Oranger Wasserstoff aus Abfällen: Green Hydrogen Technology setzt neue Maßstäbe

Cleantech-Startup GHT demonstriert, wie Klärschlamm und Plastik zu kostengünstigem H2 für Industrie und Verkehr werden.

Um die CO2-Emissionen zu senken, setzt die Industrie vermehrt auf erneuerbare Energiequellen. Grüner Wasserstoff spielt hier längst eine wichtige Rolle. Das Augsburger Start-up Green Hydrogen Technology hat ein patentiertes Verfahren entwickelt, mit dem kostengünstig klimaneutraler Wasserstoff hergestellt werden soll. Das Verfahren nutzt Siedlungsabfälle wie Klärschlamm und Plastik als Rohstoffe und hat bereits erfolgreich eine Pilotanlage in Leoben in Betrieb. Entsteht dort oranger Wasserstoff für Verkehr und Industrie der Zukunft?

Green Hydrogen Technology (GHT) hat ein patentiertes Verfahren entwickelt, das es ermöglicht, grünen Wasserstoff kostengünstig und an Ort und Stelle zu erzeugen. Das Verfahren nutzt Siedlungsabfälle wie Klärschlamm und Plastik als Rohstoffe, die derzeit oft nicht ökologisch weiterverwertet werden.

Mit dem Verfahren wird CO2-neutral Hitze erzeugt, indem Klärschlamm bei mehr als 1.500 Grad erhitzt wird, und Kunststoffabfälle dem Hitzestrom zugefügt werden. Dadurch werden die enthaltenen Kohlenwasserstoffe in ein wasserstoffreiches Synthesegas umgewandelt. Der gewonnene Wasserstoff hat eine hohe Qualität und gilt als vollständig klimaneutral produziert. Das Verfahren ist flexibel einsetzbar und kann auch Biogas und Holzabfälle nutzen.

GHT stellt Wasserstoff-Preis von 2,50 Euro in Aussicht

Die Vorteile von GHT im Vergleich zu anderen Technologien zur Wasserstoffproduktion liegen laut dem Cleantech-Unternehmen aus Augsburg in der wirtschaftlichen Erzeugung von Wasserstoff in großem Umfang. Die Produktionskosten liegen bei weniger als 2,50 Euro pro Kilogramm, da keine Kosten für die Rohstoffe anfallen und teilweise sogar eine Vergütung erhalten wird. Die Anlagen haben eine Produktionskapazität von bis zu 4.500 Tonnen H2 pro Jahr.

Gleichzeitig löst das Verfahren Entsorgungsaufgaben, indem Abfälle verwertet und das darin gebundene CO2 als technisches Gas für die Industrie nutzbar gemacht wird. Die Technologie hat bereits gute Ergebnisse in einer Pilotanlage erzielt und kann dazu beitragen, CO2-Emissionen in verschiedenen Branchen wie energieintensive Industriebetriebe, Energieversorger und Kommunen schnell und signifikant zu reduzieren.

Die weiteren Pläne von Green Hydrogen Technology bestehen darin, das Verfahren industriell nutzbar zu machen und gegebenenfalls eine entsprechende Fertigung aufzubauen. Das Ziel ist es, Investoren und Partner für eine erste Industrieanlage zu finden. Langfristig könnte ein großes Flagship-Projekt entwickelt werden, bei dem der Klärschlamm für die Phosphatgewinnung genutzt wird. Zusätzlich wird ein weiterer Ansatz verfolgt, bei dem Biogas und Kunststoffabfälle zur Synthesegasgewinnung verwendet werden. Die Technologie bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten und hat ihren Praxistest erfolgreich bestanden.

Oranger Wasserstoff als Teil der Strategie der Bundesregierun

Wasserstoff aus Abfällen wird von der Bundesregierung auch als oranger Wasserstoff bezeichnet, wenngleich auch oranger Wasserstoff aus der Erdkruste existiert. In der jüngst vorgestellten Nationalen Wasserstoffstrategie von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wird Oranger Wasserstoff explizit erwähnt. Eine Chance für Green Hydrogen Technology?

Eine entscheidende Frage wird sein, ob etwa PET-Abfälle in Zukunft wirklich nur verbrannt werden können. Das Recycling, wie es etwa das französischen Cleantech-Unternehmen Carbios macht, könnte der bessere Weg darstellen. Andere Siedlungsabfälle wie Klärschlamm erscheinen aussichtsreicher, um regional benötigten Wasserstoffbedarf abzudecken.

Ein Video, das die Technologie im Einsatz zeigt, ist bei Focus Earth zu finden.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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