VW Power Day: Volkswagen kündigt sechs Gigafactories mit 240 GWh bis 2030 in Europa an

Zusammen mit BP (UK), Iberdrola (Spanien) und Enel (Italien) baut der Volkswagen-Konzern das europäische Schnellladenetzwerk aus.

Der Volkswagen-Konzern plant bis Ende des Jahrzehnts, sechs Gigafactories in Europa für Elektroauto-Batteriezellen mit jeweils 40 Gigawattstunden aufzubauen. Das kündigte der Autobauer im Rahmen des Power Day an. Strategisches Ziel ist es, die Batteriekosten um 50 Prozent zu senken. Außerdem will der Wolfsburger Konzern den Bedarf an Batteriezellen über 2025 hinaus absichern, und die eigene Wertschöpfungskette verbreitern. Ein Aspekt ist die Ausdehnung der Partnerschaft mit Northvolt. Die schwedische Gigafactory wird 2023 in Betrieb gehen.

Ähnlich wie Tesla setzt Volkswagen zunehmend kobaltfreie und günstigere Lithium-Eisenphosphat-Zellen, die mehr Bedeutung erlangen sollen als NMC-Zellchemie mit Nickel, Mangan und Kobalt. Mittelfristig setzt Volkswagen auch auf Festkörper-Batterien (Solid State) – vermutlich besonders über die Technologie des Cleantech-Startups Quantumscape.

Allein in Europa sollen bis Ende des Jahrzehnts sechs Gigafabriken mit einer Gesamtkapazität von 240 Gigawattstunden entstehen. Dabei ist die erste Gigafactory die von Northvolt in Schweden, die ab 2023 produzieren und sukzessive skaliert werden soll.

Die zweite Volkswagen-Gigafactory entsteht in Salzgitter – ebenfalls mit 40 Gigawattstunden. Den dortigen Standort hat Volkswagen von Northvolt bzw. dem Joint Venture übernommen. Hier soll ab 2025 die sogenannte „Einheitszelle“ für das Volumengeschäft hergestellt werden. Diese Einheitszelle soll in 80 Prozent der Fahrzeuge des Konzerns zum Einsatz kommen. Die dritte Fabrik soll nach Südeuropa kommt. Die vierte Gigafactory nach Osteuropa. Die Fabriken 5 und 6 wurden nicht genauer benannt.

E-Mobilität ist zu unserem Kerngeschäft geworden. Nun integrieren wir systematisch weitere Stufen in der Wertschöpfungskette. Wir sichern uns langfristig eine Pole-Position im Rennen um die beste Batterie und das beste Kundenerlebnis im Zeitalter der emissionslosen Mobilität.

Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns

Weitere Einsparungen werden durch eine Optimierung des Zelltyps, innovative Produktionsmethoden sowie das konsequente Recycling erzielt. Volkswagen will damit die Kosten für Batterien im Einstiegssegment schrittweise um bis zu 50 Prozent und im Volumensegment um bis zu 30 Prozent reduzieren. „Auch bei der Batterie werden wir unsere Größenvorteile zugunsten der Kunden nutzen. Im Durchschnitt werden wir damit die Kosten für Batteriesysteme auf deutlich unter 100 Euro pro Kilowattstunde senken. Damit wird die E-Mobilität endgültig erschwinglich und zur bestimmenden Antriebstechnologie“, so Thomas Schmall, Technikvorstand des Volkswagen-Konzerns.

Auch den weltweiten Ausbau des öffentlichen Schnellladenetzes treibt Volkswagen energisch voran. In Europa hat das Unternehmen dazu Kooperationen mit den Energieunternehmen BP (Großbritannien), Iberdrola (Spanien) und Enel (Italien) vereinbart. Bis 2025 will das Unternehmen im Verbund mit Partnern rund 18.000 öffentliche Schnellladepunkte in Europa betreiben. Das entspricht einer Verfünffachung des Schnellladenetzes gegenüber heute und rund einem Drittel des für 2025 prognostizierten Gesamtbedarfs auf dem Kontinent.

Dazu werden neben dem Joint-Venture Ionity auch eine Reihe von strategischen Partnerschaften beitragen. Gemeinsam mit BP will Volkswagen europaweit rund 8.000 Schnellladepunkte aufbauen. Die Schnelllader mit 150 kW Ladeleistung werden an insgesamt 4.000 Tankstellen von BP und ARAL entstehen, ein Großteil davon in Deutschland und Großbritannien. In Spanien sollen in Kooperation mit Iberdrola vor allem die Hauptverkehrsachsen erschlossen werden. In Italien will Volkswagen mit Enel kooperieren, um das Schnellladenetz sowohl an Autobahnen als auch im städtischen Raum auszubauen. Für das Gesamtprogramm in Europa wird Volkswagen bis 2025 circa 400 Millionen Euro aufwenden. Weitere Umfänge werden von externen Partnern getragen.

Auch in den USA und China baut Volkswagen das öffentliche Schnellladenetz aus. Electrify America plant bis Ende des Jahres rund 3.500 Schnellladepunkte in Nordamerika. In China plant Volkswagen über das Joint-Venture CAMS mit insgesamt 17.000 Schnellladepunkten bis 2025.

Volkswagen macht Elektroauto zum Teil des Energiesystems

Entscheidend für die Transformation der Autoindustrie ist, dass es sich beim disruptiven Wandel zum Elektroauto um viel mehr als einen Antriebswechsel handelt. Es ist ein Systemwandel. Das hat auch der Volkswagen-Konzern erkannt – und macht das Elektroauto jetzt zum Teil des Energiesystems. Bis 2022 soll bidirektionales Laden möglich werden. So werden Autofahrer zum Energieerzeuger. Die entsprechende Wallbox nennt Volkswagen „mobile Powerbank“. Mit der Energietocher Elli wurde in Wolfsburg bereits ein Pilotprojekt angestoßen.

Eine weitere Dimension betrifft die Einspeisung von überschüssigem Windstrom in batterieelektrische Fahrzeuge. So soll die bereits vorhandene erneuerbare Energie vernünftig verwendet werden. das betrifft nicht nur Deutschland, sondern beispielsweise auch den Energiemarkt Kalifornien.

Konkret: Volkswagen wird das Elektroauto künftig in private, geschäftliche und öffentliche Energiesysteme integrieren. Regenerativer Strom aus der Solaranlage kann dann im Fahrzeug gespeichert und bei Bedarf wieder in das Hausnetz zurück gespeist werden. Damit machen sich Kunden nicht nur unabhängiger vom öffentlichen Stromnetz, sondern sparen auch Kosten und CO2. Modelle auf Basis des Volkswagen-eigenen MEB Elektro-Baukastens werden diese Technologie ab 2022 unterstützen.

Volkswagen wird außerdem ein Gesamtpaket mit allen Modulen und digitalen Diensten anbieten – von der bidirektionalen Wallbox bis zum Energiemanagement. Die Technologie soll zudem bald im größeren Maßstab zum Einsatz kommen – etwa in Wohnanlagen, Unternehmen oder im allgemeinen Stromnetz.

Wie Aral und Volkswagen kooperieren

Volkswagen und bp haben heute bekannt gegeben, gemeinsam den Ausbau von ultraschnellen Ladestationen für Elektrofahrzeuge in Deutschland, Großbritannien und anderen Ländern in Europa beschleunigen zu wollen.

Durch die Partnerschaft könnten sich E-Autofahrer mehr auf hochwertige und zuverlässig funktionierende Lademöglichkeiten in ihrer Nähe verlassen. bp schätzt, dass rund 90 Prozent der Kunden in Deutschland und Großbritannien höchstens 20 Minuten von einer Aral bzw. bp Tankstelle entfernt wohnen.

Aral hatte bereits im Mai 2019 mit dem Bau ultraschneller Ladestationen begonnen und erst kürzlich die Installation von 500 Ladepunkten an über 120 Stationen bis Jahresende verkündet.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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