Oceanbird: Mit Windkraft Autos über die Weltmeere transportieren

Schwedisches Technologieunternehmen Wallenius Marine stellt dritte Version des Auto-Transportschiffs Oceanbird vor.

Große Seeschiffe mit der Kraft von Wellen oder Wind anzutreiben, ist eine komplexe Herausforderung. Das deutsche Cleantech-Startup SkySails arbeitet beispielsweise seit Jahren daran (vgl. hier und dort). Jetzt kommt ein schwedisches Technologieunternehmen mit einer Innovation. Das Transportschiff OceanBird von Wallenius Marine soll Platz für 7.000 Autos bieten – und durch Windenergie 90 Prozent der CO2-Emissionen einsparen.

Beim Oceanbird handelt es sich um ein PCTC-Konzept (Pure Car and Truck Carrier) und soll helfen, weniger fossile Brennstoffe beim Warentransport zu benötigen. Oceanbird zeigt, dass die maritime Industrie große Veränderungen herbeiführen kann und dass eine emissionsfreie Schifffahrt möglich ist, die Wind als Hauptenergiequelle nutzt.

Der Schiffsrumpf wird von fünf teleskopischen „Flügelsegeln“ überragt, die jeweils 80 Meter hoch sind. Die Segel können um 360 Grad gedreht werden, ohne sich zu berühren, und können bis auf 60 Meter eingezogen werden, um Brücken zu unterqueren oder rauem Wetter zu trotzen. Die Segel, die aus Stahl und Verbundwerkstoffen hergestellt werden sollen, müssen diese Größe haben, um genügend Antriebskraft für das 35.000 Tonnen schwere Schiff zu erzeugen.

Die bislang einzigartige Höhe der Segel sorgte bei der Entwicklung für Herausforderungen. Das Schiff ragt an der Spitze des Mastes mehr als 100 Meter über 100 Meter in die Höhe – und ist dort ständig dem Wechsel von Windrichtung und -geschwindigkeit ausgesetzt.

Um diese atmosphärischen Bedingungen zu verstehen, integrierte Wallenius bei Atlantiküberquerungen herkömmlicher Schiffe Sensoren, um entsprechende Daten bis in eine Höhe von 200 Metern zu sammeln. Auf dieser Basis entstand schließlich ein effizientes Flügel- und Rumpfsystem, das die verfügbaren Winde ideal ausnutzen kann.

Im April 2018 verabschiedete der Ausschuss für den Schutz der Meeresumwelt eine erste Strategie zur Reduzierung der
der Treibhausgasemissionen von Schiffen. Ziel ist es, die gesamten jährlichen THG-Emissionen bis 2050 um mindestens 50 Prozent zu reduzieren – im Vergleich zu 2008.

Die Windsegel der Oceanbird ermöglichen Geschwindigkeiten von 10 Knoten.

Der Oceanbird soll bei einer typischen Atlantiküberquerung eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 Knoten haben – bisherige Schiffe schaffen 17 Knoten. Es wurde speziell für das Segeln auf den Weltmeeren konzipiert. Eine Nordatlantiküberquerung mit dem Oceanbird wird daher etwa zwölf Tage dauern, im Vergleich acht Tagen beim Einsatz eines herkömmlichen Schiffs.

Wir sind stolz darauf, die dritte Iteration unseres Entwurfs zu präsentieren. Es ist entscheidend, dass die Schifffahrt nachhaltig wird. Unsere Studien zeigen, dass Wind die interessanteste Energiequelle für den Seetransport und mit den 80 Meter hohen Flügelsegeln auf Oceanbird entwickeln wir die Seefrachtschiffe der Zukunft.

Per Tunell, COO Wallenius Marine

Oceanbird ist ein schwedisches Kooperationsprojekt zwischen Wallenius Marine, KTH (Königliche Technische Hochschule) und SSPA. Es wird von der schwedischen Verkehrsbehörde unterstützt, die als Co-Finanzierer fungiert.

Bis die Oceanbird über die Weltmeere schippern kann, wird es aber noch dauern: Ab Ende des Jahres sollen nächste Schritte mit einem 7-Meter-Modell in Stockholm gemacht werden. Auch hier geht es um die Sammlung von Daten für die Fertigstellung des Schiffsentwurfs. Ziel der Partner ist es, die Oceanbird im Jahr 2024 in See stechen zu lassen.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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