Vow Food: Exotisches, kultiviertes Fleisch aus Australien

Vow Food ist Australiens wichtigstes Unternehmen für Laborfleisch, gegründet von George Peppou und Tom Noakesmith.

Nachhaltige Lebensmittel unwiderstehlich und gleichzeitig für Milliarden von Menschen verfügbar zu machen – nichts weniger als dieses gewaltige Ziel hat sich das australische Cleantech-Startup Vow Food gesetzt, als es 2019 gegründet wurde. Ansässig in Sydney ist das von George Peppou und Tim Noakesmith aufgebaute Unternehmen mittlerweile Australiens wichtigstes Unternehmen für Laborfleisch. Dabei konzentriert sich das Team auf ungewöhnliche, exotische Arten – wie etwa Känguruh-, Alpaka- oder sogar Mammut-Fleisch. Im Herbst 2022 hat die Produktion im großen Maßstab begonnen.

„Kultiviertes Fleisch“ ist Fleisch, das mithilfe von Zell- und Gewebekulturtechniken hergestellt wird. Dabei werden Muskelstammzellen am lebenden Tier entnommen, und das Fleisch wird im Labor gezüchtet, ohne dass ein Tier dafür sterben muss. Befürworter sehen in kultiviertem Fleisch eine nachhaltigere und tierethisch vertretbare Alternative zur herkömmlichen Fleischproduktion, da es eine geringere Umweltbelastung aufweist und kein Tierleid verursacht. Kultiviertes Fleisch hat zudem das Potenzial, einen Kostenvorteil zu haben, da es im Vergleich zu herkömmlichem Fleisch weniger Ressourcen benötigt.

Zuletzt hatte der Bundestag einen Bericht zum Thema Kultiviertes Fleisch erhalten – mehr dazu hier.

Bislang konzentriert sich der Mensch bei der Herstellung und dem Verzehr von Fleisch auf lediglich vier Tierarten. Denn es war über Jahrtausende entscheidend, sich auf die Tiere zu konzentrieren, die am erfolgreichsten domestiziert werden konnten. Aber Vow Food will weder Hühnchen- noch Schweine- oder Rinder-Fleisch kultivieren, sondern hat sich 11 ungewöhnliche Arten ausgesucht, die teilweise bereits ausgestorben sind.

Australier setzen auf exotische Fleisch-Sorten

Dazu zählen Wasserbüffel, Känguru, Alpaka und schließlich sogar Mammut-Fleisch. Insgesamt konzentriert sich das Unternehmen auf 11 solch ungewöhnlicher Arten, wohlwissend dass etwa beim Haarmammut nicht klar ist, ob dessen Proteine für den heutigen Menschen noch gut verträglich sind.

Fabrik 1 in Betrieb, Fabrik 2 in Planung

Fleischproduktion: Kultiviertes Fleisch von Vow Food entsteht in Fabrik 1.

Im australischen Bundesstaat New South Wales betreibt Vow Food die Fabrik 1 genannte Pilotanlage für das Zuchtfleisch des Unternehmens. Mit einem Output von 30 Tonnen kultiviertem Fleisch pro Jahr zählen die Australier neben Upside Foods und anderen Spezialisten zu den Pionieren in diesem Segment. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich um die größte Laborfleisch-Fabrik auf der Südhalbkugel der Erde.

Das Team hat ein äußerst schmackhaftes erstes Produkt entwickelt, und jetzt sind wir in der Lage, es in großem Maßstab zu produzieren. Wir könnten nicht aufgeregter sein, es in einem Monat der Welt zu präsentieren.

Tim Noakesmith, Co-Gründer von Vow Food, bei der Vorstellung der Fabrik 1 im Herbst 2022.

Neben der Fabrik 1, die im Herbst 2022 offiziell der Öffentlichkeit gezeigt wurde, ist bereits Fabrik 2 in Planung: Diese wird die 100-fache Menge an kultiviertem Fleisch herstellen und voraussichtlich im Jahr 2024 in Betrieb gehen.

Die Investoren von Vow Food

Im November 2022 schloss Vow Food eine Finanzierungsrunde (Series A) über 49,2 Millionen US-Dollar ab. Das frische Kapital wird zur Skalierung und zum Eintritt in weitere Märkte verwendet. Beispielsweise geht es auch um die Einführung der Produktmarke Morsel. Dahinter verbirgt sich eine Kombination aus „kulinarischer Kunst mit kultiviertem Fleisch.“ Erstes Ziel ist es, die japanische Umai-Wachtel in einige der besten Restaurants Singapurs zu bringen.

Angeführt wurde die Runde von Blackbird und Propserity7 Ventures, einem Wachstumsfonds von Aramco Ventures. Weitere Geldgeber sind Toyota Ventures, Square Peg Capital, Grok Ventures, Cavallo Ventures, Peakbridge, Tenacious Ventures, HostPlus Super, NGS Super und Pavilion Capital.

Schon zuvor, im Januar 2021, hatte Vow Food eine Millionen-Finanzspritze erhalten: 6 Millionen US-Dollar (Seed-Runde). Die ersten Geldgeber waren Square Peg Capital sowie Tenacious Ventures, Blackbird Ventures und Grok Ventures.

George Peppou und Tim Noakesmith

George Peppou ist Co-Gründerund CEO von Vow. Er ist ein Serien-Unternehmer und Erfinder mit mehr als 30 erteilten Patenten. In einem TEDx-Talk hat Peppou über die globale Krise im Zusammenhang mit dem Konsum von Fleisch gesprochen und dafür argumentiert, dass wir etwas Besseres entwerfen können, anstatt Hühnchen, Schweinefleisch und Rindfleisch zu essen. Peppou hat einen Abschluss von der University of Sydney.

Tim Noakesmith ist ebenfalls Serien-Unternehmer, gleichzeitig aber auch Design-Experte und Co-Gründer von Vow. Vow’s Philosophie ist es, einen neuen Maßstab für Geschmack, Textur und Nährstoffe zu setzen, auch bei fleischfreien Produkten. Zuvor beriet Noakesmith Kunden in den Bereichen Social Media, Content-Marketing und unterstützte das Wachstum und die Entwicklung von Unternehmen sowie die Organisation von Demonstrationen und Kampagnen.

Einschätzung von Martin Jendrischik, Cleanthinking.de

Das Cleantech-Unternehmen Vow aus Australien hat einen mehr als vielversprechenden Weg eingeschlagen, um kultiviertes Fleisch populär zu machen. Die Abgrenzung in Richtung „kultiviertes, exotisches Fleisch“ ergibt in vielen Weltregionen Sinn – womöglich in Deutschland zu viel Abenteuerlustigkeit vorausgesetzt.

Neben V2 Foods, Change Foods oder What if Foods ist Vow ein wirklicher Pionier für das Thema Laborfleisch. Es ist gut zu sehen, dass es auf jedem Kontinent chancenreiche Cleantech-Unternehmen gibt, die entsprechende Fleisch-Alternativen auf den Markt bringen werden. Das Rennen ist in vollem Gange, der Markt gigantisch – und die Klimachance alternativer Proteine exorbitant, aber bislang weitgehend ungenutzt.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.