H2-W: Wuppertal setzt auf Brennstoffzellen-Busse mit grünen Wasserstoff

Die Stadt Wuppertal setzt ihr Projekt H2-W nun in die Tat um: Der erste von zehn Brennstoffzellen-Bussen ist von van Hool geliefert worden.

Wuppertal ist eine ungewöhnliche Stadt mit vielen Höhenunterschieden. Für heutige Elektrobusse, die rein mit Batterien betrieben werden, eine unüberwindbare Herausforderung. Daher hat sich die nordrhein-westfälische Stadt entschlossen, auf Brennstoffzellen-Busse des belgischen Herstellers van Hool zu setzen. Insgesamt zehn solcher Zweiachser werden bis Februar geliefert – dann soll auch die Elektrolyse zur Erzeugung von grünem Wasserstoff betriebsbereit sein.

Batterieelektrische Elektromobilität ist überall dort ratsam, wo sie problemlos im Alltag eingesetzt werden kann. In einer Stadt wie Wuppertal ist das unmöglich. Daher haben die Wuppertaler Stadtwerke nach Alternativen gesucht – und setzen auf Elektrobusse mit Batterie und Brennstoffzelle. Die 12 Meter langen Fahrzeuge wiegen 14 Tonnen. Sie sind mit einer 85-Kilowatt-Brennstoffzelle und einer Lithium-Titanat-Oxyd-Batterie ausgerüstet. Die maximale Wechselleistung beträgt 210 Kilowatt. Die Kosten pro Fahrzeug liegen bei rund 650.000 Euro.

Um dabei ausschließlich erneuerbare Energien einzusetzen, investieren die Stadtwerke im Projekt H2-W nicht nur in die Elektrofahrzeuge, sondern auch in einen Elektrolyseur und eine Betankungsanlage. Beide werden derzeit am Müllheizkraftwerk von AWG errichtet. Der Elektrolyseur soll mit Strom aus der Müllverbrennung betrieben werden und somit grünen Wasserstoff herstellen. Bis beide Systeme im Februar alltagsbereit sind, nutzen die Wuppertaler Stadtwerke eine Betankungsmöglichkeit mit Wasserstoff in Düsseldorf.

Megawatt-Elektrolyse liefert grünen Wasserstoff

Die Elektrolyse für die Wasserstoffproduktion hat eine Leistung von 1 Megawatt. Mit einer Speichermenge von 425 Kilogramm Wasserstoff ist sie für die Betankung der zehn Brennstoffzellen-Busse ausgelegt. Dabei nutzen WSW und AWG preiswerten Strom aus dem eigenen Müllheizkraftwerk, um die Brennstoffkosten für die elektrische Busflotte niedrig zu halten. Die Wasserstoffproduktion soll vor allem dann laufen, wenn für den Strom aus der Müllverbrennung keine hohen Marktpreise erzielt werden können. Dann ist der Eigenverbrauch wirtschaftlicher.

Der erste der zehn Brennstoffzellen-Busse ist im Dezember an die Stadtwerke ausgeliefert worden. Fünf weitere Fahrzeuge von van Hool kommen im Januar dazu, die restlichen vier dann im Februar. Noch im kommenden Jahr wird dann auch der Linienverkehr mit den neuen Verkehrsmitteln aufgenommen. Stationiert sind die Busse auf dem Busbetriebshof Nächstebreck, auf dem die Werkstätten entsprechend umstrukturiert und das Personal geschult wurde.

Brennstoffzellen-Busse sparen 700 t CO2 pro Jahr

Durch den Einsatz der zehn Brennstoffzellen-Busse können fast 700 Tonnen CO2 pro Jahr im Vergleich zu Dieselbussen eingespart werden. Die Brennstoffzellen-Busse bieten Platz für 75 Fahrgäste. Die Gesamtkosten für das Wasserstoffprojekt betragen 12 Millionen Euro, davon entfallen 5,5 Millionen Euro auf die Errichtung der Wasserstoff-Produktionsanlage und 6,5 Millionen Euro auf die Anschaffung der Fahrzeuge. Die Förderung des Projekts H2-W beträgt 6,5 Millionen Euro.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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