VERBIO: Durchbruch für Biokraftstoffe der 2. Generation

Die VERBIO Vereinigte BioEnergie AG hat im sachsen-anhaltinischen Zörbig die weltweit erste industrielle Strohverarbeitungsanlage zur Herstellung von Biomethan eingeweiht. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff sprach von einem „technologischen Durchbruch für die Biokraftstoffindustrie.“ Das unter der Marke verbiogas als Kraftstoff betriebene Biomethan wird aus dem landwirtschaftlichen Reststoff Stroh hergestellt.

Cleantech & Energie News / 16.3.2012. Claus Sauter, CEO von VERBIO, sagte in seiner Ansprache Überraschendes: Das EEG, so der Vorstandsvorsitzende von VERBIO, sei nicht mehr zeitgemäß, weil es zu unflexibel sei und die wirtschaftliche Belastung für die Verbraucher zu groß. Für den Einstieg in die erneuerbaren Energien haben das EEG wertvolle Dienste geleistet – heute handele es sich aber bei den erneuerbaren Energien um ein Milliardengschäft, das den Vertrauensvorsprung der Menschen nicht verspielen dürfe. Daher habe sich VERBIO niemals mit seinen Produkten auf das EEG gestützt, sondern sich immer auf die Produktion und die Vermarktung von Biokraftstoffen konzentriert.

„Dafür sind wir anfangs belächelt worden, weil wir damit einen völlig anderen Ansatz hatten als alle anderen Unternehmen unserer Branche“, so Sauter. „Wir stehen im internationalen Wettbewb um Biokraftstoffe der 2. Generation – und können diese nur durch kontinuierlichen Fortschritt und das Eingehen von technologischen Risiken bestehen.“

Ministerpräsident Haseloff sagte, der heutige Tag sei ein besonderer Tag. „Der Widerspruch Tank oder Teller existiert nicht mehr und ist auflösbar. Dieser Biokraftstoff kann andere Kraftstoffe ablösen. Das muss sich zwischen Daumen und Zeigefinger durchsetzen. VERBIO habe ich immer als Flaggschiff empfunden.“ Die Bedeutung dieses Tages mit dem entscheidenden Meilenstein für die Biokraftstoffe, werde man, so der Ministerpräsident, womöglich erst in Rückschau in ein paar Jahren richtig bewerten können.

VERBIO investierte 2,5 Mio. Euro

VERBIO investierte 2,5 Mio. Euro in die neue Produktionsstätte und ist bereits mit 20 Prozent Marktanteil der größte Produzent von Biomethan und Bioethanol in Deutschland. Dort könne quasi alles verwertet werden, was auch eine Kuh fressen könnte, hieß es scherzhaft beim Rundgang durch die Anlage. Ministerpräsident Haseloff nahm das Bild sogleich auf und verkündete: „Dies ist der größte Kuhmagen der Welt!“

„Wir bieten heute schon die Lösung. Die von Politik und Öffentlichkeit für die Biokraftstoffproduktion der Zukunft gefordert wird“, so Vorstandschef Claus Sauter. „Kein Einsatz von Nahrungsmittelrohstoffen, keine Verdrängung landwirtschaftlicher Flächen, eine hohe CO2-Effizienz -ohne Mehrkosten für den Verbraucher.“

Schon seit 2010 produziert VERBIO Biomethan aus dem Retstoff Schlempe. Für das neue Verfahren steht VERBIO ein großes Potenzial an agrarischen Reststoffen zur Verfügung. Bislang bleiben in Deutschland 8 bis 13 Millionen Tonnen Stroh ungenutzt – hat das deutsche Biomasseforschungszentrum in Leipzig errechnet. Die Energiemenge daraus entspricht dem Bedarf von vier Millionen PKW pro Jahr. Die Strohverarbeitungsanlage der VERBIO kann 20.000 Tonnen Stroh pro Jahr zu Biomethan verarbeiten.

VERBIO: Biokraftstoff der 2. Generation

VERBIO produziert in der neuen Anlage Biokraftstoff der 2. Generation, das bedeutet, daß keinerlei Nahrungsmittelrohstoffe eingesetzt werden. Damit ist der alte Widerspruch des Tank oder Teller hinfällig. Entscheidend: Mit Biokraftstoffe aus Biomethan werden gegenüber fossilen Kraftstoffen die CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent verringert. Mit dem Biokraftstoff fahren können alle Erdgasautos, die dazu keine Umrüstung benötigen. Es fehlt allerdings noch an einer flächendeckenden Versorgung von Erdgastankstellen. Doch die Zahl der angebundenen Tankstellen wächst kontinuierlich.

Das Cleantech-Unternehmen VERBIO wurde 2006 gegründet und machte 2010 bereits 500 Mio. Euro Umsatz. Mit 780 Mitarbeitern erzeugt VERBIO 480 Gigawattstunden Biomethan pro Jahr, 450.000 Tonnen Biodiesel pro Jahr, 300.000 Tonnen Bioethanol pro Jahr sowie 60.000 Tonnen Pharmaglycerin jährlich.

Die Börse dankte den Meilenstein dem Cleantech-Unternehmen VERBIO: Die Aktie kletterte heute um zeitweise mehr als 4,3 Prozent auf 3,58 Euro. Es ist damit zu rechnen, dass der Kurs dieses Unternehmens in den kommenden Monaten ganz andere Werte erreichen könnte. Mit der überzeugenden Technologie, die zu vertretbaren Kosten einen Ersatz für ein bestehendes Problem darstellt, ist VERBIO auf einem sehr guten Weg.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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