzen sowie der Industrie Anwendung finden. Für CEO Taavi Madiberk liegt das Marktpotenzial für die eigene Technologie bei 500 Milliarden Euro. Die Kombination macht das Unternehmen erfolgreich: Estnische Software-Kompetenz gepaart mit deutscher Ingenieurskunst.

Die Ultrakondensatoren von Skeleton Technologies basieren auf Graphen, dem besonders leitfähigen Kohlenstoff, der einst gehyped wurde, aber nicht besonders häufig Verwendung findet. Skeleton arbeitet an einer Art Superbatterie, die nur 15 Sekunden zum Laden braucht und der Elektromobilität Rückenwind geben könnte. Während die bisherigen Kondensatoren zwar Energie blitzschnell aufnehmen und wieder abgeben können, also ideal für die sogenannte Rekuperation geeignet sind, könnte die Superbatterie quasi als „Hybrid“ auch in der Lage sein, die Energie auf längere Distanz zu speichern.

Noch ist die Superbatterie aber Zukunftsmusik. Die Nachfrage für die herkömmlichen Ultracaps, gerade wurde das Sortiment mit einer neuen Generation erweitert, ist so groß, dass das Unternehmen nach der Finanzspritze durch Taavet Hinrikus und weitere Investoren in 2023 eine weitere Produktion in der Nähe von Dresden aufbauen will: 12 Millionen Zellen könnten dort pro Jahr vom Band laufen. Zu den heutigen Kunden zählen Skoda, Medcom Mitsubishi und die Europäische Weltraumorganisation.

Neu-Investor Taavet Hinrikus sieht Europa und besonders Deutschland als geeigneten Standort für Deep-Tech-Startups wie Skeleton Technologies, die mithilfe von wissenschaftlichem Fortschritt und technologischer Innovation komplexe Probleme lösen wollen. Das Cleantech-Unternehmen ist ein Beispiel, wie Europa als Standort mit Asien und den USA mithalten kann.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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