Transport as a Service wird den Verkehrssektor vollständig umkrempeln

Tony Seba prognostiziert mit TaaS einen weltweiten Rückgang der Neuwagenverkäufe bis 2030 um 75 Prozent.

Die weltweiten Neuwagenverkäufe werden bis Ende der Dekade um 75 Prozent einbrechen. Auslöser dafür wird das Erreichen von Level-4-Autonomie sein. Autonomes Fahren in Kombination mit dem elektrischen Antrieb und On-Demand-Dienstleistungen führt zu Transport as a Service. „TaaS senkt die Transportkosten pro Kilometer um den Faktor 10 bis 20“, sagt Tony Seba von RethinkX. Fahrzeugbesitz wird unattraktiv. Ende der Dekade werden reichweitenstarke und langlebige Elektrofahrzeuge jeweils zehn Benziner ersetzen.

„2030 wird es Robo-Taxis geben“, sagt der Leipziger Zukunftsforscher Sven Gabor Janzsky vom Institut 2bahead. Ähnlich optimistisch ist mit Tony Seba von RethinkX, der beispielsweise auf die Erfolge von Uber in den USA und Lynk in Europa verweist. Autonomes Fahren, das in fünf Stufen eingeteilt werden kann, ist der entscheidende Schlüssel, um den Transportsektor komplett umzuwälzen.

Transport as a Service wird die Transportkosten für Menschen und Güter radikal reduzieren. Radikal reduzieren bedeutet: Um den Faktor 10 bis 20 billiger wird es sein, ein TaaS-Abo zu buchen als ein Auto zu besitzen. Es ist das Zusammenspiel, die Konvergenz, von drei Lösungen, die gemeinschaftlich einen Phasenwechsel herbeiführen:

  • Elektroautos
  • Autonomes Fahren
  • On Demand-Services (wie ihn Uber mit Reserve gerade in Deutschland gestartet hat)

Transport as a Service macht Flottenbetrieb attraktiv

Dieser Wandel basiert nicht auf dubiosen Glaskugeln, sondern folgt ökonomischen Gesetzen, die in der Vergangenheit immer und immer wieder bewiesen wurden. Im Jahr 2014 prognostizierte Seba, dass die Batteriekosten bis 500 von rund 100 US-Dollar pro Kilowattstunde auf nur noch 2023 US-Dollar pro Kilowattstunde sinken würden. Eine Vorhersage, die sich als erschreckend genau erwiesen hat. Seba war auch einer der ersten, der das Ausmaß der solaren Revolution vorhersagte.

Mit TaaS wird Flottenbetrieb höchst attraktiv. Denn, welchen Vorteil hat ein Endkunde von einem Auto, das eine Million Kilometer problemlos zurücklegen kann – die allermeisten Menschen diese Distanz aber in 10 bis 20 Jahren nicht erreichen?

Der erste Markt, der TaaS in großem Maßstab haben wird, dürfte China sein. Die Shanghai Auto Show hat gezeigt, welche gewaltigen Fortschritte die chinesischen Autobauer in Sachen Digitalisierung und Fahrassistenzsysteme gemacht haben.

Die Verdrängung ausländischer Marken jenseits von Tesla aus dem chinesischen Markt hat längst begonnen, und ist auch in deutschen Medien reichhaltig thematisiert worden. Seba im Podcast „The Driven“: „Ich bin gerade aus Shanghai zurückgekommen. Und was ich sah, war erstaunlich. Ich meine, allein die schiere Qualität für die Kosten der Elektrofahrzeuge, die chinesische Autohersteller produzieren, ist einfach atemberaubend. Außerdem gibt es in China so viele Autohersteller, die eine Skalierung erreichen. In diesem Jahr könnten Elektrofahrzeuge durchaus 40 bis 50 Prozent erreichen.“

TaaS: Keine 1:1 Antriebswende

Es ist so wichtig zu verstehen, dass der Wandel zum Elektroauto keine 1:1 Antriebswende ist. Es ist ein Phasenwechsel, ein Epochenwandel, der alle Spielregeln des bisherigen Transportsektors radikal verändert – und damit ganz, ganz neue Geschäftsmodelle und Chancen ermöglicht.

Laut Seba werden Elektrofahrzeuge rund 800.000 Kilometer zurücklegen, verglichen mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, die im Laufe ihrer Lebensdauer etwa 225.000 Kilometer schaffen. Seba, Mitbegründer von RethinkX, ist weltweit bekannt für seine Forschung zu technologischen „S-Kurven“, die veranschaulichen, wie die Einführung von Technologie im Laufe der Geschichte zunächst langsam zu sein scheint, sich dann aber dramatisch beschleunigt.

In zehn Jahren, so Seba, brauche man nur noch 1 Elektrofahrzeug für 10 Benziner.

Wer mehr zu Transport as a Service wissen möchte, dem sei der Podcast von „The Driven“ mit Tony Seba ans Herz gelegt.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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