Wasserstoff-Generalist erwartet bis 2030 mehr Nachfrage als Angebot in Deutschland

Eternal Power rechnet mit einer Wasserstoff-Importquote von 70 bis 80 Prozent.

Der Wasserstoff-Generalist Eternal Power erwartet mindestens bis 2030 mehr Nachfrage als Angebot an grünem Wasserstoff in Deutschland – und das, obwohl mit einer Importquote von 70 bis 80 Prozent gerechnet wird. Erst ab 2025 sind „nennenswerte“ Wasserstoff-Lieferungen wahrscheinlich. Wasserstoff-Projekte, die heute starten, benötigen von der Finanzierung über die Planung bis zum Start der Wasserstoffproduktion fünf Jahre. Die Kosten für Wasserstoff aus dem Ausland werden deutlich niedriger sein als die für einheimischen, grünen Wasserstoff.

Eternal Power, Cleantech-Unternehmen aus Hamburg, sieht sich als Wasserstoff-Generalist und will die gesamte Wertschöpfungskette von der Elektrolyse bis zum Transport abdecken. Aus der Sicht der Experten muss der Wasserstoffmarkt doppelt so schnell hochgefahren werden wie der LNG-Markt. Bis ein Handelsvolumen von 350 Millionen Tonnen LNG (Flüssiggas) erreicht wurde, sind ungefähr 60 Jahre vergangen. Vergleichbar hierzu würden rund 150 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff benötigt – aber in der Hälfte der Zeit.

Dafür müssen Infrastruktur, Transport-, Lager- und Elektrolyse-Kapazitäten massiv ausgebaut werden, wie Robert Meitz aus dem Eternal Power Gründer-Team weiß. „Die Nachfrage nach grünem Wasserstoff ist enorm und wird auch noch weit nach 2030 das Angebot übersteigen. Die hohe Nachfrage ist ein wichtiger Katalysator für den Markthochlauf und schafft Investitionssicherheit. Jetzt müssen Projekte und Infrastruktur folgen. Wir rechnen damit, bis 2025 als eines der ersten Unternehmen grünen Wasserstoff in Deutschland produzieren und an Kunden hierzulande liefern zu können.“

Elektrolyse-Leistung weltweit erst bei unter 0,1 Prozent

Ein wichtiger Faktor für einen schnellen Hochlauf der grünen Wasserstoffwirtschaft stellt der Ausbau von Elektrolyseanlagen dar. Dabei handelt es sich um Anlagen, die mithilfe von grünem Strom, Wasser in Wasserstoff verwandeln. Im Jahr 2021 lag die globale Elektrolyse-Kapazität bei etwa 500 Megawatt. Bis 2050 muss sie laut International Energy Agency auf über 3.500 Gigawatt wachsen, damit über 300 Mio. Tonnen Wasserstoff produziert werden können. Allein in Deutschland sollen die Elektrolyse-Kapazitäten bis dahin auf 50 Gigawatt ausgebaut werden.

Deutschland wird für die Erreichung der Klimaziele geschätzte 13 Mio. Tonnen grünen Wasserstoff bzw. Derivate benötigen. 3 Mio. Tonnen davon lassen sich voraussichtlich vor Ort herstellen.

Eternal Power CEO Dr. Moritz Schwencke

Rund 70 bis 80 Prozent des deutschen Wasserstoff-Bedarfs werden in Zukunft also durch Importe gedeckt werden müssen. Grund dafür sind unter anderem der schleppende Ausbau und die hohen Kosten für Strom aus erneuerbaren Quellen. Einsparvolumen laut Wasserstoff-Generalist Eternal Power? 5 Billionen US-Dollar. Strom aus Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft kann in Südamerika, Australien oder im nahen Osten deutlich günstiger hergestellt werden.

„Wir setzen frühzeitig auf internationale Großprojekte, mit denen sich langfristige Kostenvorteile generieren lassen“, so Meitz. Dazu hat Eternal Power bereits erste Partnerschaften in der Türkei, in Vietnam und auch Lateinamerika abgeschlossen. Die Hamburger arbeiten an dem Aufbau von internationalen Projekten ab einer Produktionskapazität von einem Gigawatt und wollen damit zu einem der führenden Hersteller für grünen Wasserstoff werden.

Es geht dabei nicht nur darum, erneuerbare Energiequellen für den eigenen Bedarf zu sichern, sondern auch als Exportland die Nase vorn zu haben. „Unternehmen müssen vorausschauend planen, denn das Angebot an grünem Wasserstoff wächst nur langsam“, weiß Meitz. Er schätzt, dass die Preise in den nächsten drei Jahren sogar steigen dürften. Regierungen weltweit haben deshalb teils enorme Förderprogramme verabschiedet: Die Bundesregierung unterstützt mit mehreren Millionen die Stiftung H2Global.

Die USA haben letztes Jahr mit dem Inflation Reduction Act ihr eigenes Subventionsprogramm vorgestellt. Meitz: „Der Wille, grünen Wasserstoff in großem Stil zu produzieren, ist groß. Um die Klimaziele bis 2050 zu erreichen und unabhängig von fossilen Energiequellen zu werden, müssen Firmen und Länder in Zukunft auf grünen Wasserstoff setzen und sich diese rare Ressource frühzeitig sichern. Bereits jetzt herrscht ein Wettbewerb um die besten Produktionsstandorte.“

Einschätzung von Martin Jendrischik, Cleanthinking.de:

Die Analyse vom Wasserstoff-Generalist Eternal ist ausgesprochen wertvoll. Denn sie zeigt, dass es nach wie vor keinen Grund gibt, das grüne Gas verschwenderisch etwa im PKW oder für Heizungen zu verwenden. Es muss immer dort eingesetzt werden, wo Elektrifizierung oder andere Alternativen nicht verfügbar sind. Allein der Industriebedarf zur Dekarbonisierung ist gigantisch. Und sehr, sehr viele Staaten errichten gerade ihren Wasserstoffmarkt.

Der globale Wettbewerb wird gewaltig werden – daher sind Projekte, wie die von Eternal Power oder HH2E unglaublich wichtig. Diese Cleantech-Unternehmen werden gezielt auf deutsche Abnehmer zugehen, und schrittweise für die Deckung des Bedarfs sorgen. Es ist aber mit Sicherheit kein Sprint, sondern ein Marathon, der jetzt erst so richtig beginnt – obwohl schon sehr, sehr lange über die künftige Wasserstoffwirtschaft diskutiert wird.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

Wasserstoff