Fünf Megatonnen CO2-Abscheidung: Weltgrößte DAC-Anlage Projekt Bison entsteht in Wyoming

Die Cleantech-Unternehmen CarbonCapture und Carbon Frontier Solutions treiben „Projekt Bison“ als weltgrößte Anlage zur Kohlendioxidabscheidung bis 2030 voran. Inflation Reduction Act von Joe Biden beschleunigt Vorhaben.

Serien-Unternehmer Bill Gross hat mit seinem Cleantech-Unternehmen CarbonCapture den Bau der weltweit größten Anlage zur Kohlendioxidabscheidung mit unterirdischer Speicherung angekündigt. Das Projekt Bison soll bis 2030 so skaliert werden, dass es fünf Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr aus der Atmosphäre entfernen kann. Als Partner für die Speicherung der Direct Air Capture-Technologie fungiert das Cleantech-Unternehmen Frontier Carbon Solutions. Ein wichtiger Treiber für das Projekt Bison: Das Klimapaket Inflation Reduction Act von Präsident Biden.

Bill Gross steckt auch hinter dem Cleantech-Unternehmen Heliogen, das sogenannte Heliostaten (Spiegel) einsetzt, um Sonnenlicht zu konzentrieren. Dadurch soll passend erneuerbare Energie erzeugt werden, um industrielle Prozesse zu dekarbonisieren. Mehr zu Heliogen gibt es hier. Daneben ist Gross auch Teil des Speicher-Unternehmens EnergyVault. CarbonCapture hat Bill Gross gemeinsam mit dem heutigen CEO Adrian Corless gegründet.

Während CarbonCapture mit dem Projekt Bison in mehreren Stufen die Abscheidung von fünf Megatonnen Kohlendioxid bis 2030 erreichen will, hat der Schweizer Wettbewerber Climeworks angekündigt, diese Schwelle „Megatonnen“ Ende der aktuellen Dekade erreichen zu wollen. Das aktuell im Bau befindliche Projekt Mammoth schafft 40.000 Tonnen pro Jahr.

Direct Air Capture-Anlage in Wyoming

CarbonCapture hat sich für seine Direct Air Capture-Anlage einen Standort in Wyoming ausgesucht, der aus Wettbewerbsgründen nicht exakt beschrieben wird. Das ländliche Wyoming soll bald mit mehreren Dutzend containergroßer Boxen „verschönert werden“. In den Boxen scheidet CarbonCapture das Kohlendioxid aus der Umgebungsluft ab – vermutlich in einem ähnlichen Verfahren, wie es auch Climeworks anwendet.

Der Clou ist dabei stets das verwendete Material: CarbonCapture verweist darauf, dass seine standardisierte Container-Technologie ganz unterschiedliche Materialien nutzen kann. Nach den Worten von CEO Adrian Corless kann es durchaus sein, dass das Material, das bis 2030 den Megatonnen-Maßstab ermöglichen soll, heute noch gar nicht existiert. CarbonCapture reklamiert darüber hinaus für sich, besonders günstige Materialien zu verwenden.

Ist das Kohlendioxid eingefangen wird es – ähnlich wie vom Unternehmen CarbFix gemacht – verflüssigt und unter die Erde gepumpt. Für diesen im Projekt Bison hat sich CarbonCapture mit Frontier Carbon Solutions einen Partner an Bord geholt. Die notwendigen Bohrungen sowie der laufende Betrieb der Verflüssigung, der Abscheidung und der Speicherung werden mit erneuerbaren Energien betrieben. Womöglich könnte hier perspektivisch auch die Heliogen-Technologie zum Einsatz kommen.

So funktioniert die unterirdische Speicherung von Carbon Frontier Solutions.

Ist Kohlenstoffabscheidung wirtschaftlich?

Rund um Climeworks, Carbon Engineering oder eben CarbonCapture entwickelt sich eine Industrie für die Direct Air Capture-Industrie. Noch ist es teuer, Kohlendioxid aus der Luft zu filtern, um es dann unterirdisch zu speichern. Bei den ersten Anlagen liegt CarbonCapture derzeit bei 600 bis 700 Dollar pro Tonne – aber Käufer, die unvermeidbare Emissionen ausgleichen wollen, gibt es zunehmend. Viele kehren dem Bäumepflanzen per Zertifikat mittlerweile den Rücken, weil der Klimawandel das Überleben der Bäume erschwert. Technologie verspricht zunehmend mehr Sicherheit.

Der IPCC fordert, dass bis Mitte des Jahrhunderts 10 Milliarden Tonnen CO2 jedes Jahr aus der Atmosphäre entfernt werden muss. Das zeigt, wie weit der Weg für die Unternehmen noch ist, echten Klimanutzen zu erzielen.

CarbonCapture versucht, die Kosten zu senken, indem es billigere Materialien zur CO2-Absorption in seinen Maschinen findet. Da derzeit Dutzende neuer Sorptionsmittel speziell für die direkte Abscheidung aus der Luft entwickelt werden, ist die Technologie des Unternehmens so konzipiert, dass sie mit diesen austauschbar ist, so dass die Anlagen leicht aktualisiert werden können, wenn die Entwicklung voranschreitet. Denkbar erscheint die Reduktion auf 250 Dollar pro Tonne des Gases.

Inflation Reduction Act beschleunigt Vorhaben

Im Inflation Reduction Act hat US-Präsident Joe Biden eine Steuergutschrift für Projekte zur direkten Kohlendioxidabscheidung von 180 Dollar pro Tonne festgelegt. Und: Eine Mindestgröße für entsprechende Projekte wurde abgeschafft. Durch das Gesetz ist die Zahl der Unternehmen, die ihre Emissionen ausgleichen wollen, sprunghaft angestiegen.

Frontier ist Teil einer Gruppe führender Unternehmen in der Kohlenstoffabscheidungs-Industrie. Dazu zählen Stripe und Alphabet, die Google-Mutter. Frontier hat sich zum Ziel gesetzt, für fast 1 Milliarde Dollar CO2-Entfernungszertifikate zu kaufen, um das Wachstum der neuen Industrie zu unterstützen.

CarbonCapture will erste Module 2023 in Betrieb nehmen

„Mit der Verabschiedung des Inflation Reduction Act, der zunehmenden Zahl von Unternehmen, die sich um hochwertige Emissionsgutschriften bemühen, und einer bahnbrechenden, kostengünstigen Technologie haben wir nun die Voraussetzungen, um DAC bis zum Ende dieses Jahrzehnts auf Megatonnen-Niveau zu skalieren“, sagte Adrian Corless, CEO und CTO von CarbonCapture Inc.

„Wir planen, unsere ersten DAC-Module bis Ende nächsten Jahres in Betrieb zu nehmen und unsere Kapazitäten so schnell wie möglich zu erweitern, sobald die Module unsere Produktionslinie verlassen. Unser Ziel ist es, Größenvorteile zu nutzen, um die günstigsten DAC-basierten Kohlenstoffabbaukredite auf dem Markt anzubieten.“

Projekt Bison ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg, die direkte Kohlendioxidabscheidung kommerziell erschwinglich zu machen. Die aktuellen Turbulenzen rund um die fossilen Energieträger lassen es möglich erscheinen, dass nicht – wie früher angenommen – 100 Dollar pro Tonne Kohlendioxid eine Obergrenze sein wird, die Unternehmen bereit sind, zu bezahlen. Vielmehr ist eine viel höhere Zahlungsbereitschaft erkennbar.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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