EU-Parlament: Keine Neuzulassung mehr von PKW mit Verbrennungsmotor. Keine Zukunft für E-Fuels im Auto.
Die Zeit vom Verbrennungsmotor in PKWs und kleinen Nutzfahrzeugen geht in der Europäischen Union zu Ende: Am 14. Februar 2023 hat das EU-Parlament das Verbrenner Verbot 2035 mit 340 zu 279 Stimmen besiegelt. Das bedeutet: Keine Neuzulassung mehr von Autos mit Benzin- und Diesel-Motor sowie keine Perspektive für E-Fuels im PKW. Ein entscheidender Schritt für die Verkehrswende in Europa bringt Technologieklarheit für die Automobilbranche. Der Schub für das vollelektrische Elektroauto, den Ausbau des ÖPNV, das Radverkehrs und des Schienenverkehrs wird gewaltig sein.
Die deutsche und europäische Autoindustrie kann sich voll auf den Ausbau vollelektrischer E-Autos konzentrieren – und der Staat muss für die Ansiedlung von weiteren Batteriefabriken neben CATL, Northvolt, SVOLT und (perspektivisch) Tesla sorgen sowie die Ladeinfrastruktur konsequent ausbauen.
Verbrennungsmotor ist ein Auslaufmodell
Mit dem Verbrenner Verbot 2035 ist der Verbrennungsmotor, der Diesel oder Benzin verbrennt zum Auslaufmodell geworden. Dabei ist es gar nicht nur der Diesel- oder Benzin-Motor selbst, der zu Problemen führt: Insbesondere fossile Kraftstoffe sind für schädliche Emissionen und für hohen Treibhausgasausstoß verantwortlich. Ohne die Abschaffung der PKW sind die Klimaziele im Verkehrssektor nicht einzuhalten.
Europa sendet mit dieser Entscheidung ein Signal an die Automobilwirtschaft: Die Mobilität der Zukunft ist elektrisch. Es ist zweifelsohne ein guter Schritt für die Erreichung der Klimaziele – allerdings kommt das Verbrenner Verbot 2035 dafür sogar immer noch ein paar Jahre zu spät. Laut Greenpeace müsste das Verbot von Verbrennungsmotor-PKW spätestens 2028 Realität werden, um konform mit den Klimaschutzzielen zu sein.
Eine Chance für das Vorziehen auf 2028 gibt es noch. 2026 wird die Entscheidung überprüft – eine Beschleunigung wäre im Bereich des Möglichen.
Echte Verkehrswende vorantreiben
Ziel Europas muss es jetzt sein, die Verkehrswende ohne PKW mit Verbrennungsmotor voranzutreiben. Dabei spielt das autonome Fahren ebenso eine Rolle, wie die Abkehr vom Fahrzeugbesitz. Es ist der Disruption im Automobilsektor durch den Ersatz durch den Elektromotor geschuldet, dass E-Autos weiter an Qualität und Reichweite zunehmen werden – und trotzdem günstiger werden. Bedeutet: Die mit einem Elektrofahrzeug mögliche Reichweite übersteigt den Bedarf eines normalen Autofahrers um Längen.
Daher wird es für Flottenbetreiber attraktiv, sehr günstig Fahrzeuge auf Abruf zur Verfügung zu stellen. Gerade in den Städten wird Fahrzeugbesitz abnehmen. Die flexible Verkehrsmittel-Wahl – je nach Bedarf – wird zunehmen. Auch die Tendenz zu Einfahrbeschränkungen in Städte oder höhere Preise für Parkraum verstärken diesen Wandel. Es braucht also eine echte, intermodale Verkehrswende – vom Fahrrad, über E-Bike und E-Roller, den ÖPNV bis hin zum Fahr- und Lieferservice mit autonomen Fahrzeugen.
Denn dann sind zwei ganz entscheidende Dinge möglich: Einerseits die Reduktion des Fahrzeugbestandes. Und andererseits die Sicherstellung, dass E-Autos, die gerade nicht im Einsatz sind, entweder netzdienlich geladen werden oder aber ans Stromnetz angeschlossen sind, und etwa Lastspitzen ausgleichen. Gelingt es also etwa Quartiers-Ladestationen aufzubauen, die genau diese Funktionen erfüllen, kommt große Flexibilität ins Stromnetz, und der Bedarf an Netzausbau wird reduziert.
Elektroauto löst fossiles System ab
Der Verbrennungsmotor ist ein Stück deutscher Ingenieurgeschichte – und wird bald im Museum landen. Er steht symbolträchtig für den jahrzehntelangen Erfolg von Audi, Mercedes, BMW oder Volkswagen. Obwohl der Verbrennungsmotor den Konzernen noch Milliardengewinne beschert, steht die Technologie spätestens seit dem Diesel-Skandal auch symbolisch für die Perversion des Wohlstands der reichen Industrienationen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Elektroauto das fossile System ablöst.
Würden Ingenieure heute neu über die Entwicklung eines Motors nachdenken, sie würden immer zum Elektromotor als sinnvolles Ergebnis kommen – und nie auf die Idee, eine Wärmemaschine wie den Kolbenmotor für den Antrieb schwerer Autos zu nutzen.
Noch dazu hat sich ein System um den PKW herum entwickelt, das den Planet mit an den Rand des Abgrunds gebracht hat: Die Förderung von Erdöl am anderen Ende der Welt ist nicht nur umweltschädlich, sondern auch energieintensiv. Mit jedem Liter Öl wird es komplizierter den nächsten Liter etwa aus 2.000 Metern Tiefe zu fördern, Unfälle mit Tankern oder auf Bohrinseln werden häufiger. Anschließend wird das schwarze Gold um den halben Planeten geschifft, um energieintensiv raffiniert zu werden.
Ist aus dem Erdöl dann Benzin und Diesel geworden, braucht des Tanklaster, um den Kraftstoff erst auf Tankstellen und dann unter Einsatz elektrisch angetriebener Pumpen auf Fahrzeuge zu verteilen. Dort wird der so umweltschädlich und energieintensiv erzeugte Kraftstoff mit schlechten Wirkungsgraden verbrannt. Dabei entstehen Abgase, die die menschlichen Lungen schädigen, und viele Menschen krank machen.
Doch trotz dieses offensichtlichen Wahnsinns, werden Benzin- und insbesondere Diesel-Motoren in Deutschland oder der Schweiz regelrecht vergöttert. Facebook-Gruppen wie „Fridays for Hubraum“ versammeln 500.000 Verteidiger gegen das Verbrenner Verbot 2035, viele Politiker von AfD, FDP und CDU trommeln für die Weiternutzung der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, hoffen auf Lösungen zur Verbrennung von Wasserstoff beispielsweise. Was rational kaum erklärbar erscheint, ist längst zu einer tragischen Frage der Emotionen geworden.
Wie funktioniert ein Verbrennungsmotor?
Der Verbrennungsmotor wandelt Energie, die bei der Verbrennung von Kraftstoff wie Diesel oder Benzin freigesetzt wird, in mechanische Arbeit um. Dabei wird dieser unter hohem Druck als Kraftstoff-Luft-Gemisch in einer Explosion verbrannt. Durch die urplötzliche Ausdehnung wird ein Kolben in Bewegung gesetzt – daher spricht man auch vom Kolbenmotor. Diese Bewegung wird anschließend bis zum Antriebsstrang des Fahrzeugs geführt. Der typische Hubkolbenmotor verfügt über eine Kombination aus Pleuel und Kurbelwelle. Andere Varianten sind etwa der Wankel- oder Sternmotor.
Lange war dieser Garant für den Aufstieg der deutschen Automobilindustrie. Doch der Diesel-Skandal insbesondere von Volkswagen und die neu entwickelte Alternative des lokal emissionsfreien Elektromotors sorgen dafür, dass es einen Wandel gibt. Ganz Aussterben wird der Verbrenner so schnell nicht: Vorerst wird es in Europa vor allem bei den PKWs zum Austausch der Flotte kommen. In 2045 werden kaum noch Autos mit Verbrennungsmotoren auf deutschen Straßen unterwegs sein.
Dieser Beitrag zur europäischen Verkehrswende und zum Verbrenner Verbot 2035 entstand ursprünglich am 8. Juni 2021. Das letzte Update gab es am 14. Februar 2023 nach der historischen EU-Entscheidung zum Verbrenner Verbot 2035.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was passiert mit meinem PKW nach 2035?
Das Verbrenner Verbot 2035 gilt für Neuzulassung von PKWs mit Verbrennungsmotor. Gebrauchte Fahrzeuge können weiter gefahren und theoretisch auch weiterverkauft werden. Vorstellbar ist, dass die Politik sich für eine Prämie zur Verschrottung einsetzen wird – damit die deutschen Verbrenner nicht im europäischen Ausland weiterfahren. Eine wiederholte Zulassung durch einen Verkauf ist unproblematisch (Stand heute).
Haben Verbrennungsmotoren Bestandsschutz?
Ja, für alle bis 2035 zugelassenen Fahrzeuge gilt ein Bestandsschutz.
Soll ich mir noch einen Benziner kaufen?
Die Zukunft hat begonnen: Daher sollte man heute – wenn möglich – eher zu einem Elektroauto als zu einem Benziner oder Diesel greifen.